Covered Calls und die Dividende

Letzte Woche haben wir im Blog über eine der besten Investorenstrategien berichtet: Den Covered Call. Liegt die Option am Ende der Laufzeit im Geld, werden die Aktien ausgebucht und der aktive Optionsinvestor könnte sie z.B. mit Cash Secured Puts erneut einsammeln. Grundsätzlich hat der Käufer der Call-Option aber jederzeit das Recht seine Option auszuüben. Und manchmal reibt sich ein Investor verwundert die Augen, wenn auf einmal die Aktien aus dem Depot verschwunden sind. Ein Grund weshalb Optionen vorzeitig ausgeübt werden ist eine anstehende Dividendenzahlung. Wie verhalten sich Covered Calls und Dividenden und wie kann die Wahrscheinlichkeit der Optionsausübung abgeschätzt werden? Das erfahrt ihr im heutigen Blog.

Zum Blogbeitrag von letzter Woche: Covered Call: Die Zusatzdividende für Investoren

Cashflow durch Dividenden

Viele Investoren bauen ein Dividendendepot z.B. zur Altersvorsorge auf. Gerade im amerikanischen Markt ist dies sehr interessant, da im Gegensatz zu Deutschland bei den meisten Unternehmen die Ausschüttungen quartalsweise oder sogar monatlich erfolgen.

Investoren, die eine Zusatzdividende in Form von Covered Calls verdienen möchten, müssen aber im Zusammenspiel mit den Dividendenausschüttungen ein paar Dinge beachten.

Am Tag der Ex-Dividende wird eine Auszahlung des Unternehmens vorgenommen. Der jeweilig ausgeschüttete Gewinn reduziert somit den „Wert“ des Unternehmens, da nun weniger Cash vorhanden ist. Im Kurs macht sich dies in der Regel durch einen Abschlag in Höhe der Dividendenzahlung bemerkbar. Was passiert nun mit einem Covered Call?

Perspektive des Käufers einer Call-Option

Der Käufer einer Call-Option möchte sich das Kaufrecht von 100 Aktien zu einem bestimmten Preis sichern. Der Inhaber der 100 Aktien erhält die Dividende als Cashflow, der Optionskäufer aber nicht. Durch den Kursabschlag am Ex-Dividendentag verliert sein Call sogar an Wert. Der Call-Inhaber könnte nun seine Option vorzeitig ausüben, die Aktien eingebucht bekommen und somit von der Dividendenzahlung profitieren.

Wird er das aber machen, wenn seine Option aus dem Geld (OTM) ist? Das ergibt keinen Sinn, denn somit kauft er die Aktien zum höheren Strike-Preis, während er sie am freien Markt günstiger auf direktem Weg erwerben kann. Somit muss zunächst einmal die Option im Geld notieren, bevor der Optionskäufer über eine frühzeitige Ausübung nachdenkt.

Die Option muss im Geld liegen

Die Option liegt nun im Geld, ist es dann für den Käufer sinnvoll, sie vor dem Ex-Dividendentag auszuüben, so dass er die Aktien und damit die Dividende bekommt? Es kommt darauf an – und zwar auf den Optionspreis.

Der Optionspreis setzt sich aus Zeit- und innerem Wert zusammen. Grundsätzlich erwartet der Käufer einer Call-Option steigende Preise, der Zeitwert nagt aber kontinuierlich am Wert seiner Option. Ist nun die Option im Geld und die anstehende Dividendenzahlung größer als der verbleibende Zeitwert, ergibt es für ihn Sinn, die Option frühzeitig auszuüben. Ist das nicht der Fall, „verschenkt“ er den größeren Zeitwert für eine geringere Dividende.

Praktisches Beispiel Realty Income

Betrachten wir nun ein praktisches Beispiel am monatlichen Dividendenzahler der Realty Income Corporation.

Zum Zeitpunkt (23.09.) notiert diese bei $ 7,89 und der nächste Ex-Dividendentag in Höhe von $ 0,227 steht am 30.09.2019 an.

Covered Call Dividende - RealityIncome Dividend

Betrachten wir nun die Optionen mit 25 Tagen Restlaufzeit und suchen uns 3 Strikes heraus.

Covered Call Dividende - Optionchain

1. 75er Call-Option
Optionspreis: 1,85
Innerer Wert: Aktienkurs – Strike = 75,89 – 75 = 0,89
Zeitwert = Optionspreis – Innerer Wert = 1,85 – 0,89 = 0,96

-> Somit ist der Zeitwert von 0,96 größer als die Dividendenzahlung von 0,227 und damit eine Optionsausübung unwahrscheinlich.

 

2. 72,50er Call-Option
Optionspreis: 3,75
Innerer Wert: Aktienkurs – Strike = 75,89 – 72,50 = 3,39
Zeitwert = Optionspreis – Innerer Wert = 3,75 – 3,39 = 0,36

-> Somit ist der Zeitwert von 0,36 größer als die Dividendenzahlung von 0,227 und damit eine Optionsausübung unwahrscheinlich. Allerdings sollte man diese Option genau beobachten.

 

3. 70er Call-Option
Optionspreis: 6,05
Innerer Wert: Aktienkurs – Strike = 75,89 – 70 = 5,89
Zeitwert = Optionspreis – Innerer Wert = 6,05 – 5,89 = 0,16

-> Somit ist der Zeitwert von 0,16 kleiner als die Dividendenzahlung von 0,227 und damit eine Optionsausübung wahrscheinlich.

Fazit

Covered Calls sind eine optimale Möglichkeit eine zusätzliche Rendite mit einem bestehenden Investment zu erzielen. Liegen die verkauften Call-Optionen im Geld, kann es aber zur Ausübung kommen und die Aktien werden weggecallt. Diese Wahrscheinlichkeit ist besonders vor Ex-Dividenden Tagen erhöht. Möchten Investoren ihre Aktien unbedingt behalten, sollten sie daher vor den Dividendenzahlungen den verbleibenden Zeitwert der Option prüfen, mit der Dividende vergleichen und gegebenenfalls den Call in eine längere Laufzeit rollen.


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Maximilian Bothe

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.