Eine Aktie, die ihren Wert um das Zehnfache steigert, ist ein Traum für Investoren. Mit dem Begriff “Tenbagger” hat Peter Lynch nicht nur eine passende Bezeichnung für solche Superunternehmen geliefert, sondern auch gleich einen richtigen Hype losgetreten.
Tenbagger Aktien sind heute den meisten Anlegern ein Begriff, aber wie man sie findet, ist weiterhin ein großes Geheimnis. Wir haben alles Wichtige zu den “Verzehnfachern” und ihren Suchkriterien für dich zusammengefasst!
- Tenbagger sind Wertpapiere, die nach dem Kauf ein Kurswachstum von mindestens 1.000 % aufweisen
- Diese Aktien sind schwer zu finden, doch es gibt einige nützliche Kennzahlen und Konzepte für die Suche
- Ziel sollten generell gute Aktieninvestments sein – dann kommt der ein oder andere Tenbagger von allein
Was ist eine Tenbagger Aktie?
Das Konzept der Tenbagger Aktie ist denkbar einfach: Je mehr Wachstum ein Wertpapier in unserem Depot aufweist, desto besser. Eine Verzehnfachung des Werts ist dabei ein herausragender Meilenstein. Schafft ein Unternehmen diese großartige Leistung, spricht man von einer “Tenbagger Aktie”.
Es liegt dann also ein Wachstum von mindestens 1.000 % vor. Ein solches Ergebnis ist äußerst selten und gilt für viele Anleger als Krönung der eigenen Investment-Karriere. Manche Investoren werden aber trotz langer Börsenkarrieren niemals in den Genuss einer solchen Verzehnfachung kommen.
Der Begriff selbst hat nichts mit Taschen (“Bags”) zu tun, sondern stammt aus dem Baseball. Börsenguru Peter Lynch hat die Bezeichnung aus seinem Lieblingssport entnommen, wo sie für einen besonders hervorragenden Spielzug (zwei Homeruns und ein Double) steht.
Für noch größeres Wachstum kommen teilweise Begriffe wie “twentybagger”, “thirtybagger” oder einfach “Multibagger” zum Einsatz. Da aber bereits der Tenbagger eine absolute Ausnahmeerscheinung am Aktienmarkt ist, sind solche Wachstumsraten noch deutlich seltener.
Obwohl das Konzept klar definiert scheint (“Eine Aktie mit einem Wachstum von mindestens 1.000 %”) ist die Zuordnung in der Praxis nicht immer ganz einfach. Ein Wertpapier, das sich innerhalb weniger Monate verzehnfacht, zählt ganz klar in diese Kategorie. Aber was ist mit einer Aktie, die für dieses Wachstum 50 Jahre oder noch länger braucht?
Eine solche Kurssteigerung von 20 % pro Jahr (1.000 % / 50 Jahre) ist natürlich sehr attraktiv. Mit dem explosionsartigen Wachstum, das man gemeinhin mit Tenbaggern verbindet, kann man sie jedoch nicht vergleichen.
Hier spielt natürlich auch die Meinung des einzelnen Anlegers eine wichtige Rolle: Wer eine langfristige Aktienstrategie, zum Beispiel die klassische Dividendenstrategie, verfolgt, hat eventuell andere Maßstäbe als ein kurzfristig orientierter Trader.
Ein zeitloses Konzept
Sowohl die Bezeichnung als auch die Definition stammen aus dem Buch “One up on Wall Street”. Es kam 1989 in die Buchläden, zu einem Zeitpunkt, als Autor Peter Lynch bereits einer der erfolgreichsten Fondsmanager überhaupt war.
Während seiner Karriere an der Spitze des Fidelity Magellan Fonds erzielte er eine jährliche Rendite von durchschnittlich 29,2 % und ließ damit den S&P 500 weit hinter sich. Dieses Ergebnis allein brachte ihm und seinem Buch erhebliche Reichweite und zahlreiche offene Ohren ein.
Obwohl Lynchs Qualifikation außer Frage steht, sind seine Aussagen und Tipps zu Tenbaggern durchaus etwas kritisch zu betrachten: in den mehr als 35 Jahren seit der Veröffentlichung des Buches haben sich die Märkte stark gewandelt.
Die Börsen und die Weltwirtschaft sahen zum damaligen Zeitpunkt noch ganz anders aus. Der Kalte Krieg war noch in vollem Gange, Regulierungen im Finanzbereich deutlich seltener, die Welt weniger vernetzt und die Geschwindigkeit – nicht nur an den Börsen – noch wesentlich geringer.
Auch der einfache Zugang zum Aktienmarkt durch Neobroker und ETFs waren zu Beginn der 90er Jahre noch nicht verfügbar.
Im Vergleich dazu erleben wir heute massiv höhere Volatilität an nahezu allen Märkten. Der Zeitraum zwischen Crashs und Korrekturen hat sich stark verringert und die Auswirkung solcher Rücksetzer vergrößert – eine Entwicklung, die sich auch weiterhin fortzusetzen scheint und es besonders Laien immer schwerer macht, zuverlässig Gewinne zu erzielen.
Zudem wirken heute mehr Einflussfaktoren auf den Aktienmarkt und damit auch auf unsere Suche nach solchen Superaktien ein: Es gibt mehr Kriege und mehr Armut als zu Beginn der 90er. Globale Abhängigkeiten haben stark zugenommen. Neue Märkte, wie etwa für künstliche Intelligenz oder Klimawandel, sind entstanden …
Das Konzept der Tenbagger ist grundsätzlich gleich geblieben und diese Titel sind auch weiterhin hervorragende Renditebringer. Als Laie solche Verzehnfacher zu finden, ist heute jedoch durchaus komplexer und facettenreicher als zum Zeitpunkt, als Peter Lynch den Begriff prägte.
Eigenschaften der Superaktien
Es gibt keine Garantien, dass sich eine Aktie wirklich verzehnfacht – egal, wie sehr wir uns auch anstrengen. Anhand historischer Daten und der Lehren großartiger Börsengurus wie Peter Lynch lassen sich jedoch einige Gemeinsamkeiten der Tenbagger entdecken, was uns bei der Suche helfen kann.
Nahezu alle der explosionsartig wachsenden Aktien bedienen einen oder mehrere der folgenden Aspekte:
- Neue Technologie: Technologische Innovation ist die größte Triebkraft allen wirtschaftlichen Fortschritts. Das spiegelt sich natürlich auch an der Börse wider! Dabei ist das Ziel jedoch nicht, möglichst komplizierte High-Tech-Anwendungen zu finden. Technologie ist nur dann ein sinnvoller Indikator für ein Investment, wenn auch eine möglichst große Nutzerbasis bereitsteht, die Innovation massentauglich und leicht anwendbar ist und einen tatsächlichen Nutzen bietet.
- Gesellschaftliche Megatrends: Unter gesellschaftlichen Megatrends versteht Peter Lynch Entwicklungen und Neuerungen, die von einer extrem großen Anzahl an Personen übernommen werden. Dazu können zum Beispiel die bereits erwähnten neuen Technologien zählen; aber auch weniger greifbare Konzepte wie Gleichstellung oder Klimaschutz/-wandel gelten heute als Megatrends.
- Rechtliche Rahmenbedingungen: Tenbagger Aktien finden sich immer wieder unter den Unternehmen, die von aktuellen Gesetzen und Rahmenbedingungen profitieren. So erzielen beispielsweise namhafte Hersteller von Elektroautos derzeit massive Gewinne durch den Handel mit CO₂-Zertifikaten – ein rein rechtliches Konstrukt. Subventionen und rechtliche Erleichterungen, neue Märkte, die durch Gesetzesänderungen entstehen (zum Beispiel Cannabis-Legalisierung) und mehr könnten für die Entstehung einer Superaktie sorgen.
- Neue Produkte: Ähnlich, wie innovative Technologien, können auch neue Produkte explosionsartiges Wachstum entstehen lassen – insbesondere, wenn sie sich gleichzeitig auch noch im Bereich gesellschaftlicher Megatrends bewegen. Ein neues Produkt muss dabei vor allem eine möglichst breite Nutzerbasis aufweisen. Innovation ist ebenfalls hilfreich, aber nicht unbedingt erforderlich. So waren zum Beispiel sowohl der iPod als auch das iPhone technisch ausgereift, aber keineswegs neue Erfindungen. Sie bedienten jedoch eine breite Nachfrage und machten Apple zum wertvollsten Unternehmen der Welt.
- Aufmerksamkeit anderer Investoren: Bei der Suche glauben viele Investoren, auf dubiose Geheimtipps setzen zu müssen. Tatsächlich ist die Mehrzahl der Superaktien aber unter den Titeln zu finden, die bereits einiges an Aufmerksamkeit erhalten. Analysen und Informationen stehen uns heute reichlich zur Verfügung – wir sollten sie nutzen, anstatt gegen den Strom zu schwimmen.
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Nachteile und Herausforderungen
Was ist ein Tenbagger, wenn nicht die Chance auf sehr hohe Gewinne? Dazu müssen wir solche Aktien rechtzeitig entdecken und lange genug halten, sodass sie ihr Potenzial voll entfalten können. Wir besprechen in diesem Artikel den ersten Teil, also die Suche, sehr ausführlich. Aber auch das Halten kann durchaus Probleme bereiten!
Eine solche Superaktie weist zwar ein massives Wachstum auf, benötigt aber dennoch ausreichend Zeit, um sich zu entwickeln. Betrachten wir Charts erfolgreicher Unternehmen in der 10-Jahres-Ansicht (oder noch größeren Intervallen), erscheint ein solches Investment immer sehr einfach und offensichtlich.
Sobald wir jedoch näher heranzoomen, zeigen sich deutliche Höhen und Tiefen oder längere Seitwärtsphasen. Beim bekannten Beispiel Amazon gab es etwa während der sehr attraktiven Phase von 2014 bis 2021 insgesamt drei Rücksetzer von mehr als 30 %!
Ein Investment in solche Titel ist also keine Einbahnstraße. Anleger müssen auch in Korrekturphasen ihre Wertpapiere unbeirrt halten, um tatsächlich eine Verzehnfachung zu erleben. Daher ist es unbedingt notwendig, mit einer langfristigen Strategie und klaren Kriterien für den Ausstieg zu starten.
In der Vorstellung vieler Anleger sind Tenbagger Investments, die, einmal gefunden, für langfristigen Gewinn sorgen. Wer sie einkauft, “hat es geschafft”. Du musst solche Titel jedoch genau wie andere Wertpapiere stets beobachten und auch bereit sein, sie im Ernstfall abzustoßen!
Gleichzeitig ist ein vorzeitiger Verkauf einer Aktie, die dann später doch noch weiter wächst, besonders ärgerlich. Ob tatsächlich eine Verzehnfachung gelingt, weißt du also erst, wenn die grüne “+1.000 %” wirklich in deinem Portfolio zu sehen ist – bis dahin ist Aufmerksamkeit, Fachkenntnis und nicht zuletzt Glück gefragt!
Ein weiteres Problem entsteht durch den zu großen Fokus einiger Anleger auf die Tenbagger-Suche. Natürlich sind solche Aktien besonders attraktiv, aufgrund ihrer Seltenheit solltest du dich jedoch nicht ausschließlich auf die Superunternehmen konzentrieren.
Solide, gute recherchierte Aktieninvestments sind ein Grundbaustein für den langfristigen Vermögensaufbau. Selbst, wenn du während deiner Börsenkarriere nie einen Tenbagger erwischt, kannst du hervorragende Renditen erzielen.
Wer jedoch ausschließlich nach den Verzehnfachern sucht, wird automatisch höhere Risiken eingehen, einige teure Nieten in sein Portfolio holen und letztlich schlechter dastehen.
Mit dieser Meinung sind wir übrigens nicht allein: Schon Peter Lynch selbst beschrieb in seinem viel zitierten Buch, dass die übertriebene Suche nicht sinnvoll sei. Bei guten Investmententscheidungen kommen die Tenbagger von ganz allein.
Neben der schlichtweg besseren Performance ist dies ein weiterer Grund für uns, nicht gezielt auf “Tenbaggerjagd” zu gehen. Scheinbar langweilige Titel wie nicht-zyklische Konsumgüter und andere sichere Aktien sorgen für eine hohe Rendite, während die Verzehnfacher als Beimischung denkbar sind.
In einem der vergangenen Vermögensmagazine haben wir 25 Unternehmen vorgestellt, die wir aufgrund ihrer Geschäftsmodelle, starken Marktpositionen und innovativen Ansätzen als mögliche Kandidaten für langfristige Investments identifiziert haben:
Wie findet man Tenbagger-Aktien?
Ein oder gar mehrere solcher Aktien im eigenen Portfolio ist nicht nur eine besondere Auszeichnung für einen Investor – es ist auch schlicht und ergreifend sehr lukrativ, wenn sich ein Investment verzehnfacht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Anleger gezielt nach solchen Wertpapieren mit explosionsartigem Wachstum suchen.
Dazu stehen zum einen Peter Lynchs eher allgemein gehaltene Ideen zu möglichen Verzehnfachern zur Verfügung. Aber auch für Anleger, die eher “handfeste” Kriterien suchen, gibt es Möglichkeiten. Wir haben zwei denkbare Szenarien für künftige Tenbagger zusammengefasst:
1. High-Growth-Aktien
Technologiewerte wie Amazon, Apple, Meta und Co. konnten in den letzten Jahren ein gigantisches Wachstum erzielen. Sogar in unserem Bericht zu sicheren Aktien, in dem wir Rendite und Volatilität kritisch betrachten, schneidet der Sektor allein aufgrund seiner gewaltigen Kursgewinne sehr gut ab.
Apple ist in dieser Gruppe sicherlich der “reifste” Titel und zweifellos ein Ten- und sogar Multibagger (mehr als zehnfaches Wachstum). So hätten Investoren, die in 2010 eingestiegen wären, ihr Investment in nur zehn Jahren um den Faktor 10 vergrößert. Ähnliche Phasen zehnfachen Wachstums entdecken wir in der Geschichte des Unternehmens immer wieder.
Noch extremer zeigt sich die Entwicklung bei einem weiteren Tech-Liebling: Amazon hat seit seinem Börsengang in 1997 bis zum bisherigen Höhepunkt (Stand: Frühjahr 2024) eine Steigerung von 185.000 % erlebt. Es handelt sich also um einen “185-Bagger”.
Ein so idealer Ein- und Ausstieg am günstigsten und teuersten Zeitpunkt ist natürlich nicht realistisch; aber auch ein Anleger, der später eingestiegen wäre, hätte sein Investment problemlos verzehnfachen können. So hätte es zum Beispiel ab 2014 nur sechs Jahre gedauert, einen tausend prozentigen Gewinn zu erzielen.
Wie findet man die nächste Amazon-Tenbagger-Aktie?
Historische Erfolge sind schön und gut, aber wir wollen vom Wachstum der künftigen Tenbagger profitieren! Unser Ziel ist also, “das neue Amazon” zu finden. Dabei sind wir für alle Szenarien offen – vielleicht verzehnfacht sich Amazon selbst noch einmal? Möglich ist alles, aber wir würden uns nicht darauf verlassen wollen.
Stattdessen suchen wir nach anderen Unternehmen, die in Zukunft ein hohes Wachstum zeigen könnten. Solche Firmen sind vergleichsweise einfach, anhand betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, zu finden.
Dabei gilt: Nicht alle Aktien mit starkem Wachstum werden zum Tenbagger, aber alle Tenbagger sind Aktien mit starkem Wachstum. Die Untersuchung dieser High-Growth-Stocks ist also ein guter Startpunkt. Du kannst solche Titel an verschiedenen Aspekten erkennen:
- Skalierung: Das Geschäftsmodell muss einfach und mit wenig Mehrkosten skalierbar sein. Jack Ma (Alibaba) soll einst zu einem Walmart-Manager gesagt haben: „Wenn ihr 10.000 neue Kunden wollt, müsst ihr einen ganzen Supermarkt bauen. Wenn ich 10.000 neue Kunden möchte, brauche ich lediglich zwei neue Server.“
- Konstantes Umsatz- und Gewinnwachstum
- Gute Gewinnmargen
- Geringe Verschuldung
2. Turnaround-Stories
High-Growth-Aktien sind naheliegende Investments für alle, die nach Tenbaggern suchen. Der Einstieg in solche Titel fällt aber oft schwer und “fühlt sich nicht gut an”. Denn immerhin haben solche Unternehmen bereits deutliche Zugewinne gemacht und einen entsprechenden Preis für ihre Aktien aufgebaut.
Eine mögliche Alternative ist der Kauf einer stark gefallenen Aktie, bei der du auf einen Turnaround spekulierst. Die dahinterstehende Idee ist, dass ein Unternehmen, das bereits einmal starkes Kurswachstum zeigte (und danach an Wert verloren hat) auch erneut auf einen hohen Preis klettern könnte.
Diese Methode ist aus Investorensicht deutlich angenehmer, denn wir kaufen ein Wertpapier recht günstig ein. Das Problem: der gewünschte Turnaround muss nicht zwangsläufig eintreten! Tatsächlich bleibt er sogar vergleichsweise häufig aus und führt zu weiteren Verlusten.
Wenn du anhand solcher Turnarounds Tenbagger finden möchtest, solltest du daher genau unter die Lupe nehmen, warum es zu Kursrückgängen kam. Gibt es eine offensichtliche Erklärung, wie zum Beispiel ein negativer, aber vorübergehender Einfluss auf die Branche (wie Covid-Lockdowns auf den stationären Handel), ist eine Tenbagger-Erfolgsstory möglich.
Leider wartet in den meisten Fällen keine so einfache und positive Erklärung auf uns. Oft ist einfach etwas Fundamentales mit dem Unternehmen nicht in Ordnung. Ein ungünstiges Produktportfolio, zu hohe Verschuldung, schlechtes Management oder rechtliche und regulatorische Probleme sind mögliche Beispiele.
Hier auf eine Trendumkehr und einen künftigen Tenbagger zu hoffen, wäre sehr naiv. Unmöglich ist so eine Entwicklung allerdings nicht. Wer diese Methode einsetzt, kann durchaus Verzehnfacher finden, wird sich aber bei der Suche unweigerlich einige teure Nieten ins Portfolio holen.
Wird General Electric zum Tenbagger?
Ein Beispiel für einen (möglichen) Turnaround ist General Electric. Der einstige Bluechip aus den USA lief bis ca. 2017 im Gleichschritt mit dem S&P 500. Dann begann der Absturz: von Höchstwerten um die $ 190,00 in den letzten 15 Jahren ging der Kurs bis auf $ 38,00 zurück.
Das Unternehmen strukturiert sich seither stark um, die Dividende wurde gestrichen und viele Arbeitsplätze abgebaut. Gleichzeitig gelang es, die Verschuldung zu reduzieren und Teilbereiche zu verkaufen. Die Corona-Krise 2020 sorgte aber für erneute Einbrüche – insbesondere die Luftfahrt-Sparte litt in dieser Zeit stark.
Die Umstrukturierung zeigte trotz des Covid-Rücksetzers Erfolg: Der Kurs stieg ab 2021 wieder an. Zum Verfassungszeitpunkt dieses Artikels (Frühjahr 2024) hat sich der Preis gegenüber dem Tiefpunkt in wenigen Monaten verdreifacht.
War die Umstrukturierung nachhaltig? Kann die Firma zu alter Stärke zurückfinden? Wird aus ihr vielleicht sogar ein Tenbagger? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht mit absoluter Sicherheit beantworten. Derzeit scheint der Turnaround jedoch grundsätzlich gelungen zu sein; wohin die Reise geht, muss sich aber erst zeigen.
Wer in derartige Unternehmen investiert, um auf einen möglichen Tenbagger zu spekulieren, sollte vor allem zwei Aspekte beachten:
- Möglichst umfangreiche Datenlage. Wir müssen sicherstellen, dass der Kurseinbruch nur vorübergehender Natur war und die dafür verantwortlichen Probleme beseitigt wurden. Dafür ist eine tiefgehende Analyse erforderlich.
- Du benötigst eine gesunde Portion Optimismus für derartige Investments. In einer (für uns zu) großen Anzahl der Fälle tritt die erhoffte Trendumkehr nie ein und du kaufst ein Wertpapier im sehr langfristigen Abwärtstrend.
Hohes PEG-Ratio
Ein weiterer möglicher Indikator für eine anstehende Verzehnfachung kommt von Peter Lynch selbst. Er betrachtet die PEG-Ratio (Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis) als besonders wichtige Kennzahl bei der Suche.
Sie bildet eine Erweiterung des bekannten Kurs-Gewinn-Verhältnisses (P/E-Ratio). Das KGV kommt oft zum Einsatz, um den “fairen Wert” einer Aktie zu erfassen. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten: Typische Empfehlungen à la “das KGV muss mindestens … betragen” sind häufig anzutreffen, aber nur selten hilfreich.
Durch die Ergänzung des Wachstums-Aspekts entsteht das KGW. Es drückt das Verhältnis von Aktienkurs zu Gewinn pro Aktie und Wachstumserwartung aus. Für die Berechnung benötigen wir das Kurs-Gewinn-Verhältnis und eine Prognose des zu erwartenden Gewinnwachstums.
Diese können wir zum Beispiel von unterschiedlichen Börsenseiten oder direkt von einzelnen Analysten erhalten. Idealerweise solltest du mehrere Prognosen einholen und einen Durchschnittswert bilden. Anschließend teilst du das KGV durch das zu erwartende Wachstum.
Peter Lynch sieht ein KGW von 1,0 als Indikator für eine faire Bewertung einer Aktie. Niedrigere Ergebnisse deuten für ihn auf ein unterbewertetes Unternehmen und damit die Chance auf großartiges Wachstum hin. Liegt das KGW über 1,0 gilt die Firma für ihn als überbewertet und somit eher uninteressant.
In der Praxis sind zahlreiche Aspekte zu beachten:
- Wie gut ist die Wachstumsprognose und stammt sie aus einer ausreichenden Anzahl von Quellen?
- Handelt es sich um eine Berechnung anhand historischer Wachstumsdaten (“trailing PEG”) oder mittels zu erwartendem Wachstum (“forward PEG”)? Die Ermittlung anhand historischer Werte ist deutlich einfacher, gilt aber auch als weniger präzise, da sich daraus nur bedingt Erwartungen für die Zukunft ableiten lassen.
- Welcher KGV-Zeitraum wurde für die Berechnung herangezogen, welcher Zeitraum für die Wachstumsprognose und sorgen eventuelle Unterschiede für Probleme?
- Ist der KGW sehr niedrig oder gar negativ, kann dies auf Gefahren hindeuten, da ein solches Unternehmen entweder Verluste erzielt (negatives KGV) oder eine negative Wachstumsprognose aufweist.
Fazit: Tenbagger Aktien sind nicht leicht zu finden
Tenbagger Aktien faszinieren Anleger durch ihr massives Wachstum: 1.000 % oder mehr sind nötig, um den von Börsenguru Peter Lynch geprägten Titel zu erhalten. Leider ist die Suche nach solchen Wertpapieren eine Herausforderung, die nur selten gelingt.
Lynch selbst gibt einige Tipps, wie man solche Verzehnfacher finden könnte: Sie profitieren meist von neuen Technologien, gesellschaftlichen Megatrends oder neuen Produkten, die einer breiten Nutzerbasis gefallen. Auch positive rechtliche Rahmenbedingungen spielen häufig eine Rolle.
Zudem kannst du die Aufmerksamkeit anderer Investoren als Indikator nutzen – die Superaktien sind nur selten “Geheimtipps”, sondern werden größtenteils sehr offen von Branchenkennern diskutiert.
Mögliche Bereiche, die du bei der Suche nach diesen Superunternehmen betrachten könntest, sind zum Beispiel High-Growth-Stocks. Solche Titel weisen ein Geschäftsmodell mit guter Skalierbarkeit sowie beeindruckendes Gewinn- und Umsatzwachstum auf. Auch gute Gewinnmargen und geringe Verschuldung helfen dabei.
Alternativ könntest du dich unter den Turnaround-Stocks umsehen: Firmen, die einen (hoffentlich) vorübergehenden Rücksetzer erlebt haben und nun ein besonders starkes Wachstum zeigen könnten.
Wir von Eichhorn Coaching jagen nicht gezielt nach solchen Superaktien, sondern setzen auf scheinbar langweilige Titel mit guter Performance und niedrigem Drawdown. Tatsächlich gelangen so aber immer wieder Ten- oder gar Multibagger (Wachstum um mehr als das Zehnfache) in unser Portfolio und das unserer Kunden.
Potenzielle Superaktien sind oft Wetten mit einem ernstzunehmenden Risiko, falls der Plan nicht aufgeht. Sie eignen sich daher eher als Beimischung zu einem Portfolio aus soliden Titeln, jedoch weniger als Grundstock.
Diese Logik folgt auch der Idee des “Erfinders” Peter Lynch: Solide Investments an der Börse sind das A und O – die Tenbagger kommen dann von allein.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Aktien, die sich verzehnfachen, also ihren Wert um mindestens 1.000 % steigern. Ein solches Wachstum ist für Investoren extrem attraktiv – insbesondere, wenn es innerhalb eines eher kurzen Zeitraums erfolgt. In der Praxis sind solche Titel aber nur schwer zu finden.
Es gibt keine garantierte Methode für die Tenbaggersuche; Firmen mit hohen Wachstumschancen durch ein attraktives Produkt oder Innovation scheinen gut geeignet. Kennzahlen wie eine hohe PEG-Ratio bieten ebenfalls Hinweise.
Eine genaue Vorhersage ist unmöglich, aber es gibt einige Indikatoren: Hohe PEG-Ratio, lukratives Geschäftsfeld mit breiter Skalierbarkeit, neuen Technologien und breiter Nutzerbasis und ein bereits starkes Gewinn- und Umsatzwachstum.
Auch an deutschen Börsen ist eine Verzehnfachung nicht ungewöhnlich: Bechtle, Sartorius oder CTS Eventim sind jüngere Beispiele. Generell bewegt sich der heimische Markt aber etwas langsamer und hat weniger Tenbagger zu bieten.