Der VVIX misst die Volatilität des VIX und bildet damit einen Volatilitätsindex auf einen Volatilitätsindex ab. Was zunächst wie eine unnötige Doppelung klingt, ist tatsächlich ein sehr nützlicher Indikator für Optionshändler, mit dem Wendepunkte im Aktienmarkt erkennt werden können.
In diesem Blogbeitrag erklären wir, was es mit dem doppelten Volatilitätsindex auf sich hat, was dieser über den Zustand des Marktes sagt und wie dieser profitabel eingesetzt werden kann.
- Der VIX bildet die Volatilität des S&P500 Aktienindizes ab; der VVIX wiederum erfasst die Volatilität des VIX
- Zur Berechnung kommt die Anzahl gehandelter Optionen auf den VIX-Index zum Einsatz
- Der VVIX lässt erahnen, wie schnell sich der VIX verändern könnte
- Lässt auf Tiefpunkte im Aktienmarkt schließen
Was ist der VVIX?
Bereits seit 1994 veröffentlicht die Chicago Board Options Exchange (CBOE) den VIX, der die Nachfrage nach Optionen auf den S&P 500 misst und damit die implizite Volatilität dieses wichtigen Aktienindex abbildet.
Diese Messung ist möglich, da Händler besonders dann verstärkt Terminkontrakte nutzen, wenn die Gefahr von Marktkorrekturen oder Kursstürzen droht. Aus diesem Grund wird der Volatilitätsindex oft als „Angstbarometer“ der Börse bezeichnet.
Seit 2004 können Händler sogar Optionen auf den VIX selbst handeln. Dieser Index hat sich schnell als attraktives und beliebtes Investment etabliert, da er eine effiziente Möglichkeit bietet, das eigene Portfolio zu diversifizieren.
Durch die Handelbarkeit von Volatilitäts-Optionen kann dasselbe Prinzip – die Messung der Nachfrage nach Optionen, um die Stimmung der Marktteilnehmer zu erfassen – auch auf den Volatilitätsindex selbst angewandt werden. Die CBOE erfasst hierzu die Anzahl der Kontrakte, die den VIX als Basiswert haben, und berechnet daraus die sogenannte „Volatilität der Volatilität“. Das Ergebnis ist der VVIX, der „Volatilitäts-Volatilitäts-Index“.
Der VVIX steigt, wenn die Nachfrage nach Optionen auf den VIX zunimmt, bzw. eine größere Schwankung für den VIX-Index eingepreist wird. Das ist vor allem dann der Fall, wenn größere Bewegungen am Aktienmarkt stattfinden oder erwartet werden. In solchen Phasen setzen Händler verstärkt auf VIX-Optionen, um sich gegen potenzielle Kursrückgänge abzusichern oder um von ihnen zu profitieren.
Der VVIX spielt zudem eine zentrale Rolle bei der Preisbestimmung von VIX-Optionen. Zwar lässt sich der VVIX nicht direkt handeln oder als Basiswert verwenden, doch kann er ein verlässlicher Indikator sein, um mögliche Korrekturen und Tiefpunkte am Aktienmarkt frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
Extremwerte des VVIX
Der Wert des doppelten Volatilitätsindex (VVIX) hängt direkt von der Nachfrage nach VIX-Optionen ab. In normalen Marktphasen – wenn weder die Sorge vor einem Crash noch eine besondere Hochstimmung vorherrscht – bewegt sich die Volatilität des Volatilitätsindex typischerweise zwischen 75 und 95 Punkten.
Abweichungen von diesem Bereich sind beim VVIX jedoch relativ häufig. Das bedeutet, dass der VVIX öfter und länger seinen Standardbereich verlässt als beispielsweise der VIX. So zeigte sich nach dem Ausbruch der COVID-Krise eine längere Phase ungewöhnlich hoher VVIX-Werte, die erst Mitte 2022 wieder zur üblichen Größenordnung zurückkehrte.
Während der COVID-Krise stieg der VVIX rasant an und erreichte seinen bisherigen Höchststand. Den Rekordwert von 209 Punkten verzeichnete der VVIX am 16. März 2020. Ein Sprung über die Marke von 200 ist äußerst selten, da der zugrunde liegende Index eine natürliche Obergrenze schafft.
Häufige und markante Ausschläge nach oben sind typisch für den VVIX, während Tiefststände vergleichsweise selten auftreten. Sinkende Werte des VVIX haben zudem für Optionshändler keine so starke Signalwirkung und fallen daher weniger auf als die Höchststände.
Befindet sich der VVIX im „Normalbereich“ zwischen 75 und 95 Punkten und der S&P 500 bewegt sich abwärts, steigt der VIX normalerweise an. Der VVIX folgt dann oft mit einem ähnlichen, jedoch viel stärkeren Anstieg. Bei kleineren Korrekturen des Aktienindex kann dies zu VVIX-Werten um die 120 führen.
Je schneller und intensiver der Abwärtstrend des S&P 500, desto stärker steigt der doppelte Volatilitätsindex. Besonders bei abrupten, tiefen Einbrüchen (sogenannten „Flashcrashes“) kann es zu starken Bewegungen kommen, die den VVIX teilweise bis auf 200 Punkte treiben.
Praktischer Einsatz des VVIX
Es gibt keine Optionen oder sonstigen Finanzvehikel, die den VVIX als Basiswert nutzen. Sein einziger Nutzen ist daher als Indikator für die Marktanalyse. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Tiefpunkte des Volatilitätsindizes keine wirkliche Aussagekraft haben.
Hochstände des doppelten Volatilitätsindizes hingegen erlauben uns zum Beispiel sehr gut, Tiefstände des S&P500 zu erkennen. Denn bei Korrekturen des Aktienmarktes steigt die Nachfrage an Optionen zur Absicherung, was wiederum die Volatilität des VIX erhöht und sich im VVIX abzeichnet.
Sollte der VVIX daher sehr hohe Werte erreichen, ist dies ein starkes Signal, dass der aktuelle Tiefstand des S&P500 erreicht ist oder kurz bevorsteht – denn es ist durchaus möglich, dass die Volatilität der Volatilität am Folgetag noch weiter steigt.
Besonders bei Extremwerten um die 200 Punkte oder sogar darüber ist jedoch ziemlich klar, dass das Ende des Volatilitätsanstiegs des VIX erreicht ist: Eine weitere Steigerung der Volatilität ist kaum vorstellbar, und die Zeitpunkte, an denen der Index über die 200er-Marke kletterte, sind sehr selten.
Podcast-Tipp: Hedging mit VIX-Optionen – Effektiver Schutz vor Flashcrashs!
Das Warten auf so hohe Stände ist aber gar nicht nötig – der Index gibt uns schon bei Werten um 130 einen starken Hinweis, dass ein Tiefpunkt im S&P500 nahe ist. Besonders in Kombination mit der sorgsamen Analyse weiterer Kennzahlen und ein wenig Erfahrung entsteht ein genaues Bild der Situation.
Wir nutzen Höchstwerte des VVIX gerne in Verbindung des Turnaround-Tuesday. Dieses Signal ist Grundlage für das „GO-Signal“ unserer Börsenampel des Vermögensmagazins. Die Börsenampel steht für Abonnenten zur Verfügung, dabei bedeutet das „GO“ das stärkste Kaufsignal für uns.
Gewinnbringende Strategien bei hohem VVIX
Ein hoher VVIX-Stand bietet aussichtsreiche Handelschancen – entscheidend ist jedoch, diesen Indikator nicht nur zu erkennen, sondern auch strategisch zu nutzen. Die Kernbotschaft eines erhöhten VVIX-Werts lautet: Mit großer Wahrscheinlichkeit ist auch der VIX selbst gestiegen, und der S&P 500 befindet sich in der Nähe eines Wendepunktes. Optionen- und Future-Händler können auf verschiedene Weise auf diese Marktphase reagieren:
1. Short Puts auf Aktien
Durch den Verkauf eines Short Puts verpflichten sich Optionshändler, Aktien zum festgelegten Preis zu kaufen, falls der Strike-Preis erreicht wird. Ziel ist, dass der Strike-Preis nicht erreicht wird, sodass die Option wertlos verfällt und die Prämie einbehalten werden kann.
Ist der VVIX hoch, befinden sich viele Unternehmenswerte im S&P 500 häufig am unteren Ende ihrer Kursentwicklung. Eine anschließende Erholung der Aktienkurse ist daher naheliegend, wodurch eine Ausübung der Option unwahrscheinlich wird. Zudem bieten Short Puts bei hohem VVIX attraktive Prämien, da auch der VIX selbst in diesen Phasen oft hoch ist.
Plant ein Trader ohnehin den Kauf einer bestimmten Aktie, kann Kapital bereitgestellt und ein Cash Secured Put auf die Aktienposition verkauft werden. Sollte sich der Markt wie erwartet erholen, verfällt der Put, und die Prämie wird als Gewinn einbehalten. Wird der Put dagegen ausgeübt, erhält der Investor die gewünschten Aktien – wenn auch zu einem etwas höheren Einstiegspreis.
2. Short Puts auf den S&P 500
Der Kauf einzelner Aktien birgt das Risiko, dass sich einige Unternehmen anders entwickeln als der Gesamtmarkt. Um dies zu umgehen, können Trader eine Put-Option auf den gesamten S&P 500 verkaufen. Hierfür eignen sich beispielsweise der SPX-Index selbst, der ES-Future oder auch ein S&P 500-ETF.
Sollte der S&P 500 tatsächlich am Tiefpunkt sein und eine Erholung einsetzen, verliert die Option an Wert und verfällt, was die Prämie sichert. Auch hier bleibt das Risiko bestehen, dass ein hoher VVIX nur den Anfang eines größeren Marktabschwungs signalisiert, was zu einer Ausübung der Put-Option führen könnte. Der Optionshändler sichert sich aber den Vorteil: Die Option wurde in einer hohen Volatilität verkauft!
3. Short Calls auf den VIX
Auch wenn der VVIX selbst nicht direkt gehandelt werden kann, bietet der VIX Möglichkeiten, von einem hohen VVIX zu profitieren. Da ein hoher VVIX häufig auf eine bevorstehende Markterholung schließen lässt, können Trader auf fallende Volatilität spekulieren, indem sie Calls auf den VIX verkaufen. Sinkt der VIX wie erwartet, verfällt die Option wertlos, und die Prämie wird einbehalten. Wir würden aber niemals nackte Calls auf den VIX verkaufen, sondern immer nur mit Long Calls als Absicherung!
4. Long Calls auf den S&P 500
Wenn der VVIX besonders hoch notiert, weist dies oft auf einen bevorstehenden Tiefpunkt im S&P 500 hin. In Kombination mit weiteren Indikatoren können Trader dies als Zeichen für eine mögliche Trendwende nutzen. Ein Kauf von Long Calls auf den S&P 500 (oder auf einzelne Aktien) erlaubt es, an steigenden Kursen zu profitieren. Bei einer positiven Kursentwicklung liegt der Gewinn in der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs und dem Strike-Preis, abzüglich der gezahlten Prämie. Nachteil aber ist: Auch die Calls wurden durch den Volatilitätsanstieg sehr teuer!
5. Direkter Aktienkauf
Viele Optionshändler verfügen zusätzlich über ein langfristiges Aktienportfolio. Ein hoher VVIX kann ein Zeichen für ein bevorstehendes Tief im S&P 500 sein und bietet eine gute Gelegenheit, Aktienpositionen zu einem günstigen Preis aufzustocken. In diesem Szenario ist eine Liste mit vielversprechenden Titeln hilfreich, die nun zu attraktiven Konditionen erworben werden können. Auch bei Aktiensparplänen ist ein hoher VVIX von Vorteil, da bei der nächsten Ausführung des Sparplans eine größere Stückzahl an Aktien erworben wird, was den durchschnittlichen Kaufpreis senkt.
Für langfristige Investoren ist die genaue Markttiming-Strategie weniger entscheidend, da sich eventuelle Kursverluste bei einer erwarteten Erholung schnell relativieren. Bei besonders hohem VVIX kann es sich lohnen, die Sparplansumme kurzfristig zu erhöhen.
Risikomanagement
VVIX-Werte von 200 Punkten oder mehr gelten als ein starkes Signal für das mögliche Erreichen eines Tiefpunkts innerhalb einer Korrekturbewegung. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass es auch in diesen Fällen keine absolute Gewissheit gibt.
Die Beobachtung, dass bisher auf solch extreme VVIX-Werte häufig eine Marktwende folgte, garantiert nicht, dass dies auch zukünftig stets eintreten wird. Es ist theoretisch denkbar, dass auf einen Höchstwert von 200 Punkten noch weitere Anstiege folgen könnten – möglicherweise könnten in Zukunft sogar VVIX-Werte von 300 oder auch 400 Punkten erreicht werden.
Daher empfehlen wir nachdrücklich, das Risikomanagement nicht zu vernachlässigen, unabhängig vom aktuellen Stand des VVIX. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie der Einsatz von Optionen mit einem niedrigen Delta oder der Handel von Spreads können dazu beitragen, potenzielle Verluste zu begrenzen und eine Position abzusichern.
Fazit: Der VVIX als unverzichtbarer Indikator in der Marktanalyse
Für einen erfolgreichen Optionshandel ist eine fundierte Marktanalyse unabdingbar. Besonders die Volatilität verdient dabei stets besondere Aufmerksamkeit. Der Volatilitätsindex (VIX), herausgegeben von der CBOE, misst die Nachfrage nach 30-tägigen S&P 500-Optionen. Ein Anstieg dieses Volatilitätsindex signalisiert Händlern oft, dass sich eine Marktkorrektur abzeichnen könnte. Die Möglichkeit, Optionen auf den VIX selbst zu handeln, erweitert die strategischen Optionen für Trader erheblich.
Der VVIX, oder „Volatilitäts-Volatilitätsindex,“ erfasst die Nachfrage nach VIX-Optionen und reflektiert somit die Schwankungsintensität der Volatilität selbst. Höhere VVIX-Werte treten meist auf, wenn der S&P 500 den Tiefpunkt einer Korrektur erreicht hat. Während sich der VVIX bei moderaten Rücksetzern um etwa 120 Punkte bewegt, kann er in schwerwiegenden Marktkrisen Werte von 200 oder mehr erreichen. Solche Spitzenwerte gelten für Trader als starkes Signal, sich auf eine bevorstehende Erholung einzustellen – etwa durch den Einsatz von Short Puts auf Aktien oder Short Calls auf den VIX.
Die „Vola-Vola“ ist somit ein wichtiger Indikator, der Händlern dabei hilft, Marktentwicklungen frühzeitig zu erkennen. In der Börsenampel von Eichhorn Coaching, die exklusiv Mitgliedern der Abonnenten des Vermögensmagazins zur Verfügung steht, spielt die doppelte Volatilität daher eine zentrale Rolle.
Wie bei allen Indikatoren gilt jedoch auch hier: Nur in Verbindung mit weiteren Analysetools kann der VVIX eine solide Basis für fundierte Handelsentscheidungen bieten. Und unerlässlich bleibt immer ein sorgfältiges Risikomanagement, das selbst bei scheinbar eindeutigen Marktprognosen nicht vernachlässigt werden darf.
FAQ – Häufig gestellte Fragen:
Der Vix ist ein Index, der die Anzahl der gehandelten Optionen auf den S&P 500 erfasst und so die Volatilität misst. Der VVIX wiederum zeigt an, wie hoch die implizite Volatilität für den VIX ist und kann für Analysen genutzt werden.
Der Vix ist ein von der Optionsbörse CBOE herausgegebener Index, der die Anzahl gehandelter Optionen auf den S&P 500 und somit dessen Volatilität abbildet. Man kann diesen Index selbst als Basiswert für Derivate einsetzen.
Im Gegensatz zum VIX ist der VVIX nicht als Basiswert für Optionen nutzbar. Wären Optionen auf ihn handelbar, würde sich ein weiterer Volatilitätsindex (“VVVIX”) ergeben.
Der Volatilitätsindex VIX gibt die implizite Volatilität des S&P 500 wieder. Er gilt auch als Angstbarometer.
Ein steigender Volatilitätsindex entsteht, wenn eine hohe Volatilität für den S&P 500 eingepreist wird. Die Investoren erwarten in diesem Fall eine baldige Veränderung und wollen sich absichern.