Eine Grundregel für den Vermögensaufbau ist, bereits erzielte Gewinne nicht beim nächsten Börsencrash sofort wieder zu verlieren. Das Hedging bildet eine hervorragende Möglichkeit, solche Rücksetzer zu verhindern – kommt aber selbst mit eigenen Nachteilen daher.
In diesem Ratgeber erklären wir, was Hedging eigentlich bedeutet und wie es funktioniert, welche Hedging-Strategien sinnvoll sind und wie das Ganze an praktischen Beispielen aussehen könnte.
- Durch Hedging schützen Händler eine Position vor Kurseinbrüchen
- Es gibt unterschiedliche Strategien, mit denen du ein Hedging erreichen kannst
- Hedging-Methoden haben immer Nachteile wie Kosten oder ein Verkaufsrisiko
- Du solltest die Absicherung daher nur bei realer Gefahr betreiben
Was bedeutet “Hedging”?
Der Oberbegriff Hedging, auf Deutsch auch “Deckungsgeschäft” oder “Sicherungsgeschäft” genannt, beschreibt eine Fülle von Strategien zur Verlustvermeidung. Sie kommen überwiegend zum Schutz von Aktieninvestments zum Einsatz, lassen sich aber auch auf andere Finanzprodukte anwenden.
Das Konzept ist dabei simpel: Du hast Geld in Aktien oder andere Assets investiert und vielleicht schon den ein oder anderen Gewinn erzielt – nun lass es dir nicht wieder wegnehmen!
Denn bei Investments am Aktienmarkt kommt es regelmäßig zu Rücksetzern: Korrekturen (Rückgänge bis zu 20 %) sind etwa alle 2,9 Jahre zu verzeichnen; richtige Crashs (Einbrüche von mehr als 20 %) etwa alle 7 Jahre. Sie vernichten einen Großteil deiner erzielten Rendite, wenn du dich nicht vor ihnen schützt.
Du könntest zum Beispiel in sichere Aktien investieren, um Verluste zu vermeiden. Sie können eine sehr gute Basis für ein Portfolio bilden, sind aber kein Allheilmittel für die Gefahr durch Kurseinbrüche! Denn du willst sicherlich nicht nur “langweilige” Konsumgüter-Wertpapiere kaufen …
Um deine riskanteren Unternehmensanteile vor sinkenden Kursen zu schützen, stehen dir mehrere Hedging-Strategien zur Verfügung. Sie unterscheiden sich zwar in ihrer Funktionsweise, erzielen aber letztlich den gleichen Effekt.
Außerdem haben sie den Aufwand gemeinsam: Du musst Hedging aktiv betreiben und deine Deckungsgeschäfte eröffnen, beobachten, anpassen und wieder schließen. Zudem entstehen immer zusätzliche Kosten. Eine Hedge-Position ist daher kein Dauerzustand, sondern kommt bei einer erwarteten Gefahr zum Einsatz.
So funktioniert das Hedging
Es gibt Dutzende von Hedging-Strategien und konkrete Methoden, um eine Hedging-Position aufzubauen. Sie alle basieren jedoch auf einem von zwei möglichen Konzepten. Um sich vor Kurseinbrüchen zu schützen, können Händler:
- Eine entgegengesetzte Position eröffnen. Verliert ihr Investment an Wert, gewinnt die Gegenposition und gleicht den Verlust so aus. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt (die Gegenposition verliert, wenn die “Originalposition” dazugewinnt).
- Den Kurs “einfrieren”. Das gelingt zum Beispiel, wenn sich ein Händler durch Termingeschäfte einen Preis in der Zukunft sichert. Kommt es zu einem Kurseinbruch, kann er sein Asset zum vereinbarten, besseren Kurs verkaufen. Wertveränderungen während der Laufzeit betreffen den Trader dann nicht mehr.
Theoretisch wäre es auch möglich, die gefährdeten Aktien rechtzeitig zu verkaufen. Man würde diese Maßnahme jedoch kaum als Hedging bezeichnen. Denn ein Grundgedanke von Hedging-Strategien ist es, die jeweilige Position beizubehalten und nur vorübergehend abzusichern.
Ein Händler, der Hedging nutzt, glaubt generell an das langfristige Potenzial seiner Aktien, erkennt aber auch die unmittelbare Gefahr (Börsencrash, vorübergehender Kursrückgang, Bärenmarkt …). Ziel ist der vorübergehende Schutz, um nach dem Ende der Bedrohung wieder vom Wachstum zu profitieren.
Du kannst Hedging sowohl beim klassischen Long-Investment (Kaufen von Aktien und warten, bis der Kurs steigt) als auch bei Short-Positionen (Leerverkauf von Aktien oder anderen Assets, um von fallenden Kursen zu profitieren) anwenden.
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Da die überwiegende Mehrheit von Aktieninvestments long ist, beziehen sich Hedging-Strategien auch fast ausschließlich auf Long-Positionen. Erschwerend kommt hinzu, dass Short-Positionen auch im Durchschnitt nur für einen deutlich kürzeren Zeitraum gehalten werden, sodass Hedging seltener notwendig ist.
Passive Methoden
In der Fachliteratur zählt man noch zwei weitere Methoden zu den Sicherungsgeschäften: die Diversifikation des eigenen Portfolios und den Einsatz von Sachwerten, Gold und anderen “stabilen” Investments.
Wir möchten diese allerdings nur am Rande erwähnen, da sie für aktive, renditeorientierte Händler nur eingeschränkt hilfreich sind.
Portfoliodiversifikation ist unumgänglich, aber kein ausreichender Schutz vor einem Börsencrash. Selbst bei einer sehr hohen Anzahl an breit gestreuten Positionen im eigenen Depot werden die Folgen einer Krise deutlich spürbar sein. Zudem zeigen die weltweiten Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten stark zunehmende Instabilität.
Aktuelle Studien belegen: Wer durch Diversifikation für Sicherheit im Portfolio sorgen möchte, benötigt eine sehr große Anzahl an Assets. Diese Mindestmenge steigt zudem kontinuierlich an, da auch unser Finanz-Ökosystem immer wackeliger und volatiler wird.
Das eigene Portfolio nur durch Diversifikation vor einem Crash zu schützen, erscheint daher ziemlich unmöglich. Ein gesundes Maß an Streuung kann aber einen wichtigen Beitrag zur Risikovermeidung leisten und ist weiterhin zu empfehlen!
Auch der Kauf von Häusern, Kunst, Wein, Gold und Co. ist sinnvoll und hilfreich, aber kein Allheilmittel. Zwar sind solche Sachwerte und stabile Investments tatsächlich weniger stark oder gar nicht von einem Börsencrash betroffen; im Gegenzug erzeugen sie jedoch auch nur eine deutlich geringere Rendite.
So können Immobilienbesitzer in Deutschland im Durchschnitt auf eine Rendite von rund 3,5 % pro Jahr hoffen. Zum Vergleich: Die Inflation lag in der Bundesrepublik in den letzten 20 Jahren bei durchschnittlich 2,9 %!
Gegenüber den Renditen am Aktienmarkt können Immobilien daher nicht mithalten. In den vergangenen 100 Jahren erzielte der S&P 500 etwa ein unglaubliches Wachstum von mehr als 44.000 %. Der US-Immobilien-Index “Case-Shiller Home Price Index” schaffte im gleichen Zeitraum lediglich 5.000 % Zugewinn.

Andere Sachwerte, wie zum Beispiel Sammlerobjekte, haben ebenfalls ihre Daseinsberechtigung und können interessante Investments bilden; wir nutzen zum Beispiel gefragte Weine, um eine krisenfeste und attraktive Rendite zu erzeugen.
Solche Methoden “passiver Hedging-Strategien” sind äußerst nützlich und können einen wichtigen Beitrag zum Vermögensaufbau leisten, für den alleinigen Schutz vor einer Krise sind sie aber nicht ausreichend.
Zeitliche Grenzen
Deckungsgeschäfte schützen uns vor möglichen Kurseinbrüchen, der wahrscheinlich größten Gefahr für unsere Investments. Nun könnte man annehmen, dass solche Hedging-Strategien die ideale Lösung für alle Sorgen und Nöten von Investoren darstellen: Wer Hedging betreibt, kann keine Verluste erzielen!
Tatsächlich ist es möglich, durch Hedging-Methoden Verluste ganz oder teilweise zu vermeiden. Wir zahlen dafür jedoch auch einen hohen Preis. Und zwar entweder buchstäblich, in Form von zusätzlichen Kosten oder sinngemäß, in Form von weiteren (aber anders gelagerten) Risiken oder durch verpasste Gewinne.
Ein Deckungsgeschäft, das keine Nachteile aufweist, ist uns nicht bekannt und kann auch nicht wirklich existieren: Wer es schafft, Verluste an den Börsen und andere negative Beeinträchtigungen völlig zu vermeiden und gleichzeitig Gewinne zu erwirtschaften, hätte den “heiligen Gral der Finanzwelt” entdeckt.
Für alle anderen Händler stellt Hedging eine zeitlich begrenzte Methode dar, die bei konkreter Gefahrenlage zum Einsatz kommt. Das könnte zum Beispiel die Warnung von Analysten, die Veröffentlichung von (möglicherweise schlechten) Quartalszahlen oder ähnliche Events sein.
Das Finden des idealen Zeitpunkts ist die größte Herausforderung für Händler, die ihr Vermögen durch Hedging schützen wollen. Den absoluten Höchst- und Tiefpunkt für die Absicherung zu erwischen, ist dabei nahezu unmöglich. Mit verschiedenen Hilfsmitteln und etwas Erfahrung sind aber gute Näherungswerte möglich.
Besonders nützlich, um den richtigen Zeitpunkt für Schutzmaßnahmen zu finden, sind die verschiedenen Börsenindikatoren. Die Börsenampel von Eichhorn Coaching zeigt zum Beispiel zuverlässig an, wann sich ein zusätzliches Investment lohnt und wann eher Vorsicht geboten ist.
Die Börsenampel steht exklusiv den Abonnenten unseres Vermögensmagazins zur Verfügung. In Kombination mit unseren wöchentlichen Analysen, Tipps und Vorlagen für erfolgreiche Trades und sichere Investments entsteht so ein ideales Angebot für alle, die ihr Vermögen schützen und erweitern wollen.
Nachteile
Mit Deckungsgeschäften können wir Verluste vermeiden oder reduzieren, müssen aber im Gegenzug einen oft hohen Preis bezahlen. Dieser hängt stark von der jeweiligen Hedging-Methode ab, fällt aber in mindestens eine der beiden folgenden Kategorien:
- Ausschluss von Gewinnen. Dieser Nachteil entsteht hauptsächlich beim Hedging durch Gegenpositionen. Wir vermeiden zwar eventuelle Verluste, können aber auch an möglichen Gewinnen während dieser Zeit nicht teilhaben. Ein Investment ohne Gewinnaussicht ist, aus wirtschaftlicher Sicht, sinnlos. Du könntest dein Geld stattdessen auch unter dem Kopfkissen lagern oder im Garten vergraben – in diesem Fall wäre das Risiko wohl sogar geringer.
- Zusätzliche Kosten. Finanzprodukte sind gebührenpflichtig, daher entstehen bei Hedge-Positionen in der Regel auch Kosten. So bietet der Einsatz einer Long-Put-Position zum Beispiel große Vorteile (du kannst die Option einfach verfallen lassen und so eventuelle Kurssteigerungen voll mitnehmen), kostet dich aber im Gegenzug eine Optionsprämie. Langfristiges Hedging kann daher schnell hohe Ausgaben erzeugen.
Du kannst die beiden Punkte durchaus abschwächen, in dem du etwa keine vollständige Absicherung herstellst oder teure Optionen durch komplexe Strategien wie “Collars” kompensierst. Hierdurch lassen sich die Probleme verschieben und verändern, aber nie ganz loswerden: Hedging ist immer mit Nachteilen verbunden!
Alternativen
Du möchtest dich vor Verlusten an der Börse schützen, aber Deckungsgeschäfte sind dir zu komplex oder aufwendig? Dann stehen dir einige Alternativen zur Verfügung. Doch eine Warnung vorweg: Sie sind alle nicht ideal und können im direkten Vergleich nicht mit den Ergebnissen eines professionellen, erfolgreichen Hedgings mithalten!
Die naheliegendste Alternative ist sicherlich, die Gefahr und Intensität von Verlusten zu reduzieren. Oder anders ausgedrückt: Investments mit geringerem Risiko benötigen auch weniger Absicherung!
Wenn du bereits mit dem Risikoparadoxon vertraut bist, weißt du, dass ein höheres Risiko nicht automatisch mit mehr Rendite verbunden ist. Umgekehrt kannst du auch mit vergleichsweise sicheren Produkten attraktive Gewinne erzielen. Ein perfektes Beispiel sind sichere Aktien!
Solche Wertpapiere zeichnen sich durch stabile Kurse aus, denen auch Krisen und Börsencrashs nichts (oder nur wenig) anhaben können. Du findest sie besonders häufig unter den Unternehmen aus dem Bereich der nicht-zyklischen Konsumprodukte.
Denn auch wenn es der Wirtschaft schlecht geht, müssen die Leute essen, trinken und sich waschen – die Nachfrage an den dazugehörigen Alltagsprodukten bleibt hoch und sorgt für solide Umsätze. Mit solchen Aktien musst du den nächsten Bärenmarkt nicht fürchten, sodass auch die Absicherung überflüssig(er) wird.
Eine weitere Alternative bilden marktunabhängige Investments. Die dahinterstehende Idee ist simpel: Wenn ein Anlageprodukt nicht von den Entwicklungen des Finanzmarktes abhängig ist, musst du dich auch nicht durch Hedges vor solchen Entwicklungen schützen.
Die dritte, aber zweifellos schlechteste Alternative zum Hedging: Verluste einfach aussitzen. Ein kleiner Einbruch im Rahmen einer Korrekturphase ist dabei kein großes Problem, da sich die Kurse in wenigen Tagen wieder vollständig erholen. Ein echter Crash hinterlässt jedoch ein tiefes Loch.
Solche Rücksetzer können – je nach Struktur deines Portfolios – durchaus einen Großteil deines Kapitals zerstören. Bei besonders krisenanfälligen Investments, wie zum Beispiel Aktien von Banken und Versicherern, sind Wertverluste von 80 % während einer Krise möglich!
Bei regelmäßigen Rückschlägen in dieser Größenordnung dürfte es schwierig oder sogar unmöglich werden, langfristig eine lukrative Rendite zu erzielen. Solltest du dennoch absolut nicht gewillt sein, Hedge-Positionen zu nutzen, empfehlen wir zumindest Anlageprodukte mit niedrigem Drawdown zu nutzen.
So hast du eine bessere Chance, trotz fehlendem Schutz halbwegs unbeschadet durch den nächsten Börsencrash zu kommen.
Hedging in der Praxis
Mit Deckungsgeschäften schützen wir uns vor Kurseinbrüchen, aber wie funktioniert das in der Praxis? Dazu müssen wir die Hedging-Methoden in die beiden grundlegenden Strategien unterteilen und gesondert betrachten.
Methode: Kurs sichern
Unter dem Stichwort “Kurse sichern” verstehen wir Strategien, die uns einen Kurs in der Zukunft garantieren. Die dahinterstehende Idee: Durch Termingeschäfte sichern wir einen Verkaufspreis zu einem späteren Datum.
Sollte der Kurs unserer Assets, zum Beispiel einer Aktie, in der Zwischenzeit tatsächlich sinken, können wir zum vereinbarten, höheren Preis verkaufen. Ohne eine solche Absicherung müssten wir unser Asset entweder zum niedrigeren Wert verkaufen oder auf eine Erholung der Preise warten.
Gerade bei einem Börsencrash kann dieses Abwarten aber schmerzhaft lange dauern: Crashs zeichnen sich durch die Tatsache aus, dass sich die Märkte nicht schnell erholen und zu alten Höchstständen zurückkehren (wie es bei Korrekturphasen der Fall ist). Stattdessen müssen sie erst mühsam neue Zugewinne aufbauen.
Diese Methode kommt nicht nur beim Hedging zum Einsatz; sie ist ein Grundpfeiler des Finanzwesens und dient zum Beispiel der Vermeidung von Währungsrisiken bei internationalen Geschäften, zur Absicherung von Rohstoffpreisen für Produzenten und vielem mehr.
Möchtest du ein Asset auf diese Weise hedgen, stehen mehrere Produkte zur Verfügung. Die naheliegendste und nach unserer Meinung beste Möglichkeit bilden Optionen. Diese “bedingten Terminkontrakte” umfassen den Kauf oder Verkauf eines Assets, zu einem festgelegten Zeitpunkt und Preis.
Du kannst solche Optionen kaufen, musst dafür allerdings eine Prämie bezahlen. Als Käufer hast du das Recht, den vereinbarten Handel auf Wunsch durchzuführen. Der Verkäufer eines Kontrakts hat kein solches Wahlrecht, sondern muss der Entscheidung des Käufers folgen. Im Gegenzug erhält er allerdings die gezahlte Prämie als Gutschrift.
Für den Aufbau einer Hedge-Position ist besonders die Long-Put-Option geeignet. Hierbei kaufst du eine Option und bezahlst dafür eine Prämie. Im Gegenzug erwirbst du das Recht, dein Asset zum vereinbarten Preis zu verkaufen. Somit bist du vor eventuellen Kurseinbrüchen während der Laufzeit geschützt.
Dieser Vorgang könnte beispielsweise so aussehen:
Beispiel 1: Hedging durch Long-Put-Option
Du besitzt 100 Aktien der Firma Amazon, die aktuell für $ 150 an der Börse gehandelt werden. Die derzeitigen Entwicklungen des Unternehmens betrachtest du mit Sorge. Nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen nächsten Monat könnte es zu Kurseinbrüchen kommen, die du nicht “mitnehmen” möchtest.
Sollten die Zahlen jedoch positiv ausfallen, ist ein weiterer Zuwachs sehr wahrscheinlich. Du willst dir diese Chance nicht entgehen lassen, deine Position aber gleichzeitig gegen mögliche Verluste hedgen. Du kaufst daher eine Put-Option für deine Aktien.
Mit dieser sicherst du dir einen Preis (sogenannter “Strike-Preis”) von $ 150 zu. Als Laufzeit wählst du zwei Monate – mehr als genug Zeit, um die Quartalsergebnisse abzuwarten. Am Ende dieses Zeitraums steht dir das Recht zu, deine 100 Aktien für je $ 150, also insgesamt $ 15.000 zu verkaufen.
Als Gegenleistung für dieses Privileg musst du allerdings bei Geschäftsabschluss eine Prämie von $ 7 je Aktie zahlen. Egal, wie das Geschäft ausgeht: Dieser Betrag ist für dich in jedem Fall verloren.
Zum Ende der Laufzeit gibt es nun zwei grundsätzliche Möglichkeiten:
- Die Geschäftszahlen waren überraschend positiv und der Kurs der Aktie ist gestiegen. Sie notieren nun bei $ 165 und damit über dem Strike, den du in deiner Option festgelegt hast. Den Handel durchzuführen und deine Wertpapiere zu $ 150 pro Stück zu verkaufen wäre nicht sinnvoll, daher lässt du deine Option verfallen. Die gezahlten $ 7 pro Aktie (insgesamt $ 700 für 100 Aktien) bilden einen Verlust, den du hinnehmen musst. Die Wertpapiere bleiben in deinem Depot und du kannst vom weiteren Wachstum profitieren.
- Die Quartalsergebnisse waren, wie erwartet, negativ. Der Kurs der Aktie sinkt stark und fällt auf $ 125. Diesen Verlust möchtest du nicht mitmachen und übst daher deine Option aus. Du kannst deine 100 Aktien für den vereinbarten Preis von $ 150 verkaufen und erhältst $ 25 mehr pro Wertpapier. Die $ 7 Prämie pro Aktie musst du allerdings abziehen, sodass dein realer Verkaufspreis bei $ 143 pro Unternehmensanteil liegt. Dieses Ergebnis ist aber deutlich besser, als den Einbruch auf $ 125 mitzumachen.
Natürlich ist es auch möglich, dass sich der Preis nach zwei Monaten wieder bei $ 150 befindet. Du kannst deine Option dann ausführen oder darauf verzichten. Die $ 7 Prämie pro Aktie sind allerdings auch in diesem Szenario unweigerlich verloren.
Beispiel 2: Hedging mit einem Devisentermingeschäft
Ein Industriebetrieb möchte eine spezielle Maschine aus Japan kaufen, um seine Produktion zu erweitern. Der Preis beträgt 240.000.000 Yen, was bei einem Kurs von 1 Yen = 0,0063 Yen rund 1.517.000 Euro entspricht. Das Unternehmen muss den Kaufpreis rechtzeitig einplanen und buchhalterisch erfassen.
Aufgrund der längeren Wartezeit zwischen Bestellung, Lieferung und Zahlung besteht ein erhebliches Währungsrisiko: sollte der Preis des Yen steigen (oder der Euro fallen), würden die Kosten für die Maschine entsprechend zunehmen. Um sich gegen diese Gefahr abzusichern, eröffnet das Unternehmen eine Hedging-Position.
Dazu geht es ein Devisentermingeschäft mit einer Bank ein. Dabei handelt es sich um einen Terminkontrakt, bei dem der Austausch von zwei Währungen zu einem festgelegten Kurs in der Zukunft vereinbart wird. Die Bank sichert dem Unternehmen zu, am Zahltag die nötigen 240 Millionen Yen zu einem Kurs von 1 zu 0,0063 gegen Euro einzutauschen.
Im Gegenzug erhebt die Bank Gebühren von 5.500 Euro. Das Unternehmen hat sich somit den Einkauf der Maschine für insgesamt 1.522.500 (Kaufpreis plus Gebühren für das Termingeschäft) gesichert. Auch hier bestehen zum Zahltag wiederum zwei Möglichkeiten:
- Der Preis des Yen hat nachgegeben und liegt zum Zahltag gegenüber dem Euro bei 0,0060. Die 240 Millionen Yen Kaufpreis entsprechen nun nur noch 1,44 Millionen Euro, die Maschine wurde dadurch 77.000 Euro billiger. Das Unternehmen könnte sich um eine Auflösung des Devisentermingeschäfts bemühen, um von den sinkenden Kursen zu profitieren. Ob dies möglich ist, hängt vom jeweiligen Vertrag und den Bedingungen der Bank ab.
- Der Preis des Yen ist in der Zwischenzeit gestiegen und liegt jetzt bei 0,0068 Euro. Die Maschine kostet somit 1.632.000 Euro. Durch das Devisentermingeschäft erhält das Unternehmen jedoch die notwendigen 240 Millionen Yen zum vereinbarten Kurs. Durch die Hedging-Maßnahme sparte die Firma insgesamt 109.500 Euro gegenüber dem Währungstausch am Zahltag.
Methode: Verluste ausgleichen
Der zweite grundlegende Ansatz für das Hedging ist der Ausgleich von Verlusten durch entsprechende Gewinne. Dazu eröffnen Händler eine gegenläufige Position durch ein beliebiges Finanzprodukt. Verliert dein ursprüngliches Investment an Wert, gewinnt die entgegengesetzte Position hinzu – und umgekehrt.
Insgesamt stellst du damit einen gleichbleibenden Wert in deinem Portfolio sicher: Kurseinbrüche reduzieren dein Vermögen nicht, da sie durch Zugewinne an anderer Stelle ausgeglichen werden. Sollten die Preise jedoch steigen, bist du von diesem positiven Effekt ebenfalls ausgeschlossen, da deine Hedging-Position nun sinkt.
Deine Position ist also “eingefroren” und reagiert nicht auf Veränderungen, die während dieses Hedgings auftreten – ein klarer Vorteil, wenn die Kurse abstürzen, aber ärgerlich, wenn es zu steigenden Preisen kommt.
Gemeinsam mit den Kosten für diese Absicherungsmethode stellt das “Verpassen” von Gewinnen den größten Nachteil dieser Hedging-Form dar.
Für die praktische Umsetzung kommen unterschiedliche Vehikel infrage. Du könntest etwa einen Leerverkauf für eine Aktie durchführen, bei der du mit einem Preisrückgang rechnest. Auch Optionen bieten eine gute Möglichkeit, auf eine bestimmte Kursrichtung zu setzen.
Beispiel: Hedging durch Short-Position
Einen wichtigen Grundpfeiler deines Portfolios bilden 100 Anteile an einem S&P 500 ETF. Dieser notiert aktuell bei $ 430. Die Zeichen der US-Wirtschaft stehen jedoch auf Rezession, sodass es bald zu einem entsprechenden Rückgang deines ETFs kommen könnte. Du entscheidest dich, deine Position durch den Kauf einer Short-Position zu hedgen.
Um dein Investment von insgesamt $ 430.000 vollständig abzusichern, müsstest du den gleichen Betrag in eine Short-Position investieren, um eventuelle Verluste auszugleichen. Dieser hohe Kapitalaufwand für die Hedge-Position lässt sich reduzieren, wenn du ein gehebeltes Produkt einsetzt.
Du entscheidest dich zunächst für einen Short-ETF auf den S&P 500, der die Entwicklungen des Indizes in entgegengesetzter Richtung nachahmt. Kommt es also zu einer Steigerung des S&P 500 von 1 %, sinkt der Short-ETF um 1 %. Fällt der Index um 2 %, steigt der Short-ETF um 2 % …
Über deinen Broker erwirbst du diesen ETF mit einem Faktor x40. Alle Entwicklungen des ETFs verstärken sich also um das Vierzigfache, sodass eine Absicherung in Höhe von $ 10.750 genügt ($ 430.000 / 40). Der Kurs liegt aktuell bei $ 25, sodass du mit 430 Anteilen diese Summe erreichst
Wirtschaftsexperten erwarten eine schwierige Lage für die nächsten 6 Monate. Daher peilst du mit deiner Hedging-Position auch eine Absicherung für diesen Zeitraum an. Auch hier gibt es nun wieder zwei mögliche Szenarien:
- Die nächsten sechs Monate sind von überwiegend schwachen Wirtschaftsdaten gekennzeichnet. Es kommt, wie erwartet, zu einem Rückgang der US-Wirtschaft. Der S&P 500 büßt über einen Zeitraum von 6 Monaten insgesamt 8 % an Wert ein.
Dies entspricht $ 34.400 deines Gesamtinvestments von ursprünglich $ 430.000. Glücklicherweise hast du aber in den S&P 500 Short ETF investiert. Dieser steigt in der gleichen Zeit um 8 %. Dank des 40-fachen Hebels erhöht sich dieser Zugewinn auf stolze 320 %! Der enorme Zuwachs deiner Short-Position gleich den Verlust problemlos aus.
Du verkaufst den Short-ETF nahe dem absoluten Höchstpreis und erzielst so einen erheblichen Gewinn. Dieser hilft dir über die folgende Durststrecke hinweg, denn es wird einige Zeit dauern, bis sich dein ETF auf den S&P 500 von den Kursverlusten erholt hat.
- Die US-Wirtschaft kann den negativen Prognosen trotzen und wächst stattdessen weiter – wenn auch nur minimal. Am Ende der sechs Monate notiert der Aktienindex solide 0,5 % höher. Auch dein Investment in den S&P 500 ETF ist um diesen Prozentsatz gestiegen, was einem Gewinn von $ 2.150 entspricht.
Anders sieht es hingegen bei deiner Hedge-Position aus: Sie ist um 0,5 % gefallen. Der eingesetzte Hebel hat diesen Verlust ebenfalls verstärkt, sodass er nun 20 % beträgt. Du hast so knapp $ 2.150 verloren, sodass dieser Verlust den Zugewinn des S&P 500 ausgleicht.
Die Absicherung hat dich somit um einen Gewinn von $ 2.150 gebracht, zu dem noch weitere Aufwände (Brokerkosten, Arbeitszeit …) hinzukommen. Dennoch kann man das Geschäft insgesamt als positiv bezeichnen, da du während dieser Zeit vor möglichen Verlusten geschützt warst.
Zeitpunkt und Produkt finden
Grundsätzlich lässt sich gegen jedes Risiko hedgen. Ein Unternehmen sichert sich vielleicht gegen Wechselkursschwankungen in einem Land ab, in dem es viele Umsätze verzeichnet. Anleger versuchen, ihre Long-Positionen vor dem nächsten Börsencrash zu schützen. Ein Hersteller hedged gegen fallende Kurse seines Erzeugnisses …
Die einfachste Strategie wäre, das gefährdete Produkt – zum Beispiel eine Aktien-Position – rechtzeitig zu verkaufen. Ein solches Vorgehen widerspricht aber meist den langfristigen Plänen. Ein passendes Produkt zur Absicherung muss also her! Aber welche der vielen Möglichkeiten ist die richtige?
Optionen, Short-Positionen, Futures, Swaps oder doch ein ganz anderes Konzept? Die Auswahl des richtigen Produkts hängt, wie so oft, vom Anleger ab: Hast du zum Beispiel bereits Erfahrungen oder zumindest ein Interesse am Optionshandel, könnten solche Terminkontrakte eine gute Wahl sein.
Bist du mit komplexen Finanzprodukten noch nicht per du, ist vielleicht eine simple Short-Position das Mittel der Wahl – du kannst sie selbst bei einfachen, App-basierten Brokern handeln und so eine wirksame Gegenposition erstellen.
Beim Hedging von Aktien können auch verwandte Indizes zum Einsatz kommen. Enthält dein Portfolio etwa überwiegend US-Wertpapiere, besteht wahrscheinlich eine enge Korrelation zum S&P 500. Zur Absicherung könnte daher eine Short-Position auf diesen Index (etwa über einen Short-ETF) sinnvoll sein.
Hast du deutsche Unternehmen in deinem Depot, kannst du den DAX oder MDAX nutzen … auf diese Weise lassen sich viele Positionen gemeinsam hedgen.
Zur besseren Verdeutlichung haben wir ein zufälliges Depot mit den Aktien McDonald’s, Intel und Facebook zusammengestellt und vergleichen dieses mit dem S&P 500. Wir betrachten dabei den Zeitraum um die Corona-Krise, den zum Verfassungszeitpunkt letzten großen Crash.

Obwohl jede der Aktien ein ausgeprägtes “Eigenleben” hat, zeigt sich während des Crashs das gleiche Bild. Es wäre an dieser Stelle nicht nötig gewesen, die Titel einzeln zu hedgen; ein Deckungsgeschäft auf den S&P 500 hätte den gleichen Zweck mit weniger Aufwand erfüllt.
Man kann daher festhalten: In Krisenzeiten bewegen sich betroffene Aktien sehr ähnlich, sodass oft keine granulare Absicherung erforderlich ist. Ein Sicherungsgeschäft auf einen passenden Index reicht meist aus. Viel wichtiger ist offensichtlich der Zeitpunkt.
Situationen, in denen sich die Absicherung lohnt, sind selten und treten unregelmäßig auf. Wir wollen auf keinen Fall ungeschützt in einen solchen Crash laufen, aber andererseits auch unnötiges Hedging vermeiden. Denn der Aufbau von Schutz-Positionen ist immer mit Aufwänden verbunden.
Korrekt zu entscheiden, wann ein Deckungsgeschäft nötig ist und wann man das eigene Portfolio ungeschützt lassen kann, ist also zentral für den eigenen Erfolg. Leider gibt es hierfür keine Musterlösung!
In der Praxis helfen Indikatoren, wie die Börsenampel aus unserem Vermögensmagazin, und die eigene Erfahrung enorm weiter. Dennoch besteht nie hundertprozentige Erfolgschance beim Hedging: Wir können fünf Hedge-Positionen infolge vergebens auf- und wieder abgebaut haben, nur um dann ungeschützt den eigentlichen Crash zu erleiden.
Wir empfehlen dir, klare Kriterien festzulegen, unter denen du ein Deckungsgeschäft eröffnest. Ziehe dazu am besten historische Daten heran und erprobe deine Strategie auch in einer Testumgebung. Ist der Plan einmal festgelegt, solltest du ihn trotz eventueller Rückschläge auch konsequent umsetzen.
Fazit: Eine Hedging-Strategie schützt vor Verlusten
Hedging, oder zu Deutsch: Deckungsgeschäft oder Sicherungsgeschäft, ist der Oberbegriff für verschiedene Methoden, die uns vor Verlusten an der Börse schützen sollen. Du kannst alle Arten von Positionen absichern; besonders häufig kommen solche Strategien aber bei Aktien zum Einsatz.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, einen solchen Schutz zu erhalten: Du kannst durch Termingeschäfte wie Optionen oder Futures einen Preis für die Zukunft sichern. Ein sinkender Kurs lässt dich dann völlig kalt, denn du kannst dein Asset später zum festgelegten Wert verkaufen.
Alternativ könntest du eine entgegengesetzte Position eröffnen, die dann profitiert, wenn dein Portfolio an Wert verliert. Gewinn und Verlust gleichen sich in diesem Fall aus und sorgen dafür, dass du einen Börsencrash in Summe unbeschadet überstehst.
Deckungsgeschäfte sind sowohl für Long- als auch Short-Positionen möglich. Du kannst einen solchen Schutz auch für alle Arten von Investments und jeden beliebigen Zeitraum aufbauen – sinnvoll ist dies aber meist nur für kürzere Phasen.
Denn die Absicherung kostet dich immer etwas: entweder bares Geld (Prämien für Optionen, Zeitaufwand …), verpasste Gewinne oder neue/andere Risiken. Du solltest sie daher sparsam einsetzen, wenn du mit einem ernsthaften Rücksetzer oder ausgewachsenen Börsencrash rechnest.
Erfolgreiches Hedging steht und fällt daher mit dem richtigen Zeitpunkt. Einen Crash zuverlässig vorherzusagen ist keine leichte Aufgabe; Indikatoren wie die Börsenampel aus unserem Vermögensmagazin können eine große Hilfe leisten. Eine absolute Sicherheit gibt es jedoch nicht.
Trotz eventueller Kosten durch unnötige Deckungsgeschäfte sind die Absicherungen ein wichtiger Aspekt der Handelstätigkeit: Nur, wenn du dich zuverlässig vor Verlusten schützen kannst, sind hohe Renditen möglich!
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Sicherungsgeschäfte dienen dem Schutz deiner Aktien oder anderen Investments vor Kurseinbrüchen. Du kannst entweder Gegenpositionen eröffnen, sodass die Gewinne die Verluste ausgleichen, oder dir Preise durch Termingeschäfte (zum Beispiel Optionen) sichern.
Du kannst deine Investments durch Gegenpositionen (Gewinne gleichen Verluste aus) oder Derivate (Sicherung eines Kurses in der Zukunft) schützen. Auch krisensichere Wertanlagen können dein Risiko verringern.
Ein Sicherungsgeschäft solltest du dann einsetzen, wenn du mit einem baldigen Kurseinbruch rechnest. Aufgrund der Kosten und anderen Nachteile lohnt sich die Absicherung nicht dauerhaft, sondern nur bei akuter Gefahr.
Für Sicherungsgeschäfte stehen dir verschiedene Werkzeuge zur Verfügung. Du kannst dir einen Preis durch Optionen, Futures und andere Derivate sichern. Mit Short-Positionen (Leerverkauf) profitierst du von fallenden Preisen – auch dies ist eine Möglichkeit, sich gegen Verluste abzusichern.
Sicherungsgeschäfte sind völlig legal – es handelt sich um alltägliche Börsengeschäfte. Es kommt teilweise zu Verwechslungen mit dem Begriff “Hedgefonds”: Diese waren in Deutschland bis 2004 verboten. Mit dem Schutz deines Portfolios haben diese Fonds aber nichts zu tun.