Unser bester Krisenindikator…

… ist, wenn der gleitende 20er Durchschnitt den 50er kreuzt … Spaß beiseite. Wir schauen uns auf täglicher und wöchentlicher Basis verschiedene Kenngrößen am Aktienmarkt an. Müssten wir uns aber für eine entscheiden, dann fällt die Antwort eindeutig auf die VIX-Terminkurve. Worum es sich dabei handelt und wie man damit Korrekturen antizipieren kann, das erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Was ist eine Terminkurve?

Von den Rohstoffen kennt ihr es bereits. Es gibt nicht „den einen“ Öl-Preis, sondern verschiedene Future-Kontrakte, die nacheinander zeitlich verfallen. Verfällt ein Kontrakt, rückt der nächste an die vorderste Stelle. Diese verschiedenen Terminkontrakte haben alle unterschiedliche Preise und in der Regel steigen diese mit der Zeit an. Das heißt, der Kontrakt mit der längsten Laufzeit ist in der Regel auch der teuerste.

Um diese Zusammenhänge grafisch darzustellen, verwendet man die sogenannte Terminkurve. Hier sind die einzelnen Future-Kontrakte mit ihren Preisen und Laufzeiten abgebildet.

VIX-Terminkurve

Und diese Terminkurven gibt es auch für die Volatilität. Sehr bekannt dürfte unter Optionshändlern der VIX-Index sein. Dieser beschreibt die impliziten Volatilitäten der 30-tägigen S&P 500 Optionen und ist auch als sogenanntes „Angst-Barometer“ bekannt.

Handeln kann man den VIX direkt nicht, dafür aber die VIX-Futures und Derivate auf diese (z.B. den VXX). Und diese VIX-Futures können ebenfalls in einer Terminkurve dargestellt werden. Im Chart von www.vixcentral.com seht ihr zum einen den VIX-Index bei 14.9 und die einzelnen VIX-Futures. Die jeweils aufeinanderfolgenden Kontrakte steigen im Preis an und somit sprechen wir hier von einer Contango-Situation.

VIX_Contango

Warum Contango?

Contango ist die Normalsituation. VIX-Futures werden unter anderem verwendet um sich gegen Schwankungen am Aktienmarkt abzusichern. Und auf einen längeren Zeitraum ist die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur größer als beispielsweise in 30 Tagen. Und daher sind die langlaufenden VIX-Futures auch teurer als die kurzlaufenden.

Es gibt aber auch Ausnahmen und das ist die sogenannte Backwardation.

Was ist eine Backwardation?

Steigt nun die Nachfrage nach kurzlaufenden Kontrakten, haben die Händler erhöhten Absicherungsbedarf. Der VIX und damit alle seine Futures wird dabei im Preis steigen. Da die Absicherung aber sofort greifen muss, wird der Preis in den kurzlaufenden Futures noch stärker ansteigen. Sind dann die ersten Kontrakte teurer als die langlaufenden, sprechen wir von einer Backwardation:

VIX_Backwardation

Wie kann man das nun verwenden?

In der aktuellen Marktphase, in der die Aktienmärkte angetrieben durch billiges Geld steigen und steigen, gleichzeitig sich aber die Konjunktur immer mehr eintrübt, haben wir ein besonderes Auge auf die Terminkurve. Werden die ersten Kontrakte teurer, sind wir gewarnt. Im Anschluss muss nicht immer eine Korrektur folgen, die Gefahr besteht aber. So hatten wir beispielsweise Anfang Februar 2018 diese Situation. Der Frontkontrakt ist deutlich im Preis gestiegen und auch die nachfolgenden Kontrakte befanden sich auf einem ähnlichen Preisniveau.

VIX_Crash

 

Im Anschluss folgte der stärkste Volatilitätsanstieg in der Börsengeschichte:

ES_VIX

Fazit

Es gibt keinen 100% Indikator. Aber mit der VIX-Terminkurve haben wir ein sehr gutes, fundamentales Werkzeug, dass uns hilft, die Aktienmärkte besser zu verstehen. Achtet in der aktuellen Marktphase genau auf die Terminkurve und seht euch historische Ereignisse an, um die Struktur dieses Werkzeuges zu verstehen.

Wer noch mehr darüber wissen will, kann gerne auch auf unserem YouTube-Kanal vorbeischauen, wir haben eine Playlist mit Themen zu unserer Tagesanalyse.


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Maximilian Bothe

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.