Aktienrückkäufe als Kursbeschleuniger

In diesem Blog liegt der Schwerpunkt ganz klar auf Optionen. Allerdings beschäftigen sich viele Leser und auch wir intensiv mit langfristigen Investitionen in den Aktienmarkt. Optionen nutzen wir um in diesen Konten den Cashflow deutlich zu steigern, aber auch um die Depots zu schützen.

Wer uns auf Twitter folgt und unseren Newsletter liest, weiß dass wir in den letzten Wochen mit Long-Positionen im Aktienmarkt zumindest vorsichtig agieren. Die Märkte steigen aber trotzdem weiter und weiter. Ein Grund dafür sind auch Aktienrückkäufe. Was diese sind, warum sie im letzten Jahr so stark angestiegen sind und wie wir darauf reagieren, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Was sind Aktienrückkäufe?

Von einem Aktienrückkauf sprechen wir, wenn eine Firma ihre eigenen Aktien zurückkauft. Damit wird die Anzahl der frei handelbaren Aktien reduziert. Umgekehrt gibt eine Firma auch neue Aktien aus, falls z.B. eine Kapitalerhöhung notwendig ist.

Angenommen der Wert der Unternehmen bleibt konstant, dann steigen bei Aktienrückkäufen die Kurse. Ein Beispiel: Eine Firma hat 1 Millionen handelbare Aktien. Der Unternehmenswert beträgt aktuell 1 Milliarden USD. Extrem vereinfacht könnte man nun sagen eine Aktie ist also 1.000 USD wert (1 Milliarden USD Unternehmenswert / 1 Millionen Aktien = 1.000 USD „Wert“ / Aktie).

Im zweiten Schritt nehmen wir an, dass das Unternehmen aus verschiedensten Gründen nun ein Viertel seiner Aktien zurückkauft, die Gesamtzahl also auf 750.000 Aktien reduziert wird. Bei gleichem Unternehmenswert beträgt der theoretische Wert der Aktie somit 1.333 USD (1 Mrd. USD Unternehmenswert / 750.000 Aktien = 1.333 USD „Wert“ / Aktie).

Das ist natürlich ein stark vereinfachtes Beispiel und je nach Bewertungsmodell kann man hier auch den Gewinn, Enterprise Value usw. verwenden. Die Grundidee ist aber gleich, der Wert oder Gewinn eines Unternehmens verteilt sich auf weniger Aktien und somit steigt der Preis pro Aktie an.

Somit bekommt ein Aktionär des Unternehmens, der eine Aktie für einen Preis von 1.000 USD erworben hat, eine Preissteigerung von 33%, obwohl sich an der grundlegenden Situation wie dem Geschäftsmodell, dem Umsatz und den Erträgen nichts geändert hat. Sein Anteil am Unternehmen ist aber mehr wert.

Warum führen Unternehmen Aktienrückkäufe durch?

Ein Grund kann sein, dass das Management den eigenen Aktienkurs momentan für unterbewertet hält und deshalb zu relativ günstigen Preisen die eigenen Aktien zurückkaufen kann. Somit kann sich ein Unternehmen vor eventuell drohenden Übernahmeversuchen schützen oder die Rückkäufe zur „Kurspflege“ einsetzen. Wenn man es negativ sehen möchte, werden durch Aktienrückkäufe oft auch schwache Unternehmenskennzahlen wie die Gewinnentwicklung kaschiert. Denn durch die Rückkäufe kann trotz nachlassender Gewinndynamik der Aktienkurs eventuell ansteigen.

Ein weiterer Grund ist die Verwendung von Cashreserven. Viele Unternehmen haben das Luxusproblem großer Barreserven. Diese schütten sie zum Teil an die Aktionäre z.B. in Form von Dividenden aus. Zum anderen können diese verwendet werden um Aktienrückkäufe zu tätigen.

Steuerreform von Donald Trump

Am 22. Dezember 2017 wurde der „Tax Cut and Jobs Act” verabschiedet. Die Unternehmenssteuern haben sich damit von 35% auf 21% verringert. Des Weiteren konnten 2,6 Billionen USD (!) an ausländischen Barreserven in die USA zurückgeführt werden – und das zu einer einmaligen sehr niedrigen Steuer von 15,5%. Durch diese Reform haben die Unternehmen eine große Menge an Cash angesammelt, das sie sinnvoll in irgendeiner Form investieren müssen.

2018 hat alle Rekorde gebrochen

Stockbuybacks - Aktienrückkäufe

Im Chart erkennt ihr, dass 2018 einen absoluten Rekord an Aktienrückkäufen aufgestellt hat, verstärkt durch die Steuerreform und den noch sehr niedrigen Zinsen. Die FED gab sich zuletzt extrem vorsichtig hinsichtlich weiterer Erhöhungen. Somit können Unternehmen auch weiter günstige Kredite aufnehmen, diese natürlich investieren, aber auch für Aktienrückkaufprogramme nutzen.

Werden die Aktienrückkäufe derart aggressiv weitergeführt, würde es uns nicht wundern, wenn die Kurse noch eine Weile weiter ansteigen. So ein Kursanstieg hat dann aber wenig mit organischem Wachstum der Unternehmen zu tun.

Wir selbst sind daher sehr vorsichtig und nutzen die aktuell extrem niedrige Volatilität in den Aktienmärkten um unsere Depots sukzessive zu hedgen, beispielsweise mit Long Puts auf den S&P 500 oder Long Calls auf den VXXB.

VIX - Aktienrückkäufe

Sehr niedriges Niveau des Volatilitätsindex VIX

Fazit

Die starken Aktienrückkäufe können ein Grund der steigenden Kurse sein, obwohl die globale Wirtschaftslage nicht mehr so glänzt wie noch vor einigen Jahren. Aus diesem und anderen Gründen haben wir verstärkt Hedingpositionen in unseren Investmentdepots aufgebaut.

Das Schöne ist: Gehen die Hedges nicht auf, verlieren wir zwar die bezahlte Optionsprämie, aber unsere Aktieninvestments steigen im Preis. Die Hedges schmälern zwar etwas die Performance, das können wir aber leicht kompensieren, indem wir auch unsere aktiven Handelsstrategien wie beispielsweise Future-Optionen in diesen Depots handeln.

Kommt es einmal zu einem deutlichen Kursrückgang, steigt die Volatilität an und unsere Absicherungen gewinnen sehr stark. Mit den potentiellen Gewinnen aus diesen Absicherungen können wir uns dann wieder relativ günstig einkaufen.

Quellen: https://www.yardeni.com/pub/buybackdiv.pdf
https://www.investors.com/news/stock-buyback-stock-market-outlook-2019/


Hinweis:
Dieser Beitrag dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Handel mit börsennotierten Wertpapieren kann zum Teil erheblichen Kursschwankungen unterliegen, die zu erheblichen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen können. Bei jeder Anlageentscheidung, die Sie aufgrund von Informationen, welche aus Inhalten dieser Seite hervorgehen, treffen, handeln Sie immer eigenverantwortlich, auf eigene Gefahr und eigenes Risiko. Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Inhalte, wie z.B. Handelssignale und Analysen, beruhen auf sorgfältiger Recherche, welchen Quellen Dritter zugrunde liegen. Diese Quellen werden von dem Autor als vertrauenswürdig und zuverlässig erachtet. Der Autor übernimmt gleichwohl keinerlei Gewährleistung für die Aktualität, Richtigkeit oder Vollständigkeit der Inhalte und haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden.


 

Picture of Maximilian Bothe

Maximilian Bothe

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.