Eine der häufigsten Sorgen von Optionshandels-Einsteigern ist, dass Rohstoffe wie Magerschwein, Erdöl & Co. plötzlich wirklich vor ihrer Tür stehen. Wir wollen uns daher heute anschauen, was der Unterschied zwischen “physischer Lieferung” und “Cash-Settlement” ist und wie man diesen erkennt.
Rohstoffe-Future vs. Rohstoff Optionen?
Um den Unterschied zwischen tatsächlicher Lieferung und einem Cash-Settlement zu erkennen, ist zuerst ein Blick in die Optionen und Futures nötig. Dazu schauen wir uns zwei Beispiele an: einen Erdöl-Future sowie eine Erdöl-Option.
Beispiel Erdöl-Option in der Trader Workstation (TWS)
Unter den Informationen zur Erdöl-Option sehen wir, dass als Abwicklungsmethode “physische Lieferung” ausgewiesen ist. Bedeutet das nun also, dass ich, sollte die Option ausgeübt werden, tausende Liter Erdöl angeliefert bekomme?
Nein, denn es handelt sich hierbei um eine Option. Sie bezieht sich auf den Erdöl-Future, welchen wir physisch angedient bekommen, und nicht den Rohstoff selbst. Wir bekommen demnach lediglich den Future physisch angedient. „Physisch angedient“ bedeutet in dem Fall, dass man den Erdöl-Future dann long oder short im Konto hat.
So sieht es beim Future selbst aus
Was passiert nun aber, wenn wir statt der Option den Future selbst kaufen? Auch hier gibt es die Abwicklungsmethode “physische Lieferung” und tatsächlich würden wir hier, zumindest in der Theorie, das Erdöl per Tanklaster in den Vorgarten geliefert bekommen.
Beispiel Erdöl-Future in der TWS
In der Realität blockt unser Broker (hier im Beispiel CapTrader) jedoch diese Auslieferung und würde sie, kurz vor dem Verfall, automatisch zwangsschließen.
Ein entsprechender Vermerk zu diesem Vorgehen ist jeweils in den Details zum jeweiligen Future nachzulesen. Da diese Zwangsschließung, je nach Broker, zu unterschiedlichen Zeitpunkten geschehen kann, ist hier Vorsicht geboten. Der Broker führt die Zwangsschließung unter Umständen nicht gerade zu den besten Kursen durch. Deshalb sollte man dies unbedingt auf dem Schirm haben und ggf. zum richtigen Zeitpunkt manuell schließen.
Sonderfall: Optionen auf Indizes
Anders als in unserem Erdöl-Beispiel gibt es jedoch auch Optionen, die sich auf Indizes wie zum Beispiel den DAX beziehen. Hier sieht die Situation etwas anders aus, sodass wir diesen Fall gesondert besprechen.
Sonderfall: Optionen auf Indizes
Eine DAX-Option bezieht sich auf den DAX-Index und nicht auf den DAX-Future. Hier liegt die Abwicklungsmethode “Bar” vor. Das bedeutet, sollte die Option am Ende der Laufzeit im Gewinn/Verlust sein, wird mir dieses Barguthaben/ dieser -verlust dann auf dem Konto gut-/abgeschrieben.
Eine physische Andienung wäre im Falle von Aktienindizes gar nicht möglich, sodass nur ein Cash-Settlement als Alternative bleibt. Zudem fallen zum Beispiel VIX-Optionen unter diese Kategorie und auch einige Futures bieten die Option eines solchen Settlements an.
Im Zweifel finden sich bei jedem Broker die relevanten Informationen in den Produktbeschreibungen.
Fazit & unsere Empfehlungen
Das Horrorszenario, dass plötzlich ein Tanklaster mit Erdöl oder ein LKW voller Schweinehälften in unserer Einfahrt steht, ist also unrealistisch. Handeln wir mit Rohstoff Optionen auf Futures, besteht diese Gefahr überhaupt nicht, da wir nicht auf den Rohstoff, sondern den Future bieten.
Und selbst im Fall von Geschäften mit dem Future selbst müssen wir keinen Platz in der Gefriertruhe für 1.000 Tonnen Magerschwein machen: Alle großen Broker schließen solche Geschäfte kurz vor dem Verfall. Trotzdem gilt hier Vorsicht: Am Besten schließt man den Kontrakt rechtzeitig selbst, so dass es gar nicht erst zu einer Zwangsschließung zu ggf. schlechten Kursen kommt.
Die Sorge vieler Händler, hier ein physisches Gut zu erwerben, ist demnach unbegründet.
Unseren Rohstoffhandel zeigen wir in unserem Profi-Seminar. Dort kannst du alles Wichtige rund um den Rohstoff-Optionshandel erlernen und profitabel den Rohstoffmarkt handeln.
Mehr zum Thema im Video:
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