Die 4 Nachteile als Stillhalter

Der Verkauf von Optionen wird fast ausschließlich von professionellen Händlern betrieben. Über 5 Vorteile des Stillhaltens haben wir bereits vor einiger Zeit einen Blogbeitrag veröffentlicht. Ein Free-Lunch sind Optionen natürlich trotzdem nicht, weshalb wir in diesem Beitrag auf 4 Nachteile als Stillhalter eingehen möchten.

Hier findet ihr den Blog über die 5 größten Vorteile des Verkaufs von Optionen.

Die 4 Nachteile als Stillhalter

1. Theoretisch sehr große Verluste möglich

Der Verkauf von nackten Optionen hat ein theoretisch sehr hohes Risiko. Verkaufen wir z.B. einen 180er Short Put auf die Apple-Aktie und Apple geht bankrott, dann beträgt der Verlust ($180 – $0) * 100 Aktien = 18.000 USD. Bei einem Short Call kann das Risiko sogar theoretisch unendlich sein. Verkaufen wir z.B. einen 50er Short Call auf einen kleinen Nebenwert und dieser wird über Nacht übernommen, dann können große Verluste entstehen. Wird das Unternehmen z.B. zu einem Kurs von $300 übernommen, beträgt unser Verlust ($300 – $50) * 100 Aktien = $25.000.

Allerdings muss man hier auch die Kirche im Dorf lassen, denn sollten wir die Aktien direktional handeln, wären wir theoretisch ähnlichen Risiken ausgesetzt. Des Weiteren limitieren wir bei Aktienoptionen unser Risiko, da wir zu 90% nur Spread-Positionen handeln. Gerade auf der Oberseite, der Call-Seite, positionieren wir uns nie mit nackten Optionen, um Verluste durch ein eventuelles Übernahmerisiko zu limitieren.

2. Gamma Risiko

Gamma ist einer der Options-Griechen. In aller Kürze die Optionstheorie dazu: Sollte der Preis des Underlyings gegen uns laufen, steigt auch das Delta an und damit der Optionspreis. Das Gamma gibt dabei die Änderungsgeschwindigkeit des Deltas an.

Warum ist das wichtig? Gerade zum Ende der Optionslaufzeit wird der Einfluss des Gammas immer größer. Spekulieren wir z.B. auf den wertlosen Verfall einer Option, kann bei einer heftigen Bewegung zum Ende der Laufzeit das Gamma und damit der Optionspreis stark anspringen.

Wie können wir dieses Risiko reduzieren? Grundsätzlich kaufen wir Optionen immer vor Ende der Laufzeit zurück. Meistens werden sie vorher automatisch im Gewinn geschlossen. Sollte dies aber ca. 10 Tage vor Verfall noch nicht geschehen sein, stellen wir die Position glatt, um das Gamma Risiko zu minimieren.

3. Limitierte Gewinnmitnahme

Psychologisch ist die limitierte Gewinnmitnahme ein unglaublicher Vorteil, monetär kann sie natürlich auch ein Nachteil sein. Treffen wir beispielsweise mit unserer verkauften Short Put Position den Tiefpunkt eines Marktes, läuft unsere Option sehr schnell in den Gewinn. Eine eventuell sehr große Preisstrecke können wir aber nicht mitnehmen. Hier hat ein Händler, der beispielsweise den Future oder die Aktie direktional handelt, einen klaren Profit-Vorteil.

Ein Beispiel dazu im Erdöl: Hätten wir den Tiefpunkt im Dezember 2018 perfekt erwischt, hätten wir mit Short-Put-Optionen bei einem 100.000 € Depot realistisch geschätzt ca. $1.000 Optionsprämie verdient. In diesem Fall wäre unser Strike ca. 20% entfernt gewesen und wir hätten aufgrund des Volatilitätsverfalls die Option nach wenigen Tagen im Gewinn schließen können.

Beispiel Erdöl - Nachteile als Stillhalter

Fiktives Beispiel einer Short-Put Option im Erdöl

Wären wir an diesem Punkt mit einem CL-Future direkt long gegangen und hätten den Ausstieg einigermaßen gut getroffen, dann wäre ein Profit von ca. $14.000 möglich gewesen. Hätten wir den Strike der Option als Stop-Loss gesetzt, wäre dieser allerdings mit ca. $8.000 sehr groß gewesen. Um Geld zu verdienen, sind wir darauf angewiesen, dass sich das Underlying auch in unsere Richtung bewegt.

Beispiel direktionaler Handel Erdöl - Nachteile als Stillhalter

Fiktives Beispiel direktionaler Handel Erdöl

Das Beispiel ist nicht 100% korrekt, die Ein- und Ausstiege sowie die Stopsetzung sind frei gewählt. Es soll euch lediglich die Vor- und Nachteile einer limitierten Gewinnmitnahme beim Optionshandel veranschaulichen.

Der direktionale Handel hat auf den ersten Blick klare Vorteile gegenüber der Option. Man darf aber nicht vergessen, dass es nur sehr wenigen Händlern gelingt, die Ein- und Ausstiege so perfekt zu treffen, so dass sie ihr Risiko beim direktionalen Handel auch entsprechend klein wählen können. Einen Stop-Loss von $8.000 pro Future Kontrakt würde vermutlich kaum ein Händler umsetzen, umso wichtiger ist es, dass der Einstieg präzise getroffen wird.

Im Optionsverkauf haben wir zwar eine limitierte Gewinnmitnahme, dafür ist unser Timing nicht ganz so wichtig und unser Einstieg oft sehr fehlerverzeihend. Außerdem ärgern wir uns im Anschluss nicht, dass wir die Position zu früh oder zu spät geschlossen haben.

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4. Entspannt oder doch eher langweilig?

Optionshandel ist langweilig. Wer auf der Suche nach viel Action und täglich neuen Positionen ist, wird im Optionshandel nicht glücklich. Beispielsweise haben wir im Bereich der Rohstoff-Optionen im Schnitt ca. eine Position pro Woche. Ist die Position einmal im Depot, gibt es auch erst einmal nichts weiter zu tun – stillhalten. Kombiniert mit einem Investmentdepot werden aktive Optionshändler pro Woche nicht mehr als 5-6 Positionen umsetzen – und das wäre schon eine relativ hohe Handelsfrequenz.

Aber ist das wirklich ein Nachteil als Stillhalter? Diese Langeweile hat für uns unglaubliche Vorteile, denn so ist der Handel relativ entspannt und die Umsetzung mit wenig Zeitaufwand verbunden. Der Handel ist damit auch sehr gut für Berufstätige geeignet. Für Investoren, die gelegentlich langfristige Aktien kaufen und in ihrem Depot zusätzlichen Cashflow mit Optionen erzielen möchten, ist noch weniger zu tun. Manche nennen es Langeweile, wir sehen es als entspannten, aber profitablen Börsenhandel.

Fazit

Ihr seht, das Instrument Optionen ist per se auch nicht der heilige Gral. Allerdings kann man die Risiken beim Handel durch geeignete Handhabung gut in den Griff bekommen. Bei manchen Nachteilen als Stillhalter lässt sich auch darüber streiten, ob es nicht doch eher ein Vorteil ist, wie beispielsweise die limitierte Gewinnmitnahme.

In jedem Fall bieten Optionen sehr vielseitige Chancen, Geld an den Börsen zu verdienen. Für Investoren sind Cash-Secured-Puts und Covered-Calls einfache, aber super profitable Strategien, aktivere Investoren können mit Rohstoffoptionen zusätzlich verdienen. Darüber hinaus kann man das Instrument hervorragend zum Hedge von Investmentdepots verwenden und auch einen Aktiencrash profitabel nutzen. Wenn ihr mehr über die verschiedenen Handelsstrategien erfahren möchtet, schaut euch gerne unser Weiterbildungsangebot an.


Hinweis:
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Maximilian Bothe

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.