Die Wheel-Strategie ist eine beliebte Einkommensstrategie für Optionshändler. Mit der Kombination aus Cash Secured Puts und Covered Calls erhalten Investoren einen stetigen Cashflow. Wie genau diese Strategie funktioniert, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
Wie funktioniert die Wheel-Strategie?
Die Wheel-Optionsstrategie ist eine Handelsstrategie, bei der ein Anleger wiederholt Optionen mit einem Cash Secured Put auf eine bestimmte Aktie verkauft. Möglicherweise wird die Aktie dabei zu einem günstigen Preis eingebucht. Anschließend werden Covered Calls verkauft. Steigt die Aktie im Kurs deutlich an, wird die Aktie über den Covered Call verkauft. Die Prämien aus dem Cash Secured Put und dem Covered Call dürfen in jedem Fall behalten werden. Dieser Vorgang bewegt sich „im Kreis“, läuft also wie ein Rad und daher auch der englische Name „Wheel of Options“.
Wie ist die Wheel-Strategie aufgebaut?
Die Wheel-Strategie ist grundsätzlich in 5 Schritte aufgebaut: Auswahl der Aktien, Handel eines Cash Secured Puts, eventuelle Einbuchung einer Aktie, anschließender Verkauf eines Covered Calls. Sollte die Aktie durch einen Call verkauft werden, beginnt das „Optionsrad“ von vorn:
1. Aktienauswahl
Der erste Schritt ist eine Aktienanalyse. Grundvoraussetzung für die Strategie ist, dass die Aktie veroptionierbar ist. Da eine Option sich in der Regel auf 100 Aktien bezieht, sollte ausreichend Cash auf dem Konto vorhanden sein. Beispiel: Eine 50er Put-Option entspricht einem Investment von $ 5.000 (100 Aktien * 50er Strike-Preis). Außerdem sollte die Aktienauswahl nicht zu spekulativ sein, da eine Insolvenz des Unternehmens trotz Einsatz der Wheel-Strategie zu großen Verlusten führen kann.
2. Handel eines Cash Secured Puts
Bei einem Cash Secured Put ist das Ziel, Aktien zu einem günstigeren Einstiegskurs zu erwerben, indem eine Out-of-the-Money Put-Option verkauft wird. Für diese Put-Option erhält der Stillhalter eine Optionsprämie, so dass er für die Wartezeit auf den günstigeren Einstiegskurs mit einer Cashflow-Rendite von jährlich ca. 8 – 10 % vergütet wird. Verfällt am Ende der Laufzeit die Put-Option wertlos, so kann der Vorgang wiederholt werden und eine neue Put-Option kann verkauft werden. Notiert die Option aber am Ende der Laufzeit im Geld, so werden 100 Aktien eingebucht. Wichtig ist, dass der Anleger genügend Barmittel auf seinem Konto hat, damit die Aktie im Fall einer Einbuchung nicht auf Hebel gekauft wird.
3. Einbuchung der Aktie
Falls die Option des Cash Secured Puts ausgeführt wurde muss der Anleger die Aktien kaufen. An diesem Punkt kann der Anleger entscheiden, ob er nun die Wheel-Strategie fortsetzt und Covered-Calls verkauft oder ob er die Aktien behält.
4. Handel eines Covered Calls
Der Investor hält nun 100 Aktien im Depot und möchte diese weiter veroptionieren. Daher verkauft er einen Short Call auf die bestehenden Aktien. Durch den Aktienbesitz von 100 Anteilen ist dieser Short Call abgesichert und man spricht von einem „Covered Call“. Notiert der Call am Ende des Verfalls außerhalb des Geldes und die Option verfällt wertlos, so kann der Investor nochmals einen neuen Covered Call aufsetzen und erneut Prämien einnehmen. Läuft die Option aber ins Geld, so werden die Aktien zum Strike-Preis ausgebucht und es folgt Schritt 5. Die Prämie des Calls darf er aber trotzdem behalten.
5. Wiederholung des „Rads“
Der Investor hält nun keine Aktien mehr, da er diese durch einen Covered Call ausgebucht bekommen hat. Er hat das „Rad“ einmal durchlaufen und kann erneut bei Schritt 1 beginnen und neue Aktien für die Wheel-Strategie aussuchen.
Beispiel für die Wheel-Strategie
In diesem Beispiel wenden wir die Wheel-Strategie auf die Apple-Aktie an. Die Aktie ist im Beispiel gefallen und trifft auf ein altes Tief. Der Trader kann nun die These haben, dass dieses alte Tief hält und verkauft dort einen Cash Secured Put. Dieser Cash Secured Put hat einen Strike von 170, d.h. im Fall der Andienung wäre ein Investment von $ 17.000 notwendig, um die Aktien ins Depot einbuchen zu lassen. Die Prämie für den beispielhaften Cash Secured Put beträgt $ 200.
Die Aktie fällt nun aber tiefer, und am Ende der Laufzeit notiert sie mit $ 168 knapp unter dem Strike von 170. Somit werden 100 Aktien in das Depot eingebucht. Da man die Optionsprämie von $ 200 behalten darf, beträgt das reale Investment $ 17.000 – $ 200 = $ 16.800, bzw. $ 168 pro Aktie. Anschließend werden nun Covered Calls verkauft. In diesem Beispiel ein 190er Call, der $ 100 Optionsprämie einbringt. Diese neue Optionsprämie reduziert das Investment um $ 100, also von $ 16.800 – $ 100 =$ 16.700 oder $ 167 pro Aktie.
Anschließend steigt der Aktienkurs und steht am Ende der der Laufzeit bei $ 196 und damit über dem Call-Strike von 190. Die Aktie wird dann bei einem Preis von 190 verkauft. Da unser realer Einstiegskurs bei $ 167 pro Aktie liegt (inkl. Der beiden Optionsprämien), beträgt der Aktiengewinn $ 190 – $ 167 = $ 23, bzw. bei 100 Aktien $ 2.300. Der notwendige Cashbetrag für diesen Trade beträgt $ 17.000 für die potentielle Einbuchung der Apple-Aktie. Somit beläuft sich die Rendite in diesem Beispiel auf $ 2.300 / $ 17.000 = 13,5 %.
Der größte Fehler in der Wheel-Strategie
Den größten Fehler, den wir bei der Wheel-Optionsstrategie beobachten, ist eine schlechte Aktienauswahl. Oft rechtfertigen Trader eine halbherzige Aktienauswahl mit dem Argument, dass man ja im Anschluss Covered Calls darauf verkauft. Das nützt aber wenig, wenn die Aktie im Kurs immer tiefer fällt. Daher ist es essentiell, sich vorher genau Gedanken über die potentielle Aktie zu machen. Für uns gilt als Faustregel: Wir würden die Aktie auch als Langfristinvestor halten.
Die Auswahl der richtigen Aktie für die Wheel-Strategie
Um den größten Fehler der Wheel-Strategie zu vermeiden, ist es sehr wichtig die „richtige“ Aktie auszuwählen. Grundsätzlich muss die Aktie in das eigene Risikomanagement passen. Eine $ 40 Aktie benötigt $ 4.000 Cash, eine $ 200 Aktie hingegen $ 20.000 und ist somit nur für größere Depots geeignet. Außerdem sollte eine einzelne Position durch die Wheel-Strategie nicht mehr als 10 % des Depots betragen.
Wir selbst greifen beim Handel der Wheel-Strategie ausschließlich auf konservative und langweilige Aktien, wie beispielsweise aus dem nicht-zyklischen Konsumgutsektor oder Gesundheitsaktien. Die Aktien müssen außerdem eine gewisse Marktkapitalisierung haben, so dass die Optionen auch liquide sind.
Die wichtigste Regel für uns ist aber: Würden wir mit der Aktie potentiell auch „in Rente“ gehen? Falls nein, dann handeln wir auch nicht die Wheel-Strategie auf diese Aktie.
Vorteile der Wheel-Strategie
Durch den permanenten Handel von Cash Secured Puts oder Covered Calls werden fortlaufend Optionsprämien eingenommen. Wie ihr im Beispiel gesehen habt, reduzieren diese Prämien den realen Einstiegskurs in die Aktie und machen das Investment somit „günstiger“. Der Einstiegskurs der Aktie ist somit günstiger, und da wir bei der Wheel-Strategie mit einem Cash Secured Put beginnen, ist bereits der initiale Einstieg günstiger als ein sofortiges Direktinvestment. Ist man in der Aktie investiert, erhält man zum einen eventuelle Dividendenzahlungen des Unternehmens. Zum anderen kann man die zusätzlichen Prämien durch Covered Calls auch als „Zusatzdividende“ betrachten.
Zusammengefasst die Vorteile der Wheel-Strategie:
- Ständiger Cashflow durch verkaufte Optionen
- Günstig Aktien werden durch den Handel von Cash Secured Puts erworben
- Zusatzdividende durch Covered Calls
- Brot-und-Butter-Strategie
Nachteile der Wheel-Strategie
Die Wheel-Strategie lässt sich nicht für alle Aktien mit jeder Kontogröße durchführen. Denn beim Andienen eines Cash Secured Puts muss ausreichend Cash vorgehalten werden, bei einer $ 50 Aktie $ 5.000, bei einer $ 300 Aktie aber bereits $ 30.000. Berücksichtigt man, dass neben der einen Aktie auch noch Platz für andere Titel aus Diversifikationsgründen sein sollte, wird die Aktienauswahl oft durch die Kontogröße eingeschränkt.
Verkauft man einen Cash Secured Put oder Covered Call muss dieser auch sofort versteuert werden. Auch die Kursgewinne der Aktie müssen direkt versteuert werden. Das kann im Vergleich zu einem klassischen Buy and Hold Investment zu einer permanenten und höheren Steuerbelastung führen.
Hat man nun die nächste Highflyer Aktie erwischt und verkauft auf diese Covered Calls, dann werden die Kursgewinne begrenzt. Steigt die Aktie stark an, wird sie trotzdem beim Call-Strike ausgebucht, auch wenn sie anschließend um 20-30 % gestiegen ist. Aus diesem Grund setzen wir Covered Calls auch nicht „blind“ um, sondern verkaufen diese nur an signifikanten Chartmarken wie einem Doppel-Top.
Zusammengefasst die Nachteile der Wheel-Strategie:
- Bei sehr teuren Aktien oftmals nicht möglich (Cash reicht nicht aus)
- Ständige Steuerlast durch eingenommen Prämien und Kursgewinne der Aktie
- Kursgewinne sind durch den Covered Call begrenzt
Mehr zur Wheel-Strategie
In der Februar-Ausgabe unseres Vermögensmagazins haben wir uns ausführlich mit der Wheel-Strategie auseinandergesetzt:
Wheel – Die beste Optionsstrategie für Investoren
Themen unter anderem:
- Musterdepot: Konservativ & Wachstum
- Aktie des Monats: Kimberly-Clark (KMB)
- Wheel – Die beste Optionsstrategie für Investoren
- Was ist die Wheel-Strategie?
- Die Basics: Cash Secured Put & Covered Call
- Warum scheitert die Wheel-Strategie häufig in der Praxis?
- Adjustieren der Wheel Strategie
- Weitere Tipps für die Wheel-Strategie
- Optionsstrategie des Monats – Wir shorten Gold!
- Wheel Strategie in der TWS umsetzen
- Miles & Co. – Reisen wie ein Millionär Teil 1
- Erste Schritte
- Der Hebel zum Meilen Sammeln
- Steuerliche Behandlung der Wheel-Strategie
75,00 € inkl. MwSt.
Mehr zu unserem monatlichen Vermögensmagazin hier.
Fazit
Die Wheel-Strategie eignet sich für Investoren, die sich einen ständigen Cashflow wünschen. Durch den permanenten Einsatz von verkauften Optionen erhält man ständig neue Optionsprämien. Gerade bei „Langeweiler“-Aktien, die pro Jahr Renditen von wenigen Prozenten erwirtschaften, lässt sich mit dieser Strategie die Performance verbessern. Außerdem ist die Gefahr exorbitante Kursgewinne durch den Handel von Covered Calls zu verpassen bei diesen Aktien gering. Die Strategie muss nicht ständig eingesetzt werden, die eingebuchten Aktien könnten auch für einige Woche oder Monate im Depot liegen und Covered Calls punktuell eingesetzt werden. Mit dem ständigen Verkauf von Optionen gehört diese Strategie für jeden Optionshändler zu einer klassischen Brot-und-Butter-Strategie.
Mehr Infos auf unserem YouTube-Kanal Eichhorn Coaching:
Hinweis:
Dieser Beitrag dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Handel mit börsennotierten Wertpapieren kann zum Teil erheblichen Kursschwankungen unterliegen, die zu erheblichen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen können. Bei jeder Anlageentscheidung, die Sie aufgrund von Informationen, welche aus Inhalten dieser Seite hervorgehen, treffen, handeln Sie immer eigenverantwortlich, auf eigene Gefahr und eigenes Risiko. Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Inhalte, wie z.B. Handelssignale und Analysen, beruhen auf sorgfältiger Recherche, welchen Quellen Dritter zugrunde liegen. Diese Quellen werden von dem Autor als vertrauenswürdig und zuverlässig erachtet. Der Autor übernimmt gleichwohl keinerlei Gewährleistung für die Aktualität, Richtigkeit oder Vollständigkeit der Inhalte und haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden.