In unserem Blog betrachten wir die unterschiedlichsten Aspekte rund um den Optionshandel und die Börse. Heute geht es einmal um die Grundlagen des Optionshandels. Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Arten: Kauf (Call) und Verkauf (Put) Optionen. In diesem ersten Teil behandeln wir die Theorie und ein praktisches Beispiel einer Call Option. Im zweiten Teil schauen wir uns dann die Put Optionen genauer an.
Theoretische Definition einer Call Option
Eine Option ist eine Vereinbarung zwischen einem Käufer und einem Verkäufer. Der Verkäufer wird dabei auch Stillhalter genannt.
Diese Vereinbarung beinhaltet das Recht…
» eine bestimmte Sache (Underlying), …
» zu einer bestimmten Menge (Kontraktgröße), …
» an einem bestimmten Termin (Verfallstag), …
» zu einem bestimmten Preis (Strike), …
» zu kaufen (Call).
Für dieses Recht muss der Käufer der Option dem Verkäufer eine Prämie (Optionspreis) bezahlen.
Beispiel: Kauf eines Grundstückes
Zum anschaulichen Verständnis dieser Begriffe werden wir uns den Kauf eines Grundstückes mit einer Call Option anschauen.
Eigentümer E besitzt ein Grundstück in Kalifornien. Auf diesem Grundstück hat er ein Ferienhaus stehen, dass er an Feriengäste vermietet und damit regelmäßige Einnahmen verdient – Im Fall eines Investors könnte das auch eine Aktie sein, die regelmäßig Dividenden ausschüttet. Grundsätzlich ist E mit seinem Grundstück zufrieden, er kann sich aber vorstellen es zu verkaufen.
Das Grundstück hat zum aktuellen Zeitpunkt einen Preis von 1 Mio USD.
Der Kaufinteressent K findet das Grundstück interessant, der Preis von aktuell 1 Mio USD ist für ihn auch in Ordnung. Allerdings möchte er das Grundstück erst in einem Jahr kaufen. Die Hintergründe können verschieden sein: die Finanzierung steht noch nicht, er möchte zusätzliche Gutachten einholen oder er möchte die Preisentwicklung der Grundstücke in Kalifornien beobachten.
Kaufinteressent K geht nun auf Eigentümer E zu und schlägt ihm eine Kaufoption (Call) vor. Dieser Call besagt, dass K das Grundstück von E zu einem Preis von 1 Mio USD in einem Jahr abkaufen kann. E geht diese Vereinbarung ein, möchte für die Kaufoption aber eine Prämie erhalten. Die beiden einigen sich und vereinbaren eine Optionsprämie von 100 T USD, die K sofort an E bezahlt.
Vorab: Sollte K in einem Jahr seinen Call ziehen, dann kostet ihn das Grundstück insgesamt den vereinbarten Kaufpreis von 1 Mio USD plus die Optionsprämie von 100 T USD. Insgesamt also 1,1 Mio USD.
Mögliche Szenarien nach 1 Jahr
Nach einem Jahr wird von einem unabhängigen Gutachter ein aktueller Preis des Grundstückes ermittelt, der neue Marktpreis. Im Folgenden schauen wir uns nun 3 mögliche Szenarien an, in Abhängigkeit des ermittelten Grundstückpreises:
Szenario 1: Preis ist um 500 T USD gestiegen
Der Marktpreis des Grundstückes beträgt nun 1,5 Mio USD. Das freut den Kaufinteressenten K, denn er wird nun seinen Call ziehen. Damit kann er das Grundstück für 1 Mio USD erwerben. Sollte er es sofort weiterverkaufen, hätte er einen Gewinn von 1,5 Mio USD – 1 Mio USD = 500 T USD erzielt. Allerdings muss er noch die Kosten des Calls in Höhe von 100 T USD von seinem Gewinn abziehen, somit beträgt sein Gewinn 400 T USD.
Der Eigentümer E muss also sein Grundstück für 1 Mio USD verkaufen. Er hat dafür die Optionsprämie erhalten und hat somit einen Gewinn von 100 T USD erzielt (entgangene Gewinne durch die Preissteigerung sind hier nicht berücksichtigt).
Szenario 2: Preis ist gleichgeblieben
Der aktuelle Marktpreis beträgt weiterhin 1 Mio USD. Der Kaufinteressent K kann sich nun entscheiden, ob er seinen Call ziehen möchte. Wenn er ihn zieht, dann erwirbt er das Grundstück für 1 Mio USD vom Eigentümer E. Kaufinteressent K hat damit aber zunächst einen Verlust gemacht, denn er musste ja die Optionsprämie von 100 T USD bezahlen. Diese 100 T USD kann der Eigentümer E wiederum als Gewinn verbuchen.
Szenario 3: Preis ist um 500 T USD gefallen
Kalifornien wird noch stärker als bisher von Erdbeben heimgesucht und die Immobilienpreise fallen deutlich. Der Interessent K wird nun seine Kaufoption nicht ziehen. Es macht für ihn in der aktuellen Lage keinen Sinn, ein Grundstück im Wert von 500 T USD für 1 Mio USD zu erwerben. Sein Call verfällt also. Somit endet das Geschäft für ihn mit einem Verlust, denn er musste ja die Optionsprämie in Höhe von 100 T USD bezahlen. Übrigens – Verlust ist hier natürlich Definitionssache. Denn er ist dieses Optionsgeschäft ja z.B. aus dem Grund eingegangen, um die Preise 1 Jahr zu beobachten und danach zu entscheiden.
Der Eigentümer E hat weiterhin sein Grundstück und hat einen Gewinn von 100 T USD durch die Optionsprämie erzielt (auch hier wird der Preisrückgang des Grundstückes nicht als Verlust eingerechnet).
Zusammenfassung
Bringen wir nun dieses fiktive Beispiel mit der theoretischen Definition zusammen:
Diese Vereinbarung zwischen Eigentümer E (Verkäufer der Call Option) und Kaufinteressent K (Käufer der Call Option) beinhaltet das Recht…
» eine bestimmte Sache (Underlying) –> Grundstück in Kalifornien
» zu einer bestimmten Menge (Kontraktgröße) –> 1 Grundstück
» an einem bestimmten Termin (Verfallstag) –> 1 Jahr
» zu einem bestimmten Preis (Strike) –> 1 Million USD
» zu kaufen (Call).
Für dieses Recht muss der Käufer (Kaufinteressent K) der Option dem Verkäufer (Eigentümer E) eine Prämie (Optionspreis = 100 T USD) bezahlen.
Fazit
Dieses Beispiel ist rein fiktiv, soll aber die Grundlagen und die wichtigsten Begriffe erklären. Es ist essentiell, dass ihr auch die Theorie und die Hintergründe kennt, um professionell an den Märkten zu agieren.
Hier geht’s zu Teil 2 – Was ist eine Put Option?
Mehr zur Call-Option im Video:
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