Margin Call – Bedeutung und Vermeidung

Viele Gerüchte ranken sich um den Margin Call. Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich den gleichnamigen Film einmal ansehen. Dabei geht es um eine Bank, die in der Finanzkrise massenweise falsch bewertete und damit wertlose Immobilienkredite in ihrem Portfolio angehäuft hat. Würde der reale Wert dieser (Schrott-)Papiere ans Licht kommen, müsste die Bank ihre Sicherheitsleistung aufstocken. Diese würde schnell die übrigen Assets der Firma übersteigen, es kommt zum Margin Call und damit zur Pleite.

Ganz so dramatisch wie im Film würde es bei privaten Anlegern nicht ablaufen, jedoch kann ein Margin Call auch Existenzen und Familienvermögen zerstören. Daher ist eine Erklärung des Margin Calls enorm wichtig und Thema dieses Blogbeitrages.

Was ist die Margin und was bedeutet Margin Call?

Handeln wir an der Börse einen Terminkontrakt, beispielsweise den Gold-Future, dann hat dieser bei aktuell ca. $ 2.000 einen Wert von $ 200.000. Das heißt, sollten wir einen Kontrakt kaufen und der Goldpreis verdoppelt sich, haben wir einen Gewinn von $ 200.000 erzielt. Ähnlich ist es bei einer Aktie. Angenommen die Amazon Aktie hat einen Preis von ca. $ 2.000 und wir halten 100 Stück, halten wir einen Gegenwert von $ 200.000.

In einem klassischen Broker-Konto müssten wir für die Amazon Aktie also $ 200.000 als freie Barmittel zur Verfügung haben. Einen Gold-Future können wir hingegen in der Regel gar nicht handeln. Hier kommen nun Broker mit Margin-Konten ins Spiel. Denn hier ist es möglich, solche Werte zu handeln, auch wenn nur deutlich geringere Barmittel zur Verfügung stehen.

Simulieren wir einmal den Kauf eines Gold-Futures zu $ 2.000. Im Screenshot seht ihr den „Betrag“ der Order von $ 200.000 und den sogenannten „Ersteinschuss“ von $ 11.789. Dieser Ersteinschuss ist die notwendige Sicherheitsleistung, die wir vorhalten müssen, um diesen Kontrakt zu handeln – die Margin.

Margin Call Erklärung

Der zu hinterlegenden Margin müssen aber höhere Barmittel gegenüberstehen, im Falle des Gold-Futures mindestens $ 12.000. Was passiert nun aber, wenn unsere Long-Position nicht wie erwartet steigt, sondern fällt? Dann sinkt der Wert des Depots, während die Margin des Gold-Futures gleichbleibt oder vielleicht auch ansteigt. Überschreitet die Margin-Anforderung den Wert des Depots, kommt es wie im Film zum „Margin Call“.

Hebeln bis zum Margin Call

Wer von der Bedeutung des Margin Calls bisher noch nicht viel wusste, könnte nun auf den Gedanken kommen, dass es ja durchaus attraktiv sein könnte, mit einem Konto von beispielsweise $ 20.000 einen Gold-Future zu handeln. Denn die Barmittel sind deutlich größer als die zu hinterlegende Margin-Anforderung. Und wenn der Goldpreis auf $ 4.000 Punkte steigt, sprich der Gold-Future einen Profit von $ 200.000 erzielt hat, wäre das eine Rendite von sagenhaften ($ 200.000 / $ 20.000) = 1.000 %.  Das wäre die positive Seite der Medaille und man könnte in Trading-Foren gewaltig mit dem Erfolg angeben.

Was passiert aber, wenn Gold „nur“ um 5 % im Preis korrigiert? Dann fällt der Gold-Preis von $ 2.000 auf $ 1.900. Diese 100 Punkte entsprechen einem Verlust von 100 * 100 = $ 10.000. Somit würde sich unser Konto von $ 20.000 auf $ 10.000 halbieren. Schlimmer aber noch, wir halten ja unseren Gold-Future, der eine Margin von ca. $ 12.000 beansprucht. Und somit ist die Margin-Anforderung (in der Realität bereits früher) größer als unser Konto. Es kommt zum Margin Call. Wenn so etwas passiert, hat man sich im Konto also deutlich überhebelt.

Kostenloser Newsletter

Verpasse keinen Blogbeitrag und erhalte aktuelle Markteinschätzungen, mögliche Handelsideen und zusätzliches Hintergrundwissen für den professionellen Handel an den Börsen weltweit!

Was passiert bei einem Margin Call?

Ein Margin Call ist eine Warnung des Brokers an den Trader, dass das Kapital auf seinem Konto unter den Betrag der erforderlichen Sicherheitsleistung („Margin“) gefallen ist. Beim „Call“ handelt es sich daher um eine Aufforderung, die liquiden Mittel zu erhöhen.

Wer ruft beim Margin Call an?

Ruft nun jemand bei mir an („Margin Call“)? Vor einigen Jahrzehnten, als die Welt und die Börsen noch langsamer tickten, hat man nun tatsächlich einen freundlichen Anruf seines Brokers bekommen und wurde über die Bedeutung des Margin Calls aufgeklärt. Man hat dann in der Regel 2 Möglichkeiten: Versuchen, die Position zu schließen oder Geld auf das Konto nachlegen.

Heutzutage geht das alles deutlich schneller, mit etwas Glück erhält man noch eine E-Mail, in der man zu Maßnahmen aufgefordert wird. Realistischer ist es aber, dass der Broker die Position zwangsliquidiert. Was bei einer Aktie oder einem Future noch mit einem hellblauen Auge ausgehen kann (abgesehen von den Kursverlusten), kann bei nackten Optionen fatal werden. Da diese deutlich weniger Liquidität besitzen, kann auch die Preisstellung sehr ungünstig ausfallen. Diese Situation ist dann ähnlich wie Stop-Orders bei Optionen und ein gefundenes Fressen für die Market-Maker. Mehr dazu findet ihr in diesem Video:

Fazit

Margin Calls sind auf Teufel komm raus zu vermeiden. Zunächst gehen so einem Ereignis oft ordentliche Verluste im Depot voraus, sonst kommt es meist gar nicht dazu. Tritt der Margin Call ein, können diese Verluste noch größer werden, bei Black-Swan-Ereignissen könnte so ein Ereignis sogar dazu führen, dass man in die Situation der Nachschusspflicht gegenüber dem Broker kommt. Das ist der Worst Case, wenn ich mehr verlieren kann als ich einmal investiert habe. Ein solches Ereignis war beispielsweise der Öl-Crash im April 2020.

Wir können einen Margin Call vor allem durch eines vermeiden: Fokus auf das Risiko- und Moneymanagement und daher immer gut auf das Geld aufpassen!

Weitere Infos:


Hinweis:
Dieser Beitrag dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Handel mit börsennotierten Wertpapieren kann zum Teil erheblichen Kursschwankungen unterliegen, die zu erheblichen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen können. Bei jeder Anlageentscheidung, die Sie aufgrund von Informationen, welche aus Inhalten dieser Seite hervorgehen, treffen, handeln Sie immer eigenverantwortlich, auf eigene Gefahr und eigenes Risiko. Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Inhalte, wie z.B. Handelssignale und Analysen, beruhen auf sorgfältiger Recherche, welchen Quellen Dritter zugrunde liegen. Diese Quellen werden von dem Autor als vertrauenswürdig und zuverlässig erachtet. Der Autor übernimmt gleichwohl keinerlei Gewährleistung für die Aktualität, Richtigkeit oder Vollständigkeit der Inhalte und haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden.


Picture of Maximilian Bothe

Maximilian Bothe

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.