Unterbewertete Aktien sind echte Schnäppchen an den Börsen. Die Wertpapiere bieten einen Kurs, der unterhalb ihres fairen Werts notiert und haben dadurch große Potenziale. Doch unterbewertete Aktien zu finden ist keine leichte Aufgabe. Wir erklären, wie es geht!
Das Wichtigste in Kürze:
- Unterbewertete Aktien werden für einen niedrigeren Kurs als ihr innerer/fairer Wert gehandelt
- Es gibt keine allgemeingültige Berechnung für den fairen Wert; das KGV ist jedoch ein beliebter Näherungswert
- Wir erklären anhand praktischer Beispiele, wie sich unterbewertete Aktien finden lassen
- Über Cash Secured Puts können wir auch in überbewertete Aktien günstig investieren
Was sind unterbewertete Aktien?
Niemand zahlt gerne zu viel für ein Produkt – egal ob im Supermarkt, beim Autohändler oder an der Börse. Ein Schnäppchen zu entdecken macht immer Freude, hat aber bei Aktien einen ganz besonderen Effekt: Du verbesserst deine Rendite, wenn du ein Wertpapier einkaufst, das unter seinem tatsächlichen Wert gehandelt wird.
Um zu erkennen, ob ein Produkt günstig, teuer oder fair bepreist ist, müssen wir zunächst wissen, wie viel es wirklich wert ist. Auch dieser einfache Grundsatz gilt überall, an den Börsen genauso wie im Alltag.
Anders, als zum Beispiel bei Waren und Dienstleistungen, bei denen wir einfach einen Preisvergleich im Internet durchführen können, ist dies bei Aktien deutlich schwieriger!
Die Kurse an den Börsen spiegeln nicht unbedingt den tatsächlichen, fairen Wert eines Wertpapiers und des dahinterstehenden Unternehmens wider.
Grund ist die Tatsache, dass sich die Aktienkurse aus Nachfrage und Stimmungen der Investoren zusammensetzen. Der tatsächliche Wert eines Unternehmens (und damit auch der faire Wert einer Aktie) sind davon jedoch oft weitgehend losgelöst.
Sie entstehen durch das erfolgreiche Wirtschaften des Aktienunternehmens, steigender Produktivität, Umsätzen und Gewinnen, einem guten Management usw. Unterbewertete Aktien notieren unter dem inneren/fairen Wert des jeweiligen Unternehmens.
Liegt der Aktienkurs aktuell unter diesem fairen Wert, kannst du sie für einen günstigen Preis erwerben. Die Annahme ist dabei, dass eine gesunde Firma weiterhin erfolgreich wirtschaftet und der Aktienkurs dies früher oder später widerspiegelt.
Bleibt der innere Wert konstant (oder steigt durch Erfolge weiter an) und der Aktienkurs nähert sich ihm an, kommt es zu einer entsprechenden Steigerung. Wer in eine unterbewertete Aktie vor dem Anstieg investierte, kann sich über eine oft kräftige Rendite freuen.

Da der faire Wert jedoch langfristig steigt und die Aktienkurse um diesen oszillieren, kommt es bei unterbewerteten Aktien gesunder Unternehmen unweigerlich zu Kurssteigerungen. Wenn du die Titel zu einem unterbewerteten Zeitpunkt einkauft, profitierst du von dieser Entwicklung.
Eine weitere, sehr gute Erklärung für unterbewertete Aktien kommt von André Kostolany. Er war als erfolgreicher Investor und Autor zahlreicher, wichtiger Börsenweisheiten bekannt. Auch das Thema “Investieren in unterbewertete Aktien” brachte er treffend auf den Punkt:
„Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit dem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und gleichmäßig weiter. Der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in dieselbe Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund die Börse.“
Kostolany vergleicht die Bewegungen des Hundes mit dem täglichen Auf und Ab an den Börsen. Dieses wird durch Investoren, die aktuelle Nachrichten, Unternehmensergebnisse und andere Einflüsse ausgelöst und spiegelt nicht immer den fairen Wert einer Aktie wider.
Der faire, innere Wert einer Aktie bewegt sich jedoch langsam und gleichmäßig wie der Mann auf seinem Spaziergang. Laufen beide im Gleichschritt, entspricht der aktuelle Aktienkurs dem fairen Wert des Unternehmens.
Das ist aber sowohl in der Natur als auch an den Börsen nur selten der Fall: Der Hund eilt zum Beispiel voraus, was einer Überbewertung entspricht (Aktienkurs höher als fairer Wert). Oft entdeckt der Hund einen interessanten Punkt, der unbedingt beschnüffelt werden muss. Er bleibt dann für einige Sekunden zurück, was einer unterbewerteten Aktie entspricht (Aktienkurs niedriger als der faire Wert).
Wie kommt es zu unterbewerten Aktien?
Viele der unterbewerteten Aktien, die wir an den Börsen finden, gehören zu reifen Unternehmen von hoher Qualität, die als sehr sichere Investments gelten. Da stellt sich die Fragen, wie genau solche Firmen überhaupt unterbewertet sein können?
Ein möglicher Grund kann „Langeweile“ sein: Mit mehr als drei Billionen Dollar Marktkapitalisierung sind die FAANG-Aktien Meta (vormals Facebook), Apple, Amazon, Netflix und Alphabet (vormals Google) stark im Fokus vieler Anlegerinnen und Anleger.
Obwohl diese Tech-Aktien zuletzt Einbrüche erlebt haben, ist der Hype weitgehend ungebrochen. Andere Unternehmen und Geschäftsmodelle können dabei etwas in den Hintergrund treten, da sie weniger spannend erscheinen.
So sind zum Beispiel die Firmen aus dem Bereich antizyklische Konsumgüter, die unbeirrt Lebensmittel, Seife und Toilettenpapier verkaufen, sicherlich nicht so interessant wie Techgiganten, die mit künstlicher Intelligenz unser gesamtes Leben auf den Kopf stellen.
Wir von Eichhorn Coaching sehen in diesem sehr einseitigen Fokus jedoch durchaus eine Chance – und investieren ohnehin gerne in diese scheinbar langweiligen, aber konsistenten Geschäftsmodelle!
Ein Beispiel für solche Unternehmen ist Berkshire Hathaway. Die Beteiligungsgesellschaft von Starinvestor Warren Buffett litt lange Zeit unter unspektakulären, weitgehend seitwärts verlaufenden Kursen. Grund war das Fehlen von günstigen Gelegenheiten, in die man die gewaltigen Cash-Reserven hätten investieren können.
Die Durststrecke war so langanhaltend, dass einige Branchenkenner bereits davon sprachen, Buffett hätte sein goldenes Händchen verloren …


Die Corona-Krise eröffnete jedoch neue Möglichkeiten und erlaubte dem Unternehmen, wieder im großen Stil in lukrative Firmen zu investieren. Dadurch erlebte die zuletzt übersehene Aktie wieder eine Renaissance und konnte in der Folge mit kräftigem Kurswachstum glänzen.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis sank während der Jahre der Kursstagnation auf einen einstelligen Wert – es handelte sich während dieser Phase also um eine unterbewertete Aktie.
Mit dem Anstieg der Kurse in 2020 nahm aber auch das KGV deutlich zu und liegt heute bei über 50. Die Zeiten, in denen Berkshire Hathaway als unterbewertete Aktie galt, sind also vorerst vorbei.
Generell können alle Arten von Unternehmen aus sämtlichen Branchen zu unterbewerteten Aktien werden. Sowohl unter klassischen Dividendentiteln als auch Wachstumswerten finden wir Preise, die unter dem fairen Wert liegen.
Neben dem Kauf von unterbewerteten Aktien, um diese später mit Gewinn wieder zu verkaufen, ist auch der Einstieg in Wertpapiere mit hoher Gewinnausschüttung beliebt: Investoren warten ab, bis eine Aktie mit starker Dividende unterbewertet ist, um sie dann zu kaufen.
Auf diese Weise lässt sich ein lukratives Portfolio mit hohem Cashflow zu einem vergleichsweise geringen Preis erzeugen. In Verbindung mit unserer Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn, die den Investoren mehr als 12 % Rendite pro Jahr einbringt, kannst du dir schnell ein erhebliches Zusatzeinkommen aufbauen!
So bestimmen wir den fairen Wert
Das Konzept der unterbewerteten Aktien ist leicht zu verstehen, aber die tatsächliche Umsetzung schwierig. Um eine Über- oder Unterbewertung festzustellen, müssen wir den fairen Wert einer Aktie bestimmen – und hier wird es kompliziert! Leider gibt es keine vorgefertigte Kennzahl “fairer Wert”, die wir einfach nachschlagen könnten.
Auf der Suche nach dem fairen Wert müssen wir uns also klarmachen, dass es keine Musterlösung oder 100 Prozent perfekte Formel gibt. Unser Anspruch ist es stattdessen, einen guten Näherungswert zu finden und die generelle Tendenz abzuschätzen. Auf diese Weise lassen sich unterbewertete Aktien finden.
Eine der einfachsten Möglichkeiten ist die Verwendung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Dieser simple Wert entsteht, wenn wir den aktuellen Kurs einer Aktie durch den Gewinn pro Aktie teilen. Beide Zahlen sowie das KGV selbst lassen sich auf diversen Nachrichtenseiten problemlos nachschlagen.


Kurs-Gewinn-Verhältnis Beispiele
Schauen wir uns das Kurs-Gewinn-Verhältnis nun anhand eines praktischen Beispiels an: Apple hat im Jahr 2022 einen Gewinn von $ 5,89 pro Aktie erzielt. Der höchste Aktienkurs lag im gleichen Zeitraum bei $ 182,00. Entsprechend unserer Formel ergibt sich hier ein KGV von 31.
Der Tiefstand der Apple Aktie findet sich kurz vor Jahresende bei $ 126,00. Mit der gleichen Formel liegt der KGV zu diesem Zeitpunkt bei lediglich 21.


Werfen wir als Nächstes einen Blick auf einen echten Klassiker: Die Coca-Cola-Aktien findet sich in zahlreichen Portfolios von Anlegerinnen und Anlegern, die auf konstante Entwicklung und zuverlässige Dividende bauen.
Hier zeigt sich für 2022 ein Gewinn pro Aktie in Höhe von $ 2,19. Der Aktienkurs erreicht im gleichen Zeitraum einen Höchststand von $ 66,00, was zu einem maximalen KGV von 30 führt. Der Tiefstwert der Aktie lag hingegen bei $ 54,00 und führt so zu einem KGV von 25. Damit wird Coca-Cola einmal mehr seinem Ruf von relativ geringen Schwankungen gerecht.
Aber bedeutet ein KGV zwischen 25 und 30, dass es sich um eine unterbewertete Aktie handelt?


Kann man unterbewertete Aktien durch den KGV finden?
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist einfach zu bestimmen und durchaus geeignet, um den fairen Wert und in der Folge unterbewertete Aktien zu finden (nicht vergessen: Es gibt keine eine, perfekte Kennzahl für unterbewertete Aktien!). Aber welches KGV signalisiert eine unterbewertete Aktie, welches eine überbewertete? Eine verbindliche Antwort ist schwierig, aber es gibt durchaus Richtlinien.
Benjamin Graham, berühmter Investor und unter anderem Mentor des erfolgreichsten Investors Warren Buffett, setzte den fairen Wert eines Unternehmens bei einem KGV von 15 fest. Dieser Richtwert ist unter Anlegern außerordentlich beliebt und gilt heute bereits als de facto Standard.
Coca-Cola, mit einem KGV von 25 bis 30 oder Apple mit 21 bis 31 wären dieser Lesart folgend zu jedem Zeitpunkt des vergangenen Jahres deutlich überbewertet gewesen. Die beiden Unternehmen hatten zeitweise ein gleiches KGV, sind aber dennoch gänzlich unterschiedlich!
Bei Coca-Cola handelt es sich um ein alteingesessenes Unternehmen, das profitabel arbeitet und weltweit sehr erfolgreich seine Marken platziert hat. Die Aktie gilt als stabil und konservativ – bei einem Investment in Coca-Cola können wir kaum mit Überraschungen, egal ob positiv oder negativ, rechnen.
Apple hingegen ist im sehr lukrativen Technologiesektor tätig. Hier sind die Gewinnmargen genauso wie der Konkurrenzdruck deutlich höher. Das Unternehmen hat die Trends der letzten Jahre stets voll ausgenutzt oder selbst gestartet.
Allerdings kann sich das Blatt schnell wenden: Werden neue Technologien verschlafen, kommt es in dieser Branche in kürzester Zeit zu massiven Problemen, wie sich an Beispielen wie Nokia oder Kodak zeigt …
Anhand der beiden Firmen sehen wir, dass ein Vergleich anhand des KGV allein kaum brauchbare Ergebnisse liefert. Dennoch ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis beim Versuch, unterbewertete Aktien zu finden, nicht völlig nutzlos, wie wir im folgenden noch demonstrieren werden.
Hoher KGV bei niedrigen Gewinnen
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis kommt zusätzlich mit einem weiteren, erheblichen Nachteil daher: Es berechnet sich anhand des Gewinns pro Aktie. Dieser hängt wiederum von der Strategie des jeweiligen Unternehmens ab.
Werden alle Gewinne sofort reinvestiert, weil großes Wachstum angestrebt wird, fällt der Gewinn pro Aktie entsprechend gering aus. Das Ergebnis ist ein sehr hoher KGV, der sich recht weit vom fairen Wert entfernt!
Wir erleben dies bei vielen jungen Wachstumsunternehmen, etwa im Technologiesektor. Das andere Extrembeispiel sind reife Firmen, die ihren Markt längst erobert haben und nun kaum noch wachsen, jedoch konstant Gewinne erwirtschaften.
Sie generieren einen vergleichsweise hohen Gewinn pro Aktie und sorgen so für ein niedrigeres KGV.
Dieses Problem zeigt sich sehr gut an Amazon: Der Gewinn pro Aktie war im Zeitraum zwischen 2012 und 2014 sogar negativ! Was von der Boulevardpresse als “Amazon verbrennt Geld!” betitelt wurde, war lediglich eine aggressive Wachstumsstrategie.
Das Unternehmen baute in dieser Phase mit den Gewinnen seine Cloudlösung Amazon Web Services (AWS) massiv aus. Bis heute ist man dank dieses Schrittes Marktführer im Bereich Cloudcomputing.
Da es in dieser Phase keine nennenswerten Gewinne pro Aktie zu verzeichnen gab, war das KGV extrem hoch – es erreichte teilweise Werte zwischen 1.500 und 2.000! Dennoch könnte man argumentieren, dass die Aktie des Unternehmens auch in dieser Zeit unter dem fairen Wert notierte. Denn in den folgenden Jahren ging es steil bergauf und die Kurse stiegen nachhaltig.


Am Beispiel Amazon zeigt sich, dass der Blick auf das KGV allein kaum geeignet ist, um unterbewertete Aktien zu finden. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist allerdings für reife Unternehmen wie Coca-Cola, Procter&Gamble und ähnliche Firmen durchaus verwendbar, um eine Unterbewertung festzustellen.
Relatives KGV als Alternative
Der von Benjamin Graham festgelegte KGV-Grenzwert von 15 für den fairen Wert eines Unternehmens scheint heute kaum noch haltbar. Die Verzerrung der Ergebnisse liegt vor allem in der Entwicklung der Finanzmärkte und Wirtschaft seit der Zeit Grahams (1894 bis 1976).
Zum damaligen Zeitpunkt war das gesamte verfügbare Kapital noch recht überschaubar und zum Beispiel durch den Goldstandard beschränkt. Seither hat sich die Menge an verfügbarem Geld von realen Werten weitgehend entkoppelt und erreicht heute nach Schätzungen etwa 500 bis 600 Billionen US-Dollar weltweit.
Ein großer Teil dieses Geldes ist in die Börsen geflossen, wo immer mehr Anleger immer größere Beträge investieren. Durch diese Nachfrage sind und die größeren Mengen an verfügbarem Geld sind auch die Kurse drastisch gestiegen.
Besonders die niedrigen Zinsen seit der Finanzkrise 2008 bis zu Beginn der Rezession 2022 haben diese Entwicklung verstärkt. Während dieser 14-jährigen Phase war es kaum möglich, mit festverzinslichen Produkten nennenswerte Rendite zu erzielen. Der Weg an den Aktienmarkt war daher für private Investoren oder Pensionskassen die einzig lohnende Möglichkeit.


Diese erhebliche Nachfrage hat zu einem hohen durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis geführt. Das durchschnittliche KGV des S&P 500 lag zum Beispiel im Jahr 1926 tatsächlich bei ca. 15 und damit genau dem Wert, den Graham als Indikator für den fairen Wert einer Aktie betrachtet.
Heute sind Zahlen von über 20 jedoch der Durchschnitt, mit zahlreichen Hochphasen, in denen ein Standard-KGV von 40 und mehr vorkommen!


Um den fairen Wert eines Wertpapiers zu berechnen und dadurch unterbewertete Aktien zu finden, müssen wir also die Entwicklungen der Märkte und die jeweilige Börsenphase herausrechnen. Denn die Aktienkurse eines gesunden Unternehmens sollten um den fairen Wert pendeln, jedoch langfristig seiner Richtung folgen.
Da ein statischer Grenzwert von 15 also nicht geeignet ist, berechnen wir für jede Aktie ein durchschnittliches oder relatives KGV über einen längeren Zeitraum. Dafür nehmen wir zum Beispiel den Jahresmittelwert des Aktienkurses und teilen diesen durch den jeweiligen jährlichen Gewinn pro Aktie.
Anschließend multiplizieren wir den durchschnittlichen KGV der letzten 10 Jahre mit dem Gewinn pro Aktie des jeweiligen Jahres. Das Ergebnis ist ein fairer Wert auf Basis des relativen KGV, mit dem wir in der Praxis viel mehr anfangen können!
Fallstudie: Ist Procter & Gamble eine unterbewertete Aktie?
Unternehmen aus dem Bereich der nicht-zyklischen Konsumgüter glänzen oft mit einem konstanten Ergebnis und reifem Produktportfolio. Sie schwanken auch in Krisenzeiten kaum, da ihre Produkte stets nachgefragt werden.
Procter & Gamble (PG) ist ein typischer Vertreter dieses Sektors und für eine Analyse zum Thema unterbewertete Aktien ideal geeignet.
Berechnen wir das relative KGV von Procter&Gamble, erhalten wir für jedes Jahr einen fairen Wert der Aktie:
Relativer KGV und fairer Wert am Beispiel Procter&Gamble
Jahr | ∅-Kurs | Gewinn pro Aktie | KGV | Fairer Wert |
2011 | $ 64 | $ 3,93 | 16,3 | $ 80 |
2012 | $ 65 | $ 3,85 | 16,9 | $ 79 |
2013 | $ 76 | $ 4,05 | 18,8 | $ 83 |
2014 | $ 82 | $ 4,22 | 19,4 | $ 86 |
2015 | $ 80 | $ 4,02 | 19,9 | $ 82 |
2016 | $ 83 | $ 3,67 | 22,6 | $ 75 |
2017 | $ 88 | $ 3,92 | 22,4 | $ 80 |
2018 | $ 84 | $ 4,22 | 19,9 | $ 86 |
2019 | $ 109 | $ 4,52 | 24,1 | $ 92 |
2020 | $ 123 | $ 5,12 | 24,0 | $ 105 |
Im Betrachtungszeitraum betrug der durchschnittliche KGV 20,4. Der faire Wert für ein Jahr wurde durch Multiplikation mit dem Gewinn pro Aktie des jeweiligen Jahres ermittelt.
Es zeigt sich, dass der faire Wert von 2011 bis einschließlich 2015 über dem tatsächlichen Kurs lag. In dieser Phase war Procter&Gamble also eine unterbewertete Aktie. In 2011 wurde eine Aktie zum Beispiel für 16 Dollar weniger gehandelt, als das Unternehmen eigentlich wert wäre.
Ab 2016 beobachten wir eine Umkehr: Der faire Wert liegt unter dem Kurs der Procter&Gamble-Aktie, das heißt, es liegt eine Überbewertung vor. Wer in dieser Zeit Wertpapiere gekauft hat, bezahlte mehr, als das Unternehmen eigentlich wert war.
Bildet man diesen fairen Wert über den Lauf der Zeit als Grafik ab (blaue Linie) kann man mit dem Vergleich des Aktienkurses sehen, wann es sich um eine über- oder unterbewertete Aktie gehandelt hat.


Zum Verfassungszeitpunkt lag Procter&Gamble bei einem Wert von 150 USD. Die Gewinne pro Aktie liegen bei $ 5,69 und das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 26.


Alle hier verwendeten Werte lassen sich auch problemlos auf Seiten wie FinViz nachschlagen, sodass eine händische Berechnung in der Regel nicht notwendig ist. Du kannst jedoch bei Bedarf den aktuellen Kurs durch die Gewinne pro Aktie teilen, um das KGV zu erhalten.
Betrachten wir nun das KGV von 26 isoliert, müssten wir von einer überbewerteten Aktie sprechen, da der Wert über den von Benjamin Graham angezeigten 15 liegt. Eine isolierte Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses ist jedoch wenig aussagekräftig, sodass wir stattdessen einen genaueren Blick auf das relative KGV werfen.
Wir haben die jährlichen KGV bereits berechnet und ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20,4 erhalten. Im Vergleich zu 10-jährigen Durchschnitts-KGV liegt der aktuelle Wert mit 26 deutlich darüber. Die Aktie ist somit derzeit überbewertet.
Hier stellt sich nun allerdings die Frage, ob sich ein Investment trotzdem lohnen könnte, da das Unternehmen eventuell weiter wächst? Zur Beantwortung können wir problemlos ein jährliches KGV anhand von Gewinnprognosen ermitteln.
Die Gewinne pro Aktie in 2023 könnten, so einige Analysen, bei $ 5,28 liegen. Multiplizieren wir diesen Wert wieder mit dem durchschnittlichen KGV, ergibt sich ein fairer Wert der Aktie für 2023 in Höhe von 107,71 US-Dollar ($ 5,28 x 20,4 = $ 107,71).
Zum Zeitpunkt dieser Berechnung liegt die Procter&Gamble Aktie bei $ 150, also weit über ihrem fairen Wert von $ 107,71, den wir anhand der Gewinnprognosen ermittelt haben. Damit ist das Wertpapier also sowohl nach Benjamin Grahams KGV-Richtwert von 15, dem durchschnittlichen KGV als auch dem für das aktuelle Jahr prognostizierten KGV eindeutig überbewertet.
Bist du auf der Suche nach unterbewerteten Aktien, ist Procter&Gamble also aktuell nicht für dich geeignet.
Investieren trotz Überbewertung
Hat man den relativen KGV ermittelt und eine Überbewertung festgestellt, schrecken viele Anleger vor einem Kauf generell zurück. Ein Aktienkurs, der über dem fairen Wert liegt, muss aber keineswegs ein K.-o.-Kriterium sein!
Solltest du mit einer negativen Korrektur des Preises rechnen, könnte zum Beispiel eine Short-Position angezeigt sein. Auf diese Weise profitierst du von den fallenden Kursen. Bei einem gesunden Unternehmen ist ein drastischer Fall der Preise jedoch keineswegs garantiert.
Da der innere Wert der Firma in solchen Fällen weiter wächst, kommt es oft zu höheren Gewinnen pro Aktie in der Zukunft. Diese sorgen wiederum für einen niedrigeren KGV. Der faire Wert der Aktie nähert sich dadurch den hohen Preisen an den Börsen an.
Das kann dazu führen, dass trotz Überbewertung kein Kurseinbruch stattfindet und sich das Wertpapier über längere Zeit seitwärts bewegt. Besitzt du bereits eine Aktie, die aktuell überbewertet ist und bei der du folglich keine dramatischen Kurssteigerungen erwarten kannst oder die du abstoßen möchtest, können sich auch Covered Call Optionen anbieten.
Dabei verkaufst du eine Call-Option für das jeweilige Wertpapier und erhältst dafür eine Prämie. Falls der Käufer dies wünscht, müssen Sie die jeweiligen Aktien allerdings liefern, das heißt: Sie werden aus Ihrem Depot entfernt und an den Käufer übertragen.
Sollte der Kurs wider Erwarten über den vereinbarten Preis steigen und der Käufer die Ausübung verlangen, verlierst du die Aktien und erhältst dafür den vereinbarten Strike-Preis plus Prämie. Da der aktuelle Preis über dem Strike liegt, der Ihnen dir wird, verlierst du die Differenz, da du diese Kursgewinne nicht realisieren konntest.
War deine Aktie tatsächlich überbewertet, werden die Kurse aber wahrscheinlich unter dem Strike bleiben. Die Option verfällt dann und du kannst sowohl deine Aktien als auch die Prämie behalten.
Wer hingegen eine Aktie trotz Überbewertung kaufen möchte (zum Beispiel, weil du glaubst, es würde sich in Wirklichkeit um eine unterbewertete Aktie handeln), kann schon beim Einkauf den Preis des Wertpapiers drücken. Das funktioniert ebenfalls über Optionen: Cash Secured Puts helfen uns, Aktien günstiger zu kaufen.
Wollen wir die Aktien ohnehin erwerben, können wir eine Put-Option auf das Wertpapier verkaufen. Damit verpflichten wir uns, 100 Aktien zum vereinbarten Preis zu erwerben, wenn der Käufer der Option dies wünscht. Der Preis ist dabei festgelegt und unabhängig vom tatsächlichen Kurswert zum Ausübungszeitpunkt.
Im Gegenzug für unsere Option erhalten wir eine Prämie, die wir in jedem Fall behalten dürfen. Wir setzen den Strike-Preis (Preis, zu dem wir die Aktie kaufen müssen) dabei unter den aktuellen Kurs.
Sollte der Wert unserer gewünschten Aktie während der Laufzeit unter diesen Wert fallen, wird der Käufer seine Option ausüben und wir müssen die Wertpapiere zum vereinbarten, höheren Preis kaufen. Da wir die Aktie ohnehin in unserem Depot haben wollten, ist das jedoch kein großer Schaden – auch die Prämie, die wir erhalten, ist ein nettes Extra.
Sinkt der Kurs nicht unter den Strike-Wert, wird die Option verfallen. In diesem Fall haben wir keine Aktien gekauft, aber die Prämie verdient. Diesen Vorgang können wir so lange wiederholen, bis wir die gewünschten Wertpapiere erhalten haben.
Dabei machen wir durch die Prämie kontinuierlich Gewinn. Auf diese Weise können Anleger in der Praxis eine zusätzliche Rendite von fünf bis zehn Prozent beim Kauf unterbewerteter Aktien erzielen.
Wie kann man unterbewertete Aktien finden?
Die Kalkulationen, die wir zur Fallstudie für Procter&Gamble durchgeführt haben, kannst du bei Interesse regelmäßig, zum Beispiel ein Mal jährlich, durchführen, um unterbewertete Aktien zu finden.
Auf diese Weise können wir lohnende Titel entdecken oder das eigene Portfolio überprüfen. Die dafür notwendigen Kennzahlen erhalten wir größtenteils ohne großen Aufwand von verschiedenen Finanzseiten.
Es ist allerdings auch möglich, Screening-Dienste wie FinViz.com zu nutzen, um gezielt nach Aktien mit einem bestimmten Kurs-Gewinn-Verhältnis zu suchen. So könnten wir beispielsweise den von Graham vorgegebenen Grenzwert von 15 verwenden, oder einen eigenen Wert festlegen.
Auf der englischsprachigen Seite FinViz finden wir das Kurs-Gewinn-Verhältnis unter der Bezeichnung “P/E” (“Price-Earnings-Ratio”)


Besonders interessant wird es, wenn wir ein Kurs-Gewinn-Verhältnis oder relatives KGV mit anderen Faktoren kombinieren. Die Suche nach Unternehmen mit einem KGV unter 20 und einer besonders hohen Marktkapitalisierung ergibt zum Beispiel einige spannende Anlageideen.
Unter den Ergebnissen (Stand: April 2023) finden wir etwa Bank of America, Chevron, Pfizer, Shell und ExxonMobil mit jeweils einstelligen KGVs!
Im nächsten Schritt könnten wir weitere Analysen durchführen und ergründen, warum drei große Öl- und Gas-Unternehmen (Chevron, Shell, ExxonMobil) ein so niedriges KGV aufweisen. Es besteht dann die Möglichkeit, durch Long-Positionen von Kurssteigerungen dieser scheinbar unterbewerteten Aktien zu profitieren.
Wer hingegen nicht an eine Erholung der Energiefirmen in nächster Zeit glaubt, könnte sein Glück mit Short-Positionen versuchen oder diese Positionen im eigenen Portfolio für Covered Call Optionen nutzen.
Unterbewertete Aktien finden mit Eichhorn Coaching
Da das Finden unterbewerteter Aktien ein aufwendiger Prozess ist und langjährige Expertise erfordert, ist die Hilfe professioneller Analysten hoch gefragt. Auch unsere Aktien-Analysen von Eichhorn Coaching bilden die Entscheidungsgrundlagen vieler Anleger und erfreuen sich eines großen Interesses.
Für die Mitglieder unserer Mastermind-Gruppe stellen wir eine Vielzahl von aktuellen Informationen bereit. Neben der Börsenampel, die Signale für die lukrativsten Trades liefert, sind unsere “Sleep-Well-Investments” besonders beliebt.
In dieser Kategorie fassen wir attraktive Geldanlagen mit niedrigem Drawdown zusammen, die den Anleger auch in Krisenzeiten entsprechend “ruhig schlafen” lassen. Unterbewertete Aktien können ideale Kandidaten für solche Sleep-Well-Investments darstellen, sofern es sich um hochkarätige Firmen mit positiver Prognose handelt.
Allein die Tatsache, dass es sich um eine unterbewertete Aktie handelt, ist für uns nicht ausreichend. In umfassenden Analysen untersuchen wir daher solche Unternehmen und andere, ähnlich lukrative Investments für die Mastermind-Mitglieder.
Teilnehmer erhalten diese Informationen immer auf Tages- und Wochenbasis und haben dadurch einen Zeit- und Wissensvorsprung gegenüber anderen Marktteilnehmern.
Wie nützlich die Analysen unterbewerteter Aktien sind, zeigt sich auch in der Performance unserer Mastermind-Gruppe: Teilnehmer, die unseren Empfehlungen folgen, können mindestens 12 Prozent Rendite pro Jahr erwarten!
Entdeckt man bei der Suche nach unterbewerteten Aktien stattdessen eine Überbewertung, kann eine Cash Secured Put Option das Mittel der Wahl sein. Auch hier haben Teilnehmer der Gruppe einen massiven Vorteil, denn im persönlichen Coaching lernen sie, genau solche Optionsstrategien fehlerfrei umzusetzen.
Es ist allerdings auch möglich, die Trades der Profis einfach nachzubilden und so von aktuellen Marktveränderungen, unterbewerteten Aktien und zahlreichen weiteren lukrativen Chancen zu profitieren.
Gemeinsam mit der persönlichen Betreuung und dem 1zu1 Coaching in Sachen Optionsstrategien, Rohstoffhandel, Investment und mehr entsteht so ein Rundum-Paket für alle, die ein größeres Vermögen selbstständig sichern und vermehren wollen.
Fazit – Günstige und unterbewertete Aktien finden
Es gibt viele Gründe, warum die Kurse eines Wertpapiers niedriger als der faire Wert der dahinterstehenden Firma sind. Handelt es sich um die unterbewertete Aktie eines gesunden Unternehmens, kann ein Investment zu hohen Renditen führen!
Annahme ist dabei stets, dass sich der Kurs früher oder später an den inneren, fairen Wert anpasst und entsprechend steigt. Dementsprechend viel Zeit und Energie verwenden Anleger auf die Suche nach unterbewerteten Aktien.
Die einfachste und bekannteste Methode ist zweifellos die Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Da es jedoch schwierig ist, aus einer isolierten Analyse und Nutzung von Grenzwerten (ein KGV von 15 für den fairen Wert einer Aktie ist eine beliebte Größe) nützliche Daten zu ziehen, empfehlen wir weitere Untersuchungen.
Das relative KGV auf jährlicher Basis kann helfen: Wir errechnen eine durchschnittlichen KGV der letzten Jahre und multiplizieren diesen mit dem Gewinn pro Aktie, um den fairen Wert zu ermitteln. Damit nähern wir uns schon deutlich besser der Frage, ob es sich im konkreten Fall um eine unterbewertete Aktie handelt.
Obwohl die Ermittlungen anhand des KGV einen guten ersten Schritt darstellen, bleibt es eine aufwendige und immer etwas ungenaue Disziplin, unterbewertete Aktien zu finden.
Während sie für reife Unternehmen und Geschäftsmodelle durchaus geeignet ist, erhalten wir zum Beispiel bei Wachstumsaktien in der Regel keine sinnvollen Ergebnisse. Letztlich ist also immer gesunder Menschenverstand und eine Betrachtung von Branche und Börsenumfeld unerlässlich.
Auch bei einer Überbewertung gibt es Möglichkeiten, zum Beispiel durch eine Cash Secured Put-Option günstig einzusteigen. Handelt es sich um ein gesundes Unternehmen, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der faire Werte steigt und so langfristig für noch höhere Kurse sorgt.
Wie diese (und weitere) Optionsstrategie funktioniert und bei welchen Wertpapieren es sich um unterbewertete Aktien handelt, wissen Mitglieder unserer Mastermind-Gruppe schon vor anderen Marktteilnehmern: Dank der aktuellen Analysen von Eichhorn Coaching bist du als Teilnehmer stets im Bilde und kannst erfolgreich handeln.
Bei allem Interesse an unterbewerteten Aktien solltest du jedoch immer darauf achten, nicht einfach nur günstige Titel zu erwerben. Nur, wenn das dahinterstehende Unternehmen solide arbeitet, kann sich ein solches Investment lohnen!
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema unterbewertete Aktien
Leider gibt es nicht die eine Methode, um zuverlässig unterbewertete Aktien zu finden. Analysen des (relativen) KGV sind ein beliebter erster Schritt, um eine Unterbewertung festzustellen. In einigen Fällen, zum Beispiel bei Wachstumsaktien, funktioniert diese aber nur eingeschränkt.
Der Gewinn liegt im Einkauf – kaufe überbewertete Aktien daher nicht blind! Durch Cash Secured Puts besteht allerdings die Möglichkeit, profitabel und mit einem günstigeren Kurs in die gewünschten Titel zu investieren.
Unterbewertete Aktien können beispielsweise mit kostenlosen Tools wie FinViz.com oder auch Fastgraphs gefiltert werden. Alternativ sollte man einmal im Halbjahr seine eigene Watchlist durcharbeiten, um dann in die aktuell unterbewerteten Aktien zu investieren.
Eine Aktie gilt als unterbewertet, wenn ihr Kurs unter dem fairen Wert der Aktie notiert. Das kann beispielsweise über das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) ermittelt werden. Beträgt das durchschnittliche KGV einer Aktie 15 und momentan steht es bei 12, ist die Aktie unterbewertet.
Eine Aktie ist teuer, wenn der Aktienkurs über dem fairen Wert der Aktie liegt. In diesem Fall zahlt man als Investor einen Aufschlag und sollte sich nicht wundern, wenn der Kurs wieder fällt und zu seinem fairen Wert zurückkehrt. Ein hoher Preis muss daher nicht automatisch eine teure Aktie bedeuten.
Aktien sind unterbewertet, wenn sie unter ihrem fairen Wert notieren. Ist ein Sektor aktuell nicht interessant, dann werden die Aktien seltener gekauft und damit sind sie oft unterbewertet. Die Analyse des KGV kann helfen, unterbewertete Aktien zu finden.
Aktien sind oft unterbewertet, wenn der Markt nicht das volle Potenzial des Unternehmens mit einem entsprechend fairen Kurs einpreist. Das kann z.B. bei Unternehmen der Fall sein, die aktuell unattraktiv oder langweilig wirken und damit nicht sehr beliebt sind.
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