VIX erfolgreich nutzen

VIX erfolgreich nutzen – Profitabler Einsatz des Volatilitätsindex

Der VIX ist ein Volatilitätsindex der Optionsbörse in Chicago und bildet die Grundlage für einige sehr beliebte Handelsinstrumente. Er dient daneben auch als Indikator für Marktentwicklungen und erfährt aufgrund dieser Doppelrolle besonders viel Aufmerksamkeit.

Vor allem Neulingen fällt es jedoch oft schwer, den Index und seine Feinheiten zu verstehen und korrekt einzusetzen. In diesem Blogbeitrag werden wir daher die Zusammensetzung und Funktion des VIX im Detail beleuchten und euch praktische Anleitungen und Handelsstrategien zur Verfügung stellen.

Profitabler Einsatz des Volatilitätsindex

Was ist der Volatilitätsindex VIX? Funktionsweise des VIX

Der Volatilitätsindex des S&P 500 (VIX) gibt die vom Markt erwartete Schwankungsintensität für den S&P 500 an. Der VIX wird anhand von Optionspreisen mit 30 Tagen Restlaufzeit auf den S&P 500 berechnet. Ein hoher Wert weist oft auf einen unruhigen (fallenden) Markt hin, während niedrigere Werte auf einen gesunden Bullenmarkt schließen lassen.

Erstellt wird der VIX vom CBOE, dem Chicago Bord Options Exchange. Als bekanntester Volatilitätsindex hat dieser nicht nur eine große Bedeutung als Volatilitätsindex, sondern auch zur Vorhersage von Marktentwicklungen. Da der VIX Index die “Stimmung” der Märkte widerspiegelt, kennen Marktteilnehmer diesen umgangssprachlich auch unter Bezeichnungen wie dem “Angst Index”. Der VIX-Index ist nicht direkt handelbar, es gibt aber Futures auf den Volatilitätsindex. Wie wir diesen nutzen, erfahrt ihr später in diesem Blogbeitrag.

VIX Index Volatilitätsindex

Volatilitätsindex im Langfristchart

„Steigt der S&P 500, fällt die Volatilität (VIX) – fällt der S&P 500, steigt die Volatilität (VIX)“, so der Merksatz vieler Händler. Als Volatilitätsindex sagt uns der VIX – vereinfacht ausgedrückt – wie stark die Schwankungen sein werden, die wir im S&P 500 erwarten können. Dabei ist ein Anstieg der Aktienkurse in der Regel mit einer sinkenden Volatilität verbunden. Umgekehrt nimmt der VIX in Zeiten sinkender Kurse meist zu. Bewegt sich der Aktienmarktindex S&P 500 und der Volatilitätsindex VIX in die gleiche Richtung, dann lassen sich damit Hoch- bzw. Tiefpunkte im Aktienmarkt erkennen – dazu gleich mehr.

Merke: Normalerweise fällt der VIX bei einem steigenden S&P 500 – ebenso steigt der VIX bei einem fallenden S&P 500.

Der VIX als Handelsinstrument

Da der VIX selbst nicht gehandelt werden kann, müssen Trader den Umweg über andere Produkte gehen, um vom Volatilitätsindex zu profitieren. Hierbei werden hauptsächlich zwei Produktarten eingesetzt: Optionen und Futures.

Futures auf den VIX

Die verschiedenen Kontrakte auf den VIX verfügen über jeweils unterschiedliche Restlaufzeiten. Dabei verfallen die Futures auf den VIX jeweils am dritten Dienstag eines Monats. Im Bereich der Futures achten professionelle Trader besonders auf die sogenannte Terminstrukturkurve. Diese zeigt die Preise aufeinanderfolgender Kontrakte. Im Normalfall ist der Folgekontrakt immer teurer als der aktuelle Frontkontrakt, aufgrund eines Aufschlags (Lagerkosten, Zinsen, Prognoseunsicherheit) des späteren Liefertermins. Eine solche Terminstrukturkurve nennt sich „Contango“.

VIX Index Contango

„Contango“-Kurve von vixcentral.com

Der Extremfall tritt auf, wenn wir uns gerade mitten in einer Korrektur / einem Crash befinden. Dann ist der Preis für Folgekontrakte niedriger als für vorhergehende; die Terminstrukturkurve zeigt also nach unten – wir sprechen in diesem Fall von einer Backwardation.

VIX Index Backwardation

„Backwardation“-Kurve

Liegt eine solche abnehmende Terminstrukturkurve vor, ist es jedoch in der Regel bereits zu spät, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Wir müssen daher nach Möglichkeit eintretende Veränderungen in diese Richtung rechtzeitig erkennen.

Flacht die Kurve über mehrere Tage immer weiter ab, da die Kosten für die vorderen Futures ansteigen, lässt dies auf eine bald eintretende Korrektur schließen. Denn in diesem Fall besteht eine höhere Nachfrage an eine Absicherung durch die naheliegenden Futures – ein Zeichen für einen möglichen Crash!

Optionen auf den Volatilitätsindex

Optionen haben im Gegensatz zu den VIX-Futures einen Multiplikator von 100 (wie bei den meisten Aktien-Optionen). Obwohl sich die Optionen auf den Index beziehen, folgt die Preisstellung nach den Futures. Dazu ein Beispiel:

  • Aktueller Stand des VIX-Index 15,00
  • Aktueller Stand des VIX-Futures mit Laufzeit Dezember 18,00

Wird nun eine Put-Option auf den VIX mit Laufzeit Dezember bei einem Strike von 17,00 verkauft, so notiert diese ITM (im Geld), da die Preisstellung nach dem Dezember-Future läuft und nicht nach dem aktuellen Stand des VIX-Index! Einen Beispiel-Trade haben wir auf unserem YouTube-Kanal erklärt:

Der Volatilitätsindex als Indikator

Der VIX wird nicht umsonst mit Spitznamen wie “Angstbarometer” betitelt: Er gibt uns tiefe Einblicke in den Markt und die Meinungen, Ängste und Hoffnungen der Investoren. Dies macht ihn zum idealen Instrument, um Vorhersagen zu kommenden Entwicklungen zu treffen.

VIX Put Call Ratio

Das VIX Put Call Ratio gibt das Verhältnis von gehandelten Put- und Call-Optionen auf den VIX wieder. Normalerweise kaufen Investoren Put-Optionen auf Aktien oder Aktienindizes, um sich vor fallenden Aktienkursen abzusichern. Da der VIX aber meist bei Aktiencrashs ansteigt, wählen Investoren als Absicherung hier Call-Optionen, um von der ansteigenden Volatilität zu profitieren.

VIX Index VIX Put call Ratio

Werden nun viel mehr Call- als Put-Optionen auf den VIX gehandelt, dann erwartet „der Markt“ einen ansteigenden VIX (im Gegenzug einen fallenden Aktienmarkt). Werden dagegen mehr Put-Optionen nachgefragt, so ist die Erwartung ein fallender VIX. Da hinter diesen Optionsgeschäften in erster Linie professionelle Investoren stehen, die tiefe Einblicke in die Mechanismen des Marktes haben, lassen diese Entwicklungen oft auf die tatsächlichen Veränderungen der nahen Zukunft schließen.

Auch interessant: Put-Call-Ratios – Teil 1: Tiefpunkte im Markt erkennen

Börsencrashs erkennen

Korrigieren die Aktienkurse um mehr als 20 %, spricht man gemeinhin von einem Börsencrash. Diese von vornherein zu erkennen ist für den eigenen finanziellen Erfolg selbstverständlich hilfreich. Denn wenn ein solcher Zusammenbruch ins Haus steht, können wir etwa durch Hedging oder das Herausnehmen von Long-Positionen Verluste vermeiden oder minimieren.

Der VIX kann dabei, insbesondere in Kombination mit anderen Indikatoren, als Vorhersage-Instrument genutzt werden, um mögliche Börsencrashs frühzeitig zu erkennen. Hierfür nutzen wir beispielsweise die Terminstrukturkurve. Wie bereits erklärt, notiert die VIX-Terminstrukturkurve meist in der sogenannten „Contango“-Situation, das heißt: Die nachfolgenden Kontrakte sind immer teurer als diejenigen mit kurzer Restlaufzeit. Daneben gibt es die eher außergewöhnliche Situation der „Backwardation“- Terminstrukturkurve, hier ist der Frontkontrakt der teuerste. Notieren die VIX-Futures in einer Backwardation-Situation, ist es meist schon zu spät und die Korrektur ist bereits in vollem Gange. Deshalb ist die Veränderung von Contango zu Backwardation das Entscheidende!

VIX Terminstrukturkurve

Veränderung der VIX-Terminstrukturkurve vor dem Corona-Crash 2020

Mit einem täglichen Blick auf die VIX-Futures lassen sich Korrekturen im S&P 500 häufig frühzeitig erkennen. Natürlich muss bei einer Veränderung nicht immer ein Crash auftreten, die Kurse können sich erholen und die Volatilität wieder in einen Normalbereich zurückgehen. Sollte aber eine Veränderung von Contango zu Backwardation eintreten, können Long-Positionen geschlossen oder eventuell Hedges aufgebaut werden.

Merke: Eine Backwardation-Kurve in der VIX-Terminstrukturkurve ist ein starkes bearisches Signal für den Aktienmarkt!

Korrelationen S&P 500 und Volatilität

„Steigt der S&P 500 fällt die Volatilität (VIX) – fällt der S&P 500 steigt die Volatilität (VIX)“, so bereits eingangs erwähnt. Normalerweise ist dies auch der Fall, da die meisten Marktteilnehmer Aktien long halten, sichern sie sich während Kursrückgängen ab, was einen steigenden VIX zur Folge hätte.

Interessant wird die Beobachtung der beiden Werte, wenn eine Abweichung von diesem einfachen Muster auftritt: Steigt der S&P 500 zum Beispiel stark an, aber der Volatilitätsindex geht parallel nicht zurück oder steigt ebenfalls an, könnte dies auf eine bevorstehende Korrektur schließen lassen. Denn große Marktteilnehmer sichern sich durch Optionen gegenüber einem Bärenmarkt ab, bzw. preisen diesen bereits ein. In diesem Fall spricht man von einer “Topbildung”.

Dies geschah etwa im Januar 2018, hier stieg der S&P 500 um ca. 7 % an, während der VIX innerhalb einiger Wochen ebenfalls um mehr als 50 % zulegte:

VIX Korrelation - Topbildung

Bearisches Bild für den Aktienmarkt: S&P 500 und VIX steigen an

Zu diesem Zeitpunkt sollten bei vielen Anlegern die Alarmglocken schrillen, denn eine Aufwärtsbewegung in beiden Indizes ist stets ein Warnsignal. Und tatsächlich folgte wenig später eine Korrektur: Während die Aktienkurse in den Keller rutschen, erlebte der VIX einen der größten Anstiege seiner Geschichte.

Diese Korrelation lässt sich aber auch für das Erkennen von Tiefpunkten im Aktienmarkt nutzen.

Befinden wir uns jedoch mitten in einem bearischen Marktumfeld, die Aktienkurse fallen und der VIX ist parallel ebenfalls auf Höchstwerten, ist eine baldige Erholung eher unwahrscheinlich. Sind beide Werte auf dem Weg nach unten, besteht die Gefahr der sogenannten Bodenbildung, also einer Stabilisierung der Kurse auf niedrigem Niveau. So geschehen beispielsweise am Tief während des Corona-Crashs:

VIX SPX Korrelation

Bullisches Signal für den Aktienmarkt: S&P 500 und VIX fallen

Wir haben beim Auftreten dieses Signals ein Video auf unserem YouTube-Kanal veröffentlicht und auf dieses bullischen Signal aufmerksam gemacht:

Der tägliche Blick auf die Bewegungen des S&P 500 und VIX ist eine sehr gute Routine um mögliche Vorboten eines Crashs / Tiefpunktes im Aktienmarkt zu sehen. Allein für sich hat das Signal wenig Aussagekraft, tritt es aber häufiger und stärker mit anderen Warnzeichen auf, funktioniert es gut!

Fazit

Der VIX als Volatilitätsindex scheint auf den ersten Blick kompliziert. Sind aber einmal die Grundlagen des VIX verstanden, lässt sich der Volatilitätsindex sehr gut als Indikator oder auch als Handelsprodukt nutzen, um sich vor Crashs abzusichern oder perfekte Einstiege im Aktienmarkt zu finden. Für uns ist der VIX mit der wichtigste Indikator in unserer täglichen Routine. Für Trader haben wir in unserem Vermögensmagazin dem VIX eine Ausgabe gewidmet – von den möglichen Einsätzen als Indikator bis zu komplexen Volatilitätsstrategien wie einem Risk Reversal.

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Häufige Fragen zum VIX

Was ist der Volatilitätsindex VIX?

Der Volatilitätsindex des S&P 500 (VIX) gibt die vom Markt erwartete Schwankungsintensität für den S&P 500 an. Der VIX wird anhand von Optionspreisen mit 30 Tagen Restlaufzeit auf den S&P 500 berechnet.

Wie funktioniert der VIX?

Der VIX gibt die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 wieder. Ein hoher Wert weist oft auf einen unruhigen (fallenden) Markt hin, während niedrigere Werte auf einen gesunden Bullenmarkt schließen lassen.

Wie kann man den VIX handeln?

Der VIX Index selbst ist nicht handelbar. Es gibt aber Produkte auf den VIX Index wie zum Beispiel Futures, Optionen oder ETPs.

Was ist der VIX Future?

Der VIX Future ist ein Terminprodukt auf den Volatilitätsindex VIX. Die verschiedenen Kontrakte auf den VIX verfügen über jeweils unterschiedliche Restlaufzeiten. Dabei verfallen die Futures auf den VIX jeweils am dritten Dienstag eines Monats.

Was misst der VIX? Wie wird der VIX berechnet?

Der VIX Index misst die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500. Berechnet wird diese durch Optionen mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 30 Tagen.

 

Alexander Eichhorn

AUTOR

Alexander Eichhorn ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist Gründer von Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Ausbildungstätigkeiten haben den Schwerpunkt auf der optimalen Betreuung von Kunden mit großen Konten. Außerdem zeigt er Optionshändlern durch zahlreiche Blogartikel den schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel und veröffentlicht regelmäßig Analysen und Tipps auf dem Eichhorn Coaching YouTube-Kanal. Du kannst dich auf Twitter mit ihm verbinden.


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Alexander Eichhorn

Alexander Eichhorn ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist Gründer von Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Ausbildungstätigkeiten haben den Schwerpunkt auf der optimalen Betreuung von Kunden mit großen Konten. Außerdem zeigt er Optionshändlern durch zahlreiche Blogartikel den schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel und veröffentlicht regelmäßig Analysen und Tipps auf dem Eichhorn Coaching YouTube-Kanal. Du kannst dich auf Twitter mit ihm verbinden.