Der Short Call ist eine der vier Grundoptionen und darf im Werkzeugkoffer eines Traders nicht fehlen. Richtig eingesetzt ermöglicht er ein attraktives Einkommen und bildet die Basis für viele spannende Strategien.
Wir zeigen dir im Folgenden alles zu dieser unverzichtbaren Optionsart, geben praktische Beispiele und verraten dir, worauf du beim Einsatz achten solltest!
- Der Short Call ist eine von vier grundlegenden Optionen, aus denen sich alle weiterführenden Optionsstrategien zusammensetzen.
- Wir treten als Verkäufer/Stillhalter der Option auf und sichern der Gegenseite das Recht zu, ein Asset zu einem vereinbarten Preis von uns kaufen zu dürfen.
- Die Gegenseite kann die Durchführung des Handels verlangen, was für erhebliche Verluste sorgen kann. Im Gegenzug erhalten wir aber eine Prämie.
- Der Short Call bildet die Basis für den Coverd Call und wird für den Bear Call Spread, Iron Condor, Iron Butterfly und andere Strategien benötigt.
Wie funktioniert der Short Call?
Einer der größten Vorzüge beim Handel mit Optionen ist die hohe Flexibilität: Es gibt für jede Marktlage und jedes Ziel die passende Strategie. Alle Vorgehensweisen basieren jedoch auf nur vier einfachen Optionsarten. Eine davon ist der Short Call.
- Ein Short Call ist ein Handelsvertrag zwischen uns und der Gegenseite. Inhalt ist der Verkauf eines Assets zu einem vereinbarten Preis an einem Termin in der Zukunft.
- Wir treten als Stillhalter auf: Die Gegenseite kann entscheiden, ob sie den in der Option vereinbarten Handel durchführen möchte. Wir haben leider kein solches Wahlrecht.
- Im Gegenzug erhalten wir aber eine Prämie, die wir in jedem Fall behalten dürfen.
- Entscheidet sich die Gegenseite für die Ausübung, müssen wir das Asset wie vereinbart verkaufen – es kann zu einem Verlust für uns kommen.
- Kommt der Short Call hingegen nicht zur Ausübung, verfällt er wertlos und die Prämie bildet unseren Gewinn.
Unser Ziel beim Handel von Short Calls ist, eine Prämie einzunehmen, ohne den Basiswert verkaufen zu müssen.
Aber auch ein Misserfolg ist möglich: Steigt der Preis des Assets stark an, wird die Gegenseite die Ausübung verlangen. Wir müssen den Handel nun durchführen und zum günstigeren Preis verkaufen. Unser möglicher Verlust ist die Differenz zwischen dem Preis in unserer Option und dem Preis, den wir bei einem Verkauf am freien Markt erzielt hätten.
Haben wir das Asset nicht in unserem Besitz, müssen wir es erst an der Börse einkaufen und anschließend an unseren Handelspartner abtreten. Die Verluste können in diesem Fall sehr hoch ausfallen!
Durch das vorzeitige Schließen oder Rollen können wir diese Schäden jedoch begrenzen. Trotz des Risikos ist der Short Call eine beliebte Einkommensstrategie, mit der sich ein Händler ein attraktives Zusatzeinkommen aufbauen kann.
Der Short Call an einem Beispiel erklärt
Wenn wir einen Short Call schreiben (= verkaufen), gewähren wir einer anderen Person das Recht, einen Basiswert von uns zu kaufen. Es gibt eine Vielzahl möglicher Basiswerte, von denen Aktien die mit Abstand beliebtesten sind.
Ein Short Call mit Aktien könnte zum Beispiel so aussehen:
- Die Apple Aktie steht aktuell bei $220. Wir erwarten, dass ihr Preis in den nächsten Tagen fällt.
- Wir schreiben einen Short Call mit dem Basiswert Apple Aktie. Wir wählen einen Strike (= Verkaufspreis) von $225 und eine Laufzeit von vier Wochen.
- Dafür erhalten wir eine Prämie von $100, die wir in jedem Fall behalten dürfen.
Der Käufer unseres Short Calls sichert sich das Recht, die Apple Aktie für $200 pro Wertpapier von uns zu kaufen. Für ihn handelt es sich also um einen Long Call: Er spekuliert auf steigende Preise, denn in diesem Fall kann er die Wertpapiere von uns günstig abkaufen und teuer an der Börse wieder veräußern.
Wir hoffen, dass der Preis nicht über unseren Strike von $225 steigt. Denn in diesem Fall verfällt der Short Call und wir dürfen die Prämie als Gewinn verbuchen. Eine Steigerung auf über $225 würde hingegen einen Verlust bedeuten: Die Option kommt zur Ausübung und wir müssen die Aktien unter Wert an die Gegenseite verkaufen.
Aktien-Optionen umfassen immer 100 Wertpapiere. Der mögliche Schaden summiert sich also schnell!
Je nachdem, wie sich der Apple Preis entwickelt, kann es zwei mögliche Resultate unseres Short Calls geben:
1. Der Preis der Apple Aktie bleibt unterhalb von $225
Wie erhofft bleibt der Preis der Apple Aktie unter unserem Strike von $225. Die Gegenseite wird auf die Ausübung der Option verzichten, denn an der Börse könnte sie die Wertpapiere deutlich günstiger kaufen. Wir können die erhaltene Prämie als Gewinn verbuchen.
2. Der Preis der Apple Aktie steigt über $225
Wir haben uns leider verschätzt und der Preis der Apple Aktie ist auf $250 gestiegen. Die Gegenseite wird nun die Ausübung des Short Calls verlangen und die Wertpapiere zum vereinbarten Preis von $225 von uns abkaufen.
Wir müssen nun 100 Aktien an der Börse für $250 einkaufen und sie für nur $225 direkt an unseren Handelspartner abtreten. Pro Aktie machen wir also einen Verlust von $25 (Preisunterschied zwischen Strike-Preis und Börsenpreis).
Da eine Aktienoption immer 100 Wertpapiere umfasst, verlieren wir $2.500 abzüglich der erhaltenen Prämie von $100.

Unser Verlust lässt sich folgendermaßen berechnen:
Verlust = (Strike – Börsenkurs) x 100 – Prämie
($225 – $250) x 100 – $100 = $2.400
In unserem Beispiel haben wir durch den Short Call $2.400 verloren.
Short Call Strategie: Wann lohnt sich der Einsatz?
Ein Short Call ist dann erfolgreich und lohnend, wenn wir eine gleichbleibende oder fallende Preisentwicklung korrekt vorhersagen konnten:
- Der Short Call ist eine lukrative Einkommensstrategie für unbewegliche oder fallende Märkte.
- Wir profitieren vom abnehmenden Zeitwert der Option: Mit jedem verstreichenden Tag sinkt die Gefahr, dass unsere Option ausgeübt wird.
- Steigt der Preis über unseren Strike, drohen hingegen Verluste.
- Extreme Preissteigerungen würden auch für extreme Verluste sorgen. Theoretisch sind diese unbegrenzt!
Das Risiko des Short Calls erscheint auf den ersten Blick sehr hoch. In der Praxis können wir solche Gefahren durch eine passende Absicherung oder die Möglichkeit, eine Option zu schließen oder zu rollen, eindämmen.
Trotz der scheinbaren Nachteile ist der Short Call daher eine beliebte Einkommensstrategie. Zudem ist er als Bestandteile größerer Strategien wie dem Iron Condor, Iron Butterfly oder der Wheel Strategie äußerst lukrativ.
Videoanleitung: So baust du einen erfolgreichen Short Call in der TraderWorkstation
Der Short Call gehört zu den Grundlagen, die jeder Händler beherrschen sollte. Bevor du diese Option zum ersten Mal handelst, solltest du einen Blick auf unsere Videoanleitung werfen. Hier erfährst du, wie du den passenden Call findest und korrekt anlegst.
Alternativen zum Short Call
Beim Short Call handelt es sich um einen Grundbaustein des Optionshandels: Gemeinsam mit dem Short Put, Long Put und Long Call stellt er die Basis aller Optionsstrategien dar. Dementsprechend gibt es keine wirkliche Alternative. Kein anderer Kontrakt liefert die gleichen Eigenschaften.
Verschiedene Vorgehensweisen bauen jedoch auf dem Short Call auf und bieten ähnliche, aber stärker spezialisierte Varianten:
1. Bear Call Spread
Beim Bear Call Spread nutzen wir einen Short Call, ergänzen ihn aber um einen Long Call, der out of the money liegt. Sollte es zu einem Kursanstieg kommen, erzeugt der Short Call einen Verlust. Der zusätzliche Long Call läuft in diesem Fall aber in the money und liefert uns einen Gewinn.
Die beiden Kontrakte gleichen sich aus, sodass der Bear Call Spread ein begrenztes Risiko hat. Durch die Kosten für den Long Call sinkt aber auch unsere erhaltene Prämie. Er eignet sich damit vor allem für Trader, die mit weniger Risiko von gleichbleibenden oder fallenden Preisen profitieren wollen.
2. Short Strangle
Du bist dir sicher, dass die Kurse gleich bleiben werden? Dann kannst du mit dem Short Strangle doppelte Prämien einkassieren! Bei dieser Strategie setzen wir Short Put und Call gleichzeitig ein. Die beiden Kontrakte liegen out of the money, unter- bzw. oberhalb des aktuellen Preises.
Bleiben die Kurse innerhalb dieses schmalen Fensters, verfallen beide Optionen wertlos und wir verbuchen zwei Prämien als Gewinn. Bei einer Auf- oder Abbewegung kommen wir jedoch in Bedrängnis: Es kann zu theoretisch unbegrenzt hohen Verlusten kommen!
Diese Strategie richtet sich daher eher an fortgeschrittene Optionshändler. In unserem Beitrag zum Strangle erfährst du alle wichtigen Einzelheiten.
3. Covered Call
Hohe Verluste entstehen beim Short Call, weil wir Assets zum Marktpreis einkaufen und an die Gegenseite liefern müssen. Befindet sich der Basiswert aber schon in unserem Besitz, entfällt diese Gefahr. Beim Covered Call machen wir uns genau das zunutze: Wir handeln einen Short Call auf einen Basiswert, der sich in unserem Depot befindet.
Er funktioniert mit Aktien oder ETFs und stellt eine der beliebtesten Möglichkeiten dar, Optionsprämien einzunehmen. Gemeinsam mit dem Cash Secured Put bildet der Covered Call zudem die Wheel Strategie, eine der am häufigsten genutzten Vorgehensweisen im Optionshandel.
Unsere Tipps: Das solltest du beim Short Call beachten
Als erfahrene Stillhalter nimmt der Short Call eine zentrale Rolle in unserer Handelstätigkeit ein. Über die vielen Jahre am Optionsmarkt haben wir zahlreiche Tipps und Best Practices entwickelt, die dir zugutekommen können:
- Auf Höhepunkte warten: Ein Short Call kommt am besten dann zum Einsatz, wenn der Kurs des Basiswerts gerade einen Höhepunkt erreicht hat und nun wieder sinkt. Das klingt zwar sehr offensichtlich, wird aber immer wieder vergessen! Suche daher gezielt nach solchen Höhepunkten und halte dich von scheinbaren Tiefpunkten fern.
- Selektiv auswählen: Aktien und Indizes tendieren langfristig nach oben, also in die für den Short Call ungünstige Richtung. Der Einsatz dieser Option sollte daher selektiv, bei akuten Anzeichen einer Abwärtsbewegung erfolgen.
- Keine nackten Calls auf Einzelaktien: Bei Einzelaktien nutzen wir keine “nackten”, also einzelnen, Short Calls. Wir setzen solche Optionen nur ein, wenn wir die Titel bereits besitzen (Covered Call) oder begrenzen das Verlustrisiko, indem wir einen Long Call ergänzen und so einen Bear Call Spread erzeugen.
Fazit: Die Short Call Option ist für Händler unverzichtbar!
Beim Short Call handelt es sich um eine von vier Grund-Optionen, die wir für sich genommen nutzen oder zu komplexeren Strategien zusammensetzen können. Es handelt sich um einen Handelsvertrag zwischen zwei Personen: Wir verpflichten uns mit diesem Vertrag, ein Asset zu einem festgelegten Preis und Zeitpunkt in der Zukunft an die Gegenseite aufzukaufen.
- Als Verkäufer (Stillhalter) sind wir in einer benachteiligten Position: Wir müssen den Handel auf Wunsch der Gegenseite ausführen, auch, wenn dieser aufgrund der aktuellen Börsenkurse negativ für uns ist. Im Gegenzug erhalten wir jedoch eine Prämie, die wir in jedem Fall behalten dürfen.
- Der Käufer hingegen ist in einer privilegierten Position: Er darf frei entscheiden, ob er den Handel ausüben möchte oder die Option lieber wertlos verfallen lässt. Mit dem Short Call hat er eine Preisgarantie erworben und kann im Fall steigender Kurse einen Gewinn erzielen. Für dieses Privileg muss er allerdings eine Prämie bezahlen.
Als Handelsgegenstand (Basiswert) kommen unterschiedlichste Wertpapiere, Rohstoffe, Währungen und vieles mehr infrage. Aktien und Aktienindizes bilden aber die wohl beliebtesten Basiswerte.
Auch wir handeln immer wieder Short Calls, um ein attraktives Zusatzeinkommen durch die Optionsprämie zu erzielen. Bei Einzelaktien aufgrund des hohen Risikos jedoch nur mit zusätzlicher Absicherung: Als Covered Call oder im Rahmen eines Bear Call Spreads.
Wird hingegen ein Index, wie zum Beispiel der S&P 500 gehandelt, ist auch ein “nackter” Short Call, ohne weitere Absicherung, denkbar. Trader sollten sich aber immer des potenziell unbegrenzt hohen Risikos bewusst sein, wenn sie solche Optionen handeln!
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Bei einem Short Call sichern wir einem Handelspartner zu, ein Gut (“Underlying”) zu einem festgelegten Preis und Zeitpunkt in der Zukunft an ihn zu verkaufen. Wir erhalten dafür eine Prämie. Der Handelspartner kann entscheiden, ob er den Vertrag ausführt oder nicht.
Der maximale Verlust bei einem Short Call ist der Kurs des Basiswerts abzüglich des Strikes unserer Option und abzüglich der erhaltenen Prämie. Bei stark steigenden Kursen kann dieser Verlust extrem hoch ausfallen und theoretisch unendlich weit ansteigen.
Der Short Call eignet sich, wenn du gleichbleibende oder fallende Kurse des jeweiligen Basiswerts erwartest. In diesem Fall verfällt die Option und die Prämie stellt deinen Gewinn dar. Auch beim Verkauf von Aktien (als Coverd Call) ist ein Short Call sinnvoll.
Der Short Call ist sehr gut geeignet, um zusätzlichen Cashflow zu erzeugen. Er lohnt sich besonders, wenn du fallende Aktienkurse erwartest. Auch beim Verkauf von Aktien ist der Einsatz sinnvoll, da du hier gleich noch ein zusätzliches Einkommen erzielst.