Ein Nasdaq Leveraged ETF verspricht rasante Gewinne, kann aber bei sinkenden Kursen schnell herbe Verluste bedeuten. Wir analysieren, wann und für welche Anleger sich ein Nasdaq-Hebel-ETF lohnt, welche Alternativen es gibt und worauf du bei einem Investment unbedingt achten solltest.
- Ein Nasdaq Leveraged ETF gibt die Entwicklungen des Nasdaq multipliziert wieder. Bei einem Nasdaq Leveraged ETF 4x vervierfachen sich zum Beispiel alle Ergebnisse.
- Nasdaq Hebel ETFs bieten Chancen auf hohe Gewinne und bergen erhebliche Risiken.
- Sie sind nicht für langfristige Investments geeignet, da es hier hohe Unterschiede zum Benchmark geben kann.
- Gehebelte ETFs sind einfach in der Anwendung; Futures sind aber in fast allen Fällen die bessere Wahl.
Was ist ein Nasdaq Leveraged ETF?
Viele Privatanleger starten an der Börse und erleben mit Wachstumsaktien, Technologiewerten oder ETF erste Erfolge. Doch die typischen Gewinne langfristiger Wertpapier-Investments sind schnell nicht mehr genug: Mehr Rendite ist gefragt!
Auf der Suche nach höheren Gewinnen gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Optionen handeln: Besonders flexibel und lukrativ, aber schreckt durch die hohe Komplexität Neueinsteiger ab.
- “Bessere Aktien” finden: Einige Anleger versuchen, noch lukrativere Tenbagger zu finden, in dem sie die Aktienanalyse lernen und meistern. Die Erfolgsquote ist jedoch meist überschaubar.
- Aktives Trading: Durch kürzere Haltedauer und den Einsatz von Short-Positionen können Anleger vom Investieren zum Trading wechseln.
Eine besonders naheliegende Version, die viele Privatanleger anspricht, ist der Einsatz von Hebeln. Dafür ist heute kein spezieller Broker mit Margin Trading mehr nötig; wir können einfach gehebelte Produkte nutzen!
Wir wollen das Konzept und den richtigen Einsatz heute am Beispiel eines Nasdaq Leveraged ETF verdeutlichen. Es handelt sich um einen Exchange Traded Fund der den beliebten Nasdaq Aktienindex nachbildet.
Diese Produkte verfügen über einen Hebel, das hießt: Alle Ergebnisse werden um den angegebenen Faktor multipliziert. Bei einem Nasdaq Leveraged ETF 4x entspricht dies zum Beispiel einem viermal höheren Gewinn oder Verlust.
Preisbildung und Funktion
Anleger erhalten den angegebenen Multiplikator auf die Performance des Nasdaq 100 Index. Sollte dieser Aktienindex zum Beispiel 1 % hinzugewinnen, würde eine Nasdaq Leveraged ETF 4x einen Gewinn von 4 % verzeichnen.
Umgekehrt führen um 1 % gesunkene Kurse zu einem Verlust von 4 % für den ETF.
Die Performance eines Nasdaq Leveraged ETF berechnet sich auf Tagesbasis anhand des Basiswerts. Dadurch kann es zu sogenannten Pfadabhängigkeiten kommen: gehebelte Anlageprodukte verlieren durch ihre Berechnungsgrundlage etwas Rendite, wenn der Basiswert schwankt.
Einen Hebel auf einen Index anzubieten, ist nicht ganz einfach und muss über Umwege erfolgen. Die Funktionsweise solcher Leveraged ETF ist daher wie folgt:
- Der direkte Kauf des Basiswerts (z. B. Aktien des Nasdaq, Rohstoffe …) würde nicht zur direkten Multiplikation der Ergebnisse führen.
- Stattdessen kommen hier Derivate mit der gewünschten Hebelwirkung zum Einsatz, die dann in einem Nasdaq Leveraged ETF lediglich zusammengefasst werden.
- Die Nachbildung des Basiswerts (in diesem Fall: dem Nasdaq) ist jedoch nicht vollständig.
- Der Aufwand, Derivate für alle Unternehmen im Index zu erwerben, wäre deutlich zu groß. Stattdessen trifft der ETF-Herausgeber eine Auswahl an Wertpapieren, die geeignet ist, den Nasdaq näherungsweise nachzubilden.
Die Abbildung des Basiswerts ist nicht perfekt; die Ergebnisse sind jedoch in der Praxis sehr nahe am Original. Es ist dennoch sinnvoll zu wissen, wie ein Nasdaq Leveraged ETF aufgebaut ist, da seine Zusammensetzung und Funktion durchaus Probleme verursachen kann.
Nasdaq Leveraged ETFs sind nicht für langfristige Investments geeignet
Wer auf gehebelte ETFs und ähnliche Produkte setzt, muss sich der Gefahren bei langfristigen Investments bewusst sein: Bist du über einen längeren Zeitraum in einen Nasdaq Leveraged ETF investiert, verlierst du durch die vergleichsweise hohe Volatilität des Index besonders stark.
- Solche Verluste können durch eine gleiche Gegenbewegung nicht ausgeglichen werden! Stattdessen wäre ein größeres Wachstum nötig, um wieder auf den Ausgangswert zu kommen. Hauptursache dafür ist die sogenannte Pfadabhängigkeit.
Die Pfadabhängigkeit zerstört unsere Rendite
Die Pfadabhängigkeit beschreibt einen Renditenachteil von Anlageprodukten, die prozentual auf Tagesbasis gehandelt werden. Dazu zählen zum Beispiel:
- Nasdaq Leveraged ETFs
- Andere gehebelte ETFs
- Short-ETFs
- Optionsscheine mit Hebel
- Short-Optionsscheine
Die Ursache der Pfadabhängigkeit ist die Tatsache, dass der Preis eines solchen Produkts jeden Tag aufs Neue berechnet wird. Der Basiswert hingegen hat keinen solchen “täglichen Reset”.
Um die tägliche Performance eines Nasdaq Hebel ETF zu ermitteln, verwendet man also vermehrte oder verminderte Grundwerte, was zu den unerwünschten Abweichungen führt.
In der Praxis könnte das so aussehen:
- Wir nutzen einen Nasdaq Leveraged ETF 4x. Eine kleine Kurssteigerung des Index wird von unserem Fund viermal stärker ausgeführt. Am Folgetag ist dieser erhöhte Preis jedoch wieder der neue Grundwert, da sich unser Nasdaq Hebel ETF ja täglich neu berechnet.
- Am nächsten Tag sinkt der Nasdaq wieder auf den Vorwert, was für den Index selbst nur einen kleinen Kursverlust darstellt. Dieser Rückgang wird von unserem Leveraged ETF aber erneut vervierfacht! Durch den erhöhten Grundwert ist dieser Verlust jedoch größer als unser Gewinn vom Vortag.
Gerade bei langanhaltenden Seitwärtsbewegungen verlieren wir mit einem Nasdaq-Hebel-ETF dadurch fast kontinuierlich.
Anwendungsfelder eines Nasdaq Leveraged ETFs
Wir halten Nasdaq Leveraged ETFs nicht für langfristige Strategien geeignet. Die Gebühren solcher Produkte sind einfach zu hoch, während die Pfadabhängigkeit unsere Rendite angreift.
Bei kurzfristigen Trades, die am gleichen Handelstag wieder geschlossen werden, könnten die Hebel ETFs theoretisch ein sinnvolles Investment bilden. Auch hier müssen wir jedoch den Einsatz infrage stellen, da mehrere, deutlich bessere Alternativen zur Verfügung stehen!
In der Praxis ist ein Future mit dem Nasdaq als Basiswert einem Leveraged ETF in fast jeder Hinsicht überlegen. Auch der Margin-Handel, CFDs oder Optionen stehen als effektive Möglichkeiten zur Verfügung.
Wann kann sich ein Hebel ETF lohnen?
Obwohl ein Nasdaq Leveraged ETF auf den ersten Blick hinter Futures und anderen Alternativen zurückbleibt, gibt es Anwendungsfälle, in denen sich ein solcher Hebel-Fund lohnen kann:
- Nasdaq Leveraged ETFs richten sich gezielt an Anleger, die ihre bisherige Rendite aus Aktien und ETFs erhöhen wollen, aber kein Interesse an Derivaten wie Futures, CFDs oder Optionen haben. Grund hierfür ist oft die hohe Komplexität solcher Produkte, die gern übertrieben dargestellt wird.
- Die beliebten Neobroker, die heute Millionen von Menschen einfachen Zugang zu Aktien und Co. gewähren, können keine Futures, Optionen oder ähnliche Produkte anbieten. Sie versuchen, diese Lücke durch Leveraged ETFs und Optionsscheine zu schließen.
- Es kann unter Umständen sinnvoll sein, mit einem Nasdaq Leveraged ETF erste Erfahrungen mit gehebelten Produkten zu sammeln. Der Start ist hier deutlich einfacher als bei Futures und Co. möglich.
- Ein Nasdaq Hebel ETF erlaubt auch das Eröffnen von Short-Positionen. Die meisten Privatanleger, die auf typische Buy-and-Hold-Strategien setzen, haben keinen Zugang (und oft auch kein Interesse) an Leerverkäufen. Mit einem invertierten ETF können sie dennoch auf einfache Weise Assets wie den Nasdaq-Index shorten.
Performance des ProShares UltraPro Short QQQ ETF (blau), einem Nasdaq Leveraged ETF, der eine dreifach gehebelte Short-Position abbildet. Seine Performance lag bei -21 Prozent über vier Wochen, während der Nasdaq 100 (grün) um 7 Prozent zunahm.
Vor- und Nachteile eines Nasdaq Leveraged ETF
Hebel ETF haben eine Reihe von Besonderheiten, die durch einen volatilen Index wie den Nasdaq als Basis noch verstärkt werden. So entstehen mehrere Vor- und Nachteile:
- Vervielfachung der Performance: Ein Nasdaq Leveraged ETF multipliziert die Tagesperformance des Nasdaq-Index mit dem jeweiligen Faktor und ermöglicht höhere Renditen.
- Einfache Funktionsweise. Nasdaq Leveraged ETFs sind einfach zu verstehen und einzusetzen und benötigen nur geringes finanzielles Fachwissen.
- Zugang zu Short-Positionen: Mit invertierten Hebel ETF kannst du auf sehr einfache Weise von fallenden Kursen profitieren.
- Hohe Volatilität des Basiswerts: Der Nasdaq ist ein sehr schwankungsfreudiger Index, sodass in Verbindung mit einem Hebel ETF schnell vergleichsweise hohe Gewinne möglich sind.
- Größere Position ohne Fremdkapital: Durch Nasdaq-Hebel-ETFs können wir ein Vielfaches der möglichen Gewinne des Nasdaq-Index realisieren, ohne mehr Kapital einsetzen zu müssen.
- Einfacher Zugang: Hebel ETFs lassen sich problemlos bei beliebigen Brokern handeln und sind so deutlich einfacher zugänglich als Futures, Optionen und Co.
- Keine Nachschusspflichten oder Fremdkapital: Selbst im schlimmsten Fall kann ein Nasdaq Leveraged ETF nicht für Verluste sorgen, die über das eingesetzte Kapital (Kaufpreis des Nasdaq-Hebel-ETF) hinausgehen.
- Vervielfachung der Verluste: Auch die Verluste werden durch den jeweiligen Faktor eines ETFs multipliziert (bei einem Nasdaq Leveraged ETF 4x zum Beispiel um das Vierfache).
- Negative Performance bei langer Haltedauer: Durch die Pfadabhängigkeit kommt es zu Verlusten gegenüber dem Basiswert, die sich besonders bei längeren Seitwärtsbewegungen summieren.
- Hohe Kosten: Aufgrund des Aufwands und Aspekten wie der Rollkosten für die enthaltenen Derivate sind Nasdaq Leveraged ETFs vergleichsweise teuer.
- Hohe Handelsgebühren: Da Hebel-ETF nur für kurze Zeiträume eingesetzt werden sollten, sind relativ viele Transaktionen nötig. So können sich die Handelskosten schnell summieren.
- Risiko eines Totalverlusts: Schon bei einer vergleichsweise kleinen Korrektur des Index kann ein Nasdaq Leveraged ETF aufgrund der Hebelwirkung zum Totalverlust führen.
- Bessere Alternativen: Leveraged ETFs leiden unter der einfachen Tatsache, dass es deutlich bessere Alternativen wie Futures, CFDs oder Optionen gibt.
Fazit: Nasdaq Leveraged ETFs sind einfach, haben aber nur begrenzte Anwendungsfälle
Ein Nasdaq Leveraged ETF und vergleichbare, gehebelte ETFs verbinden die Vorzüge eines Hebels mit der einfachen Bedienung von ETFs. Sie sind daher vor allem für Anleger geeignet, die sich nicht mit komplexeren Derivaten wie Futures befassen wollen oder vielleicht kein Margin-Trading betreiben können.
Wer einen Nasdaq Hebel ETF einsetzt, profitiert von den Kursbewegungen des Nasdaq 100, einem der beliebtesten Indizes der Welt. Alle Kursbewegungen des Nasdaq werden mit dem angegebenen Faktor multipliziert. Bei einem Nasdaq Leveraged ETF 4x multiplizieren sich zum Beispiel alle Gewinne und Verluste um das Vierfache.
Dadurch sind sowohl höhere Gewinne, als auch drastischere Verluste möglich. Da es sich dabei um einen Exchange Traded Fund handelt, können Anleger aber immerhin nur das eingesetzte Kapital verlieren. Dieser scheinbare Vorteil gegenüber Optionen und anderen Derivaten trägt viel zur Beliebtheit solcher Produkte bei.
In Kombination mit den oft recht günstigen Gebühren der Neobroker entsteht so ein Finanzinstrument, mit dem viele Anleger erstmals Kontakt zu Hebeln haben. Auch Short-Positionen lassen sich so besonders einfach umsetzen.
Trotz einiger scheinbarer Vorteile sind Nasdaq Hebel ETFs aber kein wirklich sinnvolles Anlageprodukt für ernsthafte Investoren. Grund sind vor allem die vielen, deutlich besseren Alternativen: Mit Derivaten wie Futures können wir unsere Rendite ebenso vervielfältigen.
Sie bieten aber gleichzeitig deutlich mehr strategische Möglichkeiten. Wir empfehlen daher, die notwendige Zeit zu investieren und sich mit der Funktionsweise der Derivate vertraut zu machen. Auch Optionen handeln ist eine deutlich attraktivere Variante, um von den Schwankungen des Nasdaq zu profitieren!
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Leveraged ETF stehen für eine Vielzahl von Indizes zur Verfügung. Besonders US-Indizes wie der S&P 500 oder der Nasdaq sind reichlich verfügbar. Typischerweise gibt es dabei zweifache, dreifache oder vierfache Hebel, selten mehr.
Bei diesem ETF werden alle Kursveränderungen des Nasdaq 100 Aktienindex um das Zweifache verstärkt. Ein Kursgewinn von 10 % würde also einen Gewinn von 20 % beim Nasdaq Hebel ETF bedeuten. Auch ein Verlust verstärkt sich auf diese Weise!
Eine 3x gehebelter ETF gibt Kursveränderungen des Nasdaq 100 Aktienindex dreifach verstärkt wieder. Ein Kursgewinn von 10 % würde also einen Gewinn von 30 % beim Nasdaq Hebel ETF bedeuten. Auch ein Verlust verstärkt sich auf diese Weise!
Diese Variante basiert auf dem Nasdaq 100 Index, spiegelt aber alle Kursveränderungen vierfach verstärkt wider. Gewinnt der Nasdaq also um 1 %, nimmt der Nasdaq Leveraged ETF 4x um 4 % zu. Auch Verluste werden auf diese Wiese vervierfacht.
ETFs mit vierfachem Hebel sind eher selten, stehen aber durchaus zur Verfügung. So können Anleger zum Beispiel mit einem Nasdaq Leveraged ETF 4x auf den Nasdaq Index spekulieren und dabei viermal höhere Gewinne oder Verluste generieren.