Collar Strategie

Wie funktioniert eine Collar-Strategie?

Die Collar-Strategie mit Optionen ist die Kombination eines Covered Calls zur Prämieneinnahme und eines Long Puts zur Absicherung einer Aktie. In diesem Blogbeitrag erklären wir die Struktur dieser Optionsstrategie und geben euch einige Tipps für die praktische Umsetzung.

Collar Strategie

Aufbau und Erklärung der Collar-Optionsstrategie

Voraussetzung für den Handel der Collar-Strategie mit Optionen ist ein Aktienpaket von 100 Aktien. Anschließend verkauft man als erstes eine Out-of-the-Money Call-Option und handelt damit einen Covered Call. Mit der eingenommen Optionsprämie wird danach der Kauf einer Long-Put-Option zur Absicherung der Aktie vor einem Crash finanziert.

Der Covered Call

Wurde eine solche Call-Option verkauft, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Aktie fällt, läuft seitwärts oder steigt nur leicht an, liegt aber am Verfallstag der Option unter dem Strike der Option. Dann verfällt die Option wertlos und die Prämie darf vollständig behalten werden und der Trade kann mit einer neuen Option wiederholt werden. Steigt die Aktie hingegen stärker an und notiert am Ende der Laufzeit über dem Strike, dann wird die Option ausgeübt und die 100 Aktien des Investors werden zum Strike-Preis verkauft. Der Covered Call wurde dann ausgeübt. Die Optionsprämie darf aber auch in diesem Fall behalten werden und zusätzlich profitiert man natürlich auch von den Kursgewinnen der Aktie. Die Aktie wurde dann aber „weggecallt“.

Hat man eine bearische Markterwartung, ergibt ein Covered Call sehr viel Sinn, denn durch die Prämieneinnahme verdient man mit der Aktie Cashflow, auch wenn die Kurse fallen. Wir sprechen dabei auch gerne von „indirektem Hedging“. Denn für den vollständigen Gewinn der Optionsprämie genügt es auch, wenn die Aktie seitwärts läuft oder nur leichtfällt. Sollten aber die Kurse stärker fallen, kommt nun die zweite Komponente der Collar-Strategie ins Spiel: Die Long Put-Option.

Der Long Put

Der klassische Optionshedge ist der Kauf von Long-Put-Optionen. Solche Put-Optionen kosten einen festen Preis (Debit) und mehr als diese bezahlte Optionsprämie kann man nicht verlieren. Fällt nun der Kurs der Einzelaktie (oder der Aktienmarkt allgemein), steigt das Delta und in der Regel auch das Vega dieser Optionen stark an und die Optionen können in ihrem Wert exponentiell steigen. Das klingt erst einmal nach einem Free Lunch. Doch realistischerweise muss für einen gewinnbringenden Einsatz einer Long-Put-Option das Markttiming sehr gut stimmen und auch die anschließende Preisbewegung sehr stark sein.

In den meisten Fällen verfallen Long-Optionen wertlos, sprich das eingesetzte Kapital muss als Verlust verbucht werden. Und hier kommt die Collar-Strategie ins Spiel, denn das notwendige Kapital für die Long-Option wird mit dem Verkauf des Covered Calls generiert.

Beispiel für die Collar-Strategie

Die Amazon-Aktie steht bei $ 133 und nun wird zunächst ein Covered Call verkauft. Der Strike wird bei $ 145 über die letzten Zwischenhochs gesetzt. Für Covered Calls nehmen wir gerne Laufzeiten von ca. 50 Tagen, in diesem Beispiel hat der 145er Call noch 39 Tage Zeit bis zum Verfall. Für den Verkauf dieser Option wird eine Prämieneinnahme von ca. $ 200 erzielt.

Collar Strategie Call Komponente

Die eingenommene Covered Call Prämie wird nun in den Kauf einer Long-Put-Option zur Absicherung der Aktienposition „refinanziert“. Schaut man sich in der Optionskette der Trader-Workstation um, gibt es für diese ca. $ 200 Prämie einen 120er Long Put mit gleicher Laufzeit. Alternativ kann man auch eine längere Laufzeit wählen. Diese Optionen haben dann aber einen größeren Zeitwert und dementsprechend ist auch der Strike weiter entfernt. In diesem Beispiel könnte man auch den 110er Long Put kaufen, allerdings mit 30 Tagen mehr Restlaufzeit.

Collar Strategie

Profit & Loss Diagramm der Collar-Strategie

Für alle Optionsstrategien lässt sich ein „Profit & Loss Diagramm“ konstruieren, dass den Gewinn und Verlust in Abhängigkeit der Entwicklung des Underlyings am Verfallstag aufzeigt.

Machen wir dies an einem vereinfachten Beispiel: Eine Aktie steht bei $ 100 und zunächst wird ein 110er Covered Call verkauft. Die eingenommene Prämie beträgt dabei $ 200. Diese $ 200 werden nun in den Kauf eines Long Puts mit gleicher Laufzeit investiert.

Collar Strategie erklärt

Somit müssen für die Konstruktion des P&L Diagramms der Collar-Strategie drei Komponenten berücksichtigt werden: a) der Aktienkurs, b) der Covered Call und c) der Long Put. Das Ergebnis für dieses Beispiel der Collar-Strategie sieht folgendermaßen aus:

PL Diagramm Collar Strategie

Vorteile der Collar-Strategie

Die Collar-Strategie hat den Vorteil, dass man durch geschickte Auswahl der Optionsstrikes einen nahezu kostenlosen Hedge für seine Aktienpositionen erwirbt. In vielen Fällen laufen die Aktienmärkte vor allem seitwärts und somit verdient der Covered Call das notwendige Kapital, das für die Long-Option notwendig ist, ohne dass die Aktie weggecallt wird. In einem solchen Seitwärts-Fall hat der Hedge zwar nichts gebracht, er hat aber auch nichts gekostet. Sollten aber die Märkte stark fallen, dann schützt die Long-Option den Investor vor Verlusten. Und dabei gilt: Je stärker und schneller so ein Crash auftritt, umso mehr gewinnt die Option.

Nachteile der Collar-Optionsstrategie

Die Collar-Strategie ist ein kostenneutraler Hedge, doch bei stark steigenden Aktienmärkten wirkt eine Absicherung nicht. Vielmehr limitiert man mit dem verkauften Covered Call den potentiellen Gewinn der Aktie. Das führt zu einem weiteren Nachteil, wenn auf viele Aktien im Depot Covered Calls (bzw. die Collar-Strategie) gehandelt werden. Denn gute und starke Aktien werden in der Regel im Kurs steigen und somit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Call-Option ausgeübt wird und die Aktie weggecallt wird. Schlechte Aktien laufen hingegen im Kurs oft seitwärts und damit steigt zwar die Chance, dass die Optionen aus dem Covered Call wertlos verfallen, die Aktien werden aber selten weggecallt. Und somit kann der Investor vor der Herausforderung stehen, dass alle „guten“ Aktien durch Covered Calls lukrativ das Depot verlassen haben und die nicht so guten Aktien weiterhin vorhanden sind.

Da bei der Collar-Strategie die eingenommene Optionsprämie in die (dann ebenfalls „nutzlose“) Absicherung investiert wurde, wird der potenzielle Gewinn bei steigenden Aktienkursen zusätzlich reduziert.

Allerdings muss man wie auch beim Covered Call noch einmal klar sagen: Das Risiko liegt immer in der Aktie selbst und nie in der Option.

Ein weiterer Nachteil: Die Kosten einer Long-Option fallen auch in den 20.000 € Steuertopf und man muss in der Kombination mit anderen Optionsstrategien aufpassen, dass man diesen nicht überschreitet!

Praktische Tipps für die Collar-Strategie

Variation der Laufzeit

Ein Covered Call profitiert vom Zeitwertverfall und je kürzer die Restlaufzeit der Option ist, umso schneller verfallen die Optionen. Bei dem Long Put ist es hingegen genau umgedreht, denn hier nagt der Zeitwert an unserem Hedge. Da sich der Zeitwertverfall bei längeren Laufzeiten schwächer auswirkt, verwenden wir gerne für die verkauften Call-Optionen Laufzeiten von ca. 30-50 Tagen, die Long-Optionen sollten sich im Bereich 60-100 Tage bewegen.

Markttiming

Der schlechteste Zeitpunkt für einen Covered Call bzw. die Collar-Strategie ist an einem potenziellen Tiefpunkt im Aktienmarkt. Wäre man beispielsweise nach dem Corona-Crash mit Covered Calls eingestiegen (siehe Bild als Beispiel mit Hilfe der „Börsenampel“ aus unserem Vermögensmagazin), hätte man zwar die Optionsprämie und an den steigenden Aktienkursen verdient, man wäre aber auch vor der eigentlichen Marktrallye wieder ohne Aktie dagestanden, da diese weggecallt wurde. Daher sollte man die Collar-Strategie nicht blind, sondern angepasst an die aktuelle Marktsituation umsetzen.

Markttiming Collar Strategie

Fazit

Die Collar-Strategie ist eine sehr gute Möglichkeit ohne Kosten Hedging-Positionen für bestehende Aktienpakete aufzubauen. Allerdings sollte man die Collar-Strategie nicht einfach blind eröffnen, sondern mit Hilfe einer guten Marktanalyse zielgerichtet einsetzen. Denn wird die Collar-Strategie genau am Tiefpunkt im Aktienmarkt eröffnet, hat man einen wertlosen Hedge und die Aktien werden bei tiefen Aktienkursen aus dem Depot gecallt. Liegt hingegen ein potenzieller Hochpunkt am Aktienmarkt vor, ist diese Strategie sehr gut geeignet für den Depotschutz.

Häufige Fragen zur Collar-Strategie

Wann ist eine Collar-Strategie sinnvoll?

Eine Collar-Strategie sollte bei potenziellen Hochpunkten am Aktienmarkt umgesetzt werden, um so die eigenen Investments zu hedgen.

Wie funktioniert eine Collar-Strategie?

Die Collar-Strategie ist die Kombination aus einem Covered Call und einem Long Put. Die eingenommene Prämie des Calls refinanziert dabei den Hedge des Long Puts.

Was ist ein Zero Cost Collar?

Man spricht von einem Zero Cost Collar, wenn die eingenommene Optionsprämie mindestens so groß wie die Kosten der Long Put Option ist. In diesem Fall ist die Strategie „kostenneutral“ (Zero Cost).

Wie setzt sich eine Collar-Strategie zusammen?

Die Collar-Strategie setzt sich aus einem verkauften Covered Call und einem gekauften Long Put zusammen.

 

Maximilian Bothe

AUTOR

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und  Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.

 

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Maximilian Bothe

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.