Du möchtest von steigenden Kursen profitieren, aber die Optionsprämie für einen einzelnen Long Call ist dir zu hoch? Dann könnte der Bull Call Spread die ideale Lösung sein! In diesem Beitrag findest du die Erklärung und Beispiele für diese Strategie und erfährst, wann und wie du sie am besten einsetzt.
- Der Bull Call Spread besteht aus einem Long Call und einer Short-Call-Option zu einem höheren Strike.
- Steigen die Kurse des Basiswerts, erzielen wir einen Gewinn. Durch den Short Call sind unsere Einnahmen allerdings gedeckelt.
- Wir erhalten eine Prämie für den Short Call, wodurch sich unsere Kosten für den Long Call reduzieren.
Was ist der Bull Call Spread? Erklärung und Funktion
| Bull Call Spread | |
| Markterwartung | Moderate Steigerung |
| Ziel | Spekulation |
| Auszahlung | Bei Erfolg |
| Möglicher Gewinn | Kursgewinn, vom Short Call gedeckelt |
| Möglicher Verlust | Kosten für Long Call, abzüglich erhaltener Prämie |
| Bestandteile | 1 x Long Call, 1 x Short Call |
| Basiswerte | Alle |
Auch überzeugte Stillhalter geraten manchmal in Versuchung, nackte Long Optionen zu handeln und auf steigende Kurse zu spekulieren. Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen, denn das Risiko ist auf die gezahlte Optionsprämie beschränkt.
Doch bei mehrmaligem Misserfolg summieren sich diese Ausgaben schnell und sorgen für einen empfindlichen Verlust. Der Bull Call Spread schafft hier Abhilfe:
- Ein Bull Call Spread basiert auf einem Long Call. Wir sichern uns das Recht, den Basiswert zum vereinbarten Kurs zu kaufen und profitieren, wenn der Preis an der Börse ansteigt.
- Wir ergänzen einen Short Call zu einem höheren Strike-Preis und erhalten eine Prämie, die unsere Gesamtkosten reduziert.
- Steigt der Preis unseres Basiswerts über den Long Call, erzielen wir einen Gewinn.
- Der Short Call deckelt unsere Einnahmen jedoch. Unser Gewinn bleibt auf den Short Call Strike begrenzt, auch wenn der Kurs weiter steigt.

Durch die Ergänzung des Short Calls verändert sich das Risiko-Rendite-Profil des Long Calls. Der Bull Call Spread bietet somit ein verringertes Risiko und weniger Gewinnpotenzial. Er ist vor allem dann sinnvoll, wenn wir ein mäßiges Kurswachstum erwarten.
| Long Call (nackt) | Bull Call Spread | |
| Maximaler Gewinn | Unbegrenzt (Preis des Underlyings – Strike – gezahlte Optionsprämie) | Begrenzt (Strike des Short Calls + Short-Call-Prämie – Long-Call-Prämie) |
| Maximaler Verlust | Gezahlte Optionsprämie | Gezahlte Long-Call-Prämie – erhaltene Short-Call-Prämie |
Wie baue ich einen Bull Call Spread richtig auf?
Der Bull Call Spread gehört, gemeinsam mit der Wheel-Strategie oder den Straddles, zu den eher simplen Optionsstrategien, die nur aus zwei Kontrakten bestehen. Dennoch kann auch hier einiges schiefgehen.
Wir erklären daher den Bull Call Spread Aufbau im Detail:
1. Long Call
Der erste Baustein des Bull Call Spread ist der Long Call, mit dem wir auf steigende Kurse eines Basiswerts spekulieren. Dabei gehen wir wie folgt vor:
- Zuerst müssen wir ein Underlying/einen Basiswert auswählen, bei dem wir eine Preissteigerung erwarten. Aktien mit guten Aussichten, wie etwa sichere Aktien oder Wachstumsaktien sind dafür sinnvoll, aber alle anderen Assets sind ebenfalls möglich.
- Wir müssen einen Strike (Kaupfpreis des Underlyings) und Laufzeit auswählen.
- Für den Long Call unseres Bull Call Spreads wird eine Prämie fällig. Die Höhe hängt von Strike und Laufzeit ab.
Mit dem Long Call erwerben wir das Recht, das Underlying zum vereinbarten Strike zu kaufen. Ist der Kurs an der Börse in der Zwischenzeit gestiegen, können wir direkt wieder verkaufen. Die Preisdifferenz aus unserem günstigen Einkaufspreis und dem höheren Verkaufspreis stellt unseren Gewinn dar.
Beim Bull Call Spread beschränkten wir diesen Gewinn, reduzieren aber auch gleichzeitig unsere Kosten. Denn um einen Long Call zu erwerben, müssen wir eine Prämie zahlen.
Welcher Long Call der richtige ist, hängt stark vom gewählten Basiswert, der persönlichen Risikofreude und dem verfügbaren Kapital ab. Folgende Richtwerte haben sich dabei jedoch bewährt:
- Ein Strike zwischen 10 und 25% oberhalb des aktuellen Kurses
- Ein Delta zwischen 5 und 15.
- Eine Laufzeit von 100 bis 200 Tagen.
2. Short Call
Erst mit einem zusätzlichen Short Call wird aus dem Long Call ein Bull Call Spread. Wir verkaufen mit dieser Option an eine andere Person das Recht, den Basiswert zum vereinbarten Preis von uns zu kaufen.
- Für den Bull Call Spread müssen wir den Short Call oberhalb des Long Calls platzieren.
- Die Laufzeit muss mit dem Long Call übereinstimmen. Bei der Wahl des Deltas und des Strikes können wir jedoch selbst entscheiden.
- Wir erhalten für das Schreiben eines Short Calls sofort eine Prämie, die wir in jedem Fall behalten dürfen
- Der Short Call erzeugt einen Verlust, wenn der Preis des Underlyings den Strike-Preis übersteigt.
Ein reiner (nackter) Short Call kann zu extremen Verlusten führen, wenn der Preis des Underlyings stark ansteigt. Als Teil unseres Bull Call Spreads wird dieses Risiko durch die Gewinne aus dem Long Call ausgeglichen.
Entscheidend für den Erfolg unseres Bull Call Spreads ist der Abstand zwischen Long und Short Call. Eine größere Distanz zwischen beiden Kontrakten erlaubt höhere Gewinne, steigert aber auch die Kosten: Der Long Call wird teurer und die Prämie für den Short Call sinkt.
Auch hier ist also die erwartete Preisveränderung, das gewünschte Risiko und auch unser verfügbares Kapital entscheidend.
Bull Call Spread Beispiel
Wie könnte ein Bull Call Spread Beispiel in der Praxis aussehen? Nehmen wir dazu folgende Parameter an:
- Die Aktie A steht aktuell bei $90. Wir erwarten eine Preissteigerung der Aktie A in den nächsten vier Wochen.
- Wir möchten von dieser Entwicklung profitieren und kaufen eine Call-Option mit einem Strike-Preis von $100. Dafür müssen wir eine Prämie von $2,00 pro Aktie zahlen, was bei einem Kontrakt (100 Aktien) $200 entspricht.
Leider verfügen wir nur über ein kleines Konto und möchten deshalb nicht einfach die Prämie zahlen. Wir entscheiden uns deshalb für einen Bull Call Spread und reduzieren so unsere Kosten.
- Wir ergänzen einen Short Call, Laufzeit ebenfalls vier Wochen, für einen Strike-Preis von $120.
- Für den Verkauf dieses Short Calls erhalten wir eine Prämie von $0,50 pro Aktie, also $50.
Dadurch sinken unsere Gesamtkosten von $200 auf nur noch $150. Gleichzeitig ist damit auch unser maximales Risiko begrenzt: Im schlimmsten Fall verlieren wir lediglich $150.
In unserem Beispiel gibt es nun drei mögliche Ergebnisse:
1. Der Kurs bleibt unterhalb unseres Bull Call Spreads
Wir lagen falsch mit unserer Prognose: Der Kurs der Aktie A sinkt auf $80 ab. Unser Bull Call Spread war somit nicht erfolgreich. Die gezahlte Prämie, abzüglich der erhaltenen Prämie, stellt unseren Verlust dar.
Unsere Tipps für dieses Szenario:
- Geht es auf das Ende der Laufzeit zu, wird der Preis unserer Short-Option stark fallen. Wir würden diese nun “zurückkaufen”, um den Restwert zu erhalten und so unseren Gesamtverlust noch weiter zu reduzieren.
- Die Long-Option hingegen lassen wir bis zum Ende laufen. Der Schaden (=Optionsprämie) ist ohnehin bereits entstanden und es besteht eine Chance, dass der Preis der Aktie A doch noch steigt.
2. Der Kurs steigt in unseren Bull Call Spread
Der Kurs der Aktie A nimmt – wie erwartet – zu. Sie steigt zum Ende der Laufzeit auf $110 an. Durch unseren Long Call (Strike $100) erzielen wir einen Gewinn von $10 pro Aktie. Da ein Kontrakt 100 Aktien umfasst, ergibt sich: $1.000 Gewinn.
Der Short Call mit einem Strike von $120 verfällt hingegen wertlos. Wir dürfen die Prämie als Gewinn verbuchen. Insgesamt führt dies zu folgendem Ergebnis:
- Gewinn durch Long-Option: $1.000
- Gezahlte Prämie: – $200
- Erhaltene Prämie: $50
______________________________
Gesamtergebnis: + $850
Wir haben durch unseren Bull Call Spread einen Gewinn von $850 erzielt.
3. Der Kurs steigt über unseren Bull Call Spread
Die Aktie A übertrifft sämtliche Erwartungen und steigt zum Ende unserer Bull Call Spread Laufzeit auf $130. Durch unseren Long Call erzielen wir einen hohen Gewinn, der jedoch durch den Short Call gedeckelt wird.
Theoretisch wäre bei einem nackten Long Call ein Gewinn von $3.000 (abzüglich gezahlter Prämie) möglich. Unser maximaler Verdienst mit dem Bull Call Spread ist jedoch auf $2.000 begrenzt (Differenz der Strikes: $120 – $100 = $20 × 100 Aktien).
Daraus ergibt sich folgende Rechnung:
- Gewinn durch Long Option: $ 2.000
- Gezahlte Prämie: – $200
- Erhaltene Prämie: +$50
_______________________________
Gesamtergebnis: + $1.850
In diesem Szenario beträgt unser Gewinn demnach $1.850. Mit einem nackten Long Call wären hier zwar bis zu $3.000 möglich gewesen, im Verlustfall hätten wir jedoch auch die höheren Kosten tragen müssen.
Wann lohnt sich ein Bull Call Spread?
Die meisten Optionshändler interessieren sich für Methoden wie 0DTE- Optionen oder die Wheel-Strategie. Der Bull Call Spread erhält vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit, da er ein sehr spezielles Risikoprofil bietet, an dem viele Händler schlichtweg nicht interessiert sind.
Ein Bull Call Spread bietet:
- Gewinne bei steigenden Kursen des Underlyings
- Reduzierte Kosten gegenüber nackten Long Calls
- Begrenzte, maximale Einnahmen aufgrund des Short Calls
Dementsprechend lohnt sich ein Bull Call Spread vor allem, wenn du ein moderates Wachstum der jeweiligen Börsenkurse erwartest. Im Falle starker Zugewinne wärst du tatsächlich mit einem einfachen Long Call besser beraten.
Da wir jedoch nie im Voraus wissen, wie sich die Kurse entwickeln, ist der Bull Call Spread eine sinnvolle Alternative für Händler, die Kosten sparen wollen. Denn mehrere, erfolglose Long Calls können schnell für große Verluste sorgen. Ein Bull Call Spread ist hingegen deutlich günstiger und so öfter wiederholbar.
Bei einem Bull Call Spread arbeitet die Zeit gegen uns: Durch den Zeitverwertverlust nimmt der Wert unserer Position immer weiter ab. Es ist daher sinnvoll, einen Bull Call Spread, der sich bereits im Geld befindet, vor Ablauf zu schließen.
Videoanleitung: So baust du einen Bull Call Spread
Du willst den Bull Call Spread in deiner Trader Workstation nachbauen? Unsere Schritt-für-Schritt-Videoanleitung hilft dir!
Alternativen zum Bull Call Spread
Der Bull Call Spread hat ein einzigartiges Chance-Risiko-Profil. Andere Strategien bieten nicht die gleichen Vor- und Nachteile, einige Vorgehensweisen eignen sich aber als mögliche Alternativen:
1. Long Call
In den meisten Fällen kommt der Bull Call Spread zum Einsatz, weil ein Long Call zu teuer ist. Dennoch solltest du den Long Call nicht ignorieren: Er ist zwar tatsächlich mit höheren Kosten verbunden, bietet dir aber auch deutlich höhere Renditechancen!
Da sein maximaler Gewinn nicht begrenzt ist, kannst du von stark steigenden Kursen massiv profitieren. Die Aussicht auf hohe Einnahmen kann die zusätzlichen Kosten durchaus Wert sein.
2. Bear Put Spread
Der Bear Put Spread ist dem Bull Call Spread sehr ähnlich, setzt aber auf fallende Kurse: Wir nutzen einen Long Put und einen Short Put mit niedrigerem Strike. Sollten die Preise fallen, erzielt unser Long Put einen Gewinn – dieser wird jedoch durch den Short Put begrenzt.
Im Gegenzug reduziert die Prämie, die wir für den Short Put erhalten, aber unsere Gesamtkosten: Der ansonsten sehr teure Long Put wird deutlich günstiger. So entsteht eine bärische Strategie mit begrenztem Risiko und Gewinn.
Unsere Tipps zum Bull Call Spread
Aufgrund der verringerten Kosten und des überschaubaren Gewinnpotenzials scheint der Bull Call Spread einfach in der Umsetzung zu sein. Auch hier gibt es jedoch einige Punkte, die du beachten solltest:
- Eignet sich bei moderaten Erwartungen: Die Strategie kommt oft beim Optionshandel mit kleinen Konten zum Einsatz, da sie besonders kostengünstig erscheint. Wichtiger als das verfügbare Kapital ist aber die erwartete Preisbewegung! Der Bull Call Spread ist dann sinnvoll, wenn du nur eine moderate Steigerung erwartest.
- Bei niedriger Volatilität sinnvoll: Auf Phasen niedriger Volatilität folgt meist eine Steigerung, die uns bei dieser Optionsstrategie zugutekommt. Ein Bull Call Spread sollte daher idealerweise bei niedriger Volatilität aufgesetzt werden.
- Hohe Volatilität meiden: Umgekehrt folgt auf Phasen hoher Volatilität in der Regel ein Rückgang, der für unnötige Verluste unseres Bull Call Spreads sorgen kann. Ein solches Umfeld ist dementsprechend ungeeignet.
Fazit: Gute Gewinnchancen und verringerte Kosten dank Bull Call Spread
Der Bull Call Spread ist eine interessante, aber eher wenig beachtete Strategie im Optionshandel: Wir erzielen einen Gewinn, wenn der Kurs des Underlyings moderat ansteigt. Unsere Einnahmen sind jedoch nach oben hin begrenzt. Gleichzeitig sind aber auch die Kosten geringer.
Damit eignet sich ein Bull Call Spread besonders in zwei Szenarien:
- Wir erwarten nur mäßige Zugewinne des Underlyings
- Wir haben nicht ausreichend Kapital, um mehrere, teure Long Calls einzusetzen und suchen eine günstigere Alternative.
Durch seinen simplen Aufbau ist er schnell und einfach durchgeführt: Wir benötigen lediglich zwei Call-Optionen, eine Long und eine Short. Diese weisen die gleiche Laufzeit, aber einen unterschiedlichen Strike auf.
Steigt der Preis des Basiswerts über den Strike unseres Long Calls, ist der Bull Call Spread erfolgreich: Wir können die Option ausüben und einen Gewinn erzielen. Unser Verdienst steigt mit dem Kurs des Basiswerts immer weiter an, ist jedoch vom Short Call begrenzt.
Die Short-Option unseres Bull Call Spreads erzeugt nämlich einen Verlust, wenn der Kurs des Basiswerts den Strike übersteigt. Sie wiegt damit weitere Gewinne des Long Calls auf und bildet eine natürliche Grenze für unsere Einnahmen.
Aufgrund seiner Vorzüge und der recht einfachen Struktur ist der Bull Call Spread auch beim Optionshandel mit kleinen Konten und beim Optionshandel für Anfänger sinnvoll nutzbar.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Bull Call Spread
Beim Bull Call Spread wird ein Long Call um einem Short Call mit gleicher Laufzeit, aber höherem Strike, ergänzt. Diese Strategie verringert unsere Kosten, begrenzt aber auch gleichzeitig unseren möglichen Gewinn. Sie eignet sich für moderat steigende Kurse.
Das Risiko bei einem Bull Call Spread beschränkt sich auf die gezahlte Prämie abzüglich der erhaltenen Prämie. Deutlich größer ist das indirekte Risiko: Dem Händler können hohe Gewinne durch die natürliche Begrenzung des Bull Call Spread entgehen!
Das Delta, also die Sensitivität der Optionen für Veränderungen des Basiswerts, ist bei den beiden Optionen des Bull Call Spreads entgegensetzt: Der Long Call verfügt über ein positives Delta, der Short Call verfügt über ein negatives Delta.
Für einen nackten Short Call wäre Margin Trading erforderlich; die eventuellen Verluste werden jedoch durch den Long Call ausgeglichen. Für einen Bull Call Spread ist daher keine Margin nötig, solange beide Positionen offengehalten werden.
Damit ein Bull Call Spread profitabel ist, muss der Kurs des Underlyings über den Strike des Long Calls zuzüglich der gezahlten Prämien steigen. Je weiter der Underlying ansteigt, desto größer der Gewinn, bis zur natürlichen Grenze des Short Calls.




