Antizyklische oder auch defensive Aktien sind die Sturköpfe unter den Wertpapieren – sie machen die Auf- und Abbewegungen an der Börse nur geringfügig oder überhaupt nicht mit. Dadurch sind solche Produkte für Anleger sehr interessant und dürfen in einem gut diversifizierten Portfolio nicht fehlen.
Gleichzeitig bedarf das antizyklische Investieren aber eines gewissen Fingerspitzengefühls, um attraktive Renditen zu erzielen. In diesem Ratgeber zu antizyklischen Aktien wollen wir genau dieses Feingefühl anhand von Beispielen und Erklärungen vermitteln.
- Antizyklische Aktien sind von Kursrückgängen an der Börse kaum oder gar nicht betroffen
- leider bewegen sich defensive Titel auch in Hochphasen weniger stark nach oben
- der Einstieg zu einem guten Preis ist besonders wichtig, um nicht zu lange auf Buchverlusten sitzenzubleiben
- für einen günstigen Einkauf gibt es mehrere Möglichkeiten, die wir an Beispielen demonstrieren
Was sind antizyklische / defensive Aktien?
Regelmäßige Rücksetzer, Korrekturen und sogar ausgewachsene Crashs sind ein unumgänglicher Bestandteil von Börseninvestments. Obwohl solche Kurseinbrüche langfristig vom Wachstum ausgeglichen werden, sind sie ärgerlich und können unsere Rendite massiv reduzieren.
Aber obwohl Talfahrten an der Börse fast alle gelisteten Unternehmen betreffen, sind die Auswirkungen nicht immer gleich stark: besonders stabile Aktien widerstehen den Verlusten besser als der breite Markt. Man fasst sie unter verschiedenen Bezeichnungen wie “antizyklische”, “defensive” oder “sichere Aktien” zusammen.
Um den Grund für diese Widerstandskraft zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Ursachen von Kursrückgängen werfen: Der Aktienmarkt ist untrennbar mit der Konjunktur verbunden. Schwächelt die Wirtschaft, geht auch die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen der Aktienunternehmen zurück – die Kurse sinken.
Eine besonders einfache Möglichkeit, solche Verluste zu vermeiden: Produkte verkaufen, die auch in Krisenzeiten gefragt sind. Viele Güter werden, unabhängig von der Marktphase, benötigt. Dazu zählen etwa Energie, Lebensmittel oder Reinigungsprodukte. Es ist daher kaum überraschend, dass wir in diesen Bereichen besonders viele antizyklische Aktien finden.
Größere Anschaffungen, wie etwa ein neues Auto oder ein ausgedehnter Urlaub, können hingegen notfalls warten. In schlechten Zeiten verzichten die Konsumenten lieber auf solche Ausgaben, sodass solche zyklischen Bereiche stärkere Kursverluste erwarten müssen.
Ein Portfolio, das viele defensiven Unternehmensanteile enthält, dürfte während des nächsten Börsencrashs deutlich weniger stark an Wert verlieren als der Rest des Marktes. Das macht antizyklische Aktien zu einem idealen Grundstock für ein gut diversifiziertes Portfolio!
Doch für den Schutz vor Krisen und Korrekturen müssen wir auch immer einen Preis zahlen: Das Wachstum solcher antizyklischen Wertpapiere kann in Hochphasen ebenfalls hinter dem Markt zurückbleiben. Der Widerstand gegenüber den Bewegungen des Marktes macht sich also auch während Aufwärtstrends bemerkbar.
Insgesamt zeigen diese sicheren Investments sehr gut die Wirkung des Risiko-Paradoxons: Höheres Risiko ermöglicht höhere Renditen, aber dieser Effekt lässt sich nicht unbegrenzt steigern! Ab einem gewissen Punkt führen steigende Gefahren nicht mehr zu höheren Renditen.
Während scheinbar lukrative Investments ihre enormen Gewinne in ebenso enormen und häufigen Rücksetzern verlieren, können die nicht-zyklische-Wertpapiere kontinuierliche Rendite verzeichnen. Am Ende des Tages führt dies oft zu einem deutlich besseren Gesamtergebnis.
Antizyklische Aktien in der Krise
In Zeiten positiver wirtschaftlicher Entwicklungen sind antizyklische Aktien kein Garant für höchste Renditen. Viele Anleger meiden defensive Papiere aus genau diesem Grund: Sie wollen zweistellige Gewinne während der nächsten Börsenrallye sehen und die stabilen Unternehmensanteile können genau das nicht bieten.
Dabei verlieren sie jedoch oft das “große Ganze” aus den Augen: Antizyklische Wertpapiere sorgen langfristig für eine stabile Performance bei niedrigerer Volatilität. Diese Kombination ist äußerst profitabel und kann viele scheinbare Superaktien problemlos ausstechen.
Nehmen wir als Beispiel den Corona-Crash vom März 2020. In diesem Bärenmarkt hat der Leitindex S&P 500 um mehr als 30 % nachgegeben. Die nicht-zyklischen Konsumgüter – eine Kategorie, die man zu den antizyklischen Aktien zählt – musste hingegen weniger als 25 % Verlust hinnehmen.
Ein Unterschied von fünf bis zehn Prozent mag auf den ersten Blick nicht sonderlich beeindruckend wirken. Wir müssen allerdings bedenken, dass die nicht-zyklischen Konsumgüter ein Teil des S&P 500 sind und durch ihre stabilisierende Wirkung auch positiv auf den Gesamtindex wirken!
Die Ergebnisse fallen deutlicher aus, wenn wir die antizyklischen Aktien mit anderen Segmenten vergleichen: Während der Coronakrise verloren Bank- und Öl-Aktien etwa bis zu 80 % ihres Werts! Verglichen mit dem Einbruch von nur 25 % bei den antizyklischen Konsumgütern zeigt sich schnell, dass der Name “defensive Aktien” mehr als verdient ist.
Krisen, Korrekturen und Bärenmärkte unterscheiden
Antizyklische Firmen trotzen den großen Krisen, wie der Dotcom-Blase, der Finanzkrise oder dem COVID-Crash besser als andere Aktien. Aber was ist mit längeren Bärenmärkten oder kleineren Korrekturen? Hier zeigt sich ein differenziertes Bild.
Einen längeren Bärenmarkt sahen wir zum Beispiel im sehr schwierigen Börsenjahr 2022. Der S&P 500 erzielte den höchsten Wert dieses Jahres gleich zum ersten Handelstag im Januar. In den folgenden 12 Monaten ging es überwiegend bergab – allein in den ersten 180 Tagen um mehr als 20 %! Hier hatte also klar der Bär das Sagen.
Wie haben sich die antizyklischen Aktien in diesem Zeitraum verhalten? Wir werfen dazu einen Blick auf den Sektor “XLP”, indem wir die Firmen für nicht-zyklische Konsumgüter finden. Dieser Bereich gilt als besonders defensiv und ist daher für den Vergleich gut geeignet.
Das Ergebnis ist erneut eindeutig: Während der S&P 500 im Jahr 2022 insgesamt 19,44 % verloren hat, beschränken sich die Verluste bei den defensiven Firmen auf nur 3,32 %!
Auch hier ist wieder zu beachten, dass der XLP-Sektor ein Teil des S&P 500 ist und in dieser Zeit stabilisierend auf den Index einwirkte – ohne die antizyklischen Aktien wäre das Ergebnis noch schlechter ausgefallen.
Neben Bärenmärkten und ausgewachsenen Krisen sind Korrekturphasen die dritte Gefahr, die Anlegern immer wieder begegnet. Sie zeichnen sich durch kleine Einbrüche bis maximal -20 % aus.
Dabei sind sie nur vorübergehender Natur, da die Kurse innerhalb weniger Tage oder Wochen wieder auf den Ausgangspreis zurückfinden. Im Vergleich dazu muss der Markt nach einem echten Crash vom Tiefpunkt starten und neues Wachstum erst mühsam aufbauen.
Aufgrund ihrer kurzen Dauer sind Korrekturen auch nur für kurzfristig orientierte Trader ein Problem. Da antizyklische Aktien aber ohnehin nur für mittel- und langfristige Investments taugen, können wir solche kleinen “Dips” getrost ignorieren.
Antizyklisch oder Kontrazyklisch?
Wertpapiere, die in einer Krise weniger stark nachgeben, können sehr gute Renditen einbringen. Um von dieser einfachen Tatsache zu profitieren, kommen einige Anleger auf die Idee, kontrazyklische Aktien zu kaufen. Diese Wertpapiere bewegen sich, wie der Name schon vermuten lässt, entgegen der Märkte.
Die negative Proportionalität kann unterschiedlich stark ausfallen. Der Traum für Investoren wäre eine Firma, die bei starker Wirtschaft gute Gewinne erzielt und bei einer Krise besonders hohes Wachstum verzeichnet. In der Realität bieten kontrazyklische Aktien in “guten Zeiten” aber meist keine oder nur geringe Zugewinne.
Kommt es dann zu einer Rezession, profitieren diese Unternehmen zwar besonders und die Kursgewinne aus dieser Zeit können durchaus attraktiv sein; insgesamt bieten Kategorien wie die antizyklischen Aktien aber eine deutlich bessere Rendite.
Grund ist unter anderem die Tatsache, dass Wachstumsphasen der Wirtschaft deutlich häufiger sind und auch wesentlich länger andauern als die schweren Zeiten. Da die Märkte langfristig immer weiter steigen, wäre es ungünstig, gegen diese Entwicklung zu wetten.
Zudem ist es kaum noch möglich, kontrazyklische Wertpapiere zu finden. Experten nennen oft die höheren Abhängigkeiten und verbundenen Lieferketten der Unternehmen untereinander als Ursache. Sollten einzelne Firmen unter der wirtschaftlichen Situation leiden, sind dadurch auch (fast) alle anderen betroffen.
Kontrazyklische Aktien sind zudem oft moralisch fragwürdig und haben so einen zweifelhaften Ruf erhalten. Wirtschaftszweige, die bei schwieriger Wirtschaftslage profitieren, sind zum Beispiel Alkoholproduzenten oder Betreiber von Gefängnissen, da Alkoholismus und Kriminalität in solchen Phasen zunehmen.
Kontrazyklische Firmen sind auf dem Papier zwar ein ideales Investment für das Hedging gegen eine Krise, in der Praxis ist diese Kategorie aber kaum lukrativ und kann nicht mit den defensiven Titeln mithalten.
Defensive Aktien finden und richtig einsteigen
Ob es sich um eine zyklische oder antizyklische Aktie handelt, lässt sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Ein optischer Vergleich zwischen dem Wertpapierkurs und dem Index, in dem dieses enthalten ist (zum Beispiel S&P 500, Dow Jones, DAX …) gibt uns oft eine erste Idee – besonders der Blick auf die Dips in Krisenzeiten lohnt sich.
Defensive Unternehmen zu finden ist zudem keine “Ganz-oder-gar-nicht-Situation”: Während einige antizyklischen Wertpapiere auf Konjunkturschwankungen überhaupt nicht reagieren, spüren andere die Effekte zumindest leicht und zählen dennoch zu den sicheren Aktien.
Die schwierigste Frage ist zweifellos, welche der antizyklischen Aktien letztlich in dein Depot wandern soll. Ein niedriger Drawdown in Krisenzeiten ist sicher attraktiv, muss aber mit einem soliden Wachstum in Aufschwungszeiten einhergehen.
Die Idee des “Felsen in der Brandung”, der sich überhaupt nicht bewegt, ist nett – völliger Stillstand verhindert aber auch Gewinne! Als Teil einer Dividendenstrategie könnte sich eine derart schwerfällige Aktie aber durchaus lohnen, sofern sie eine ansprechende Gewinnausschüttung bietet.
Obwohl die nicht-zyklischen-Titel simpel und sogar langweilig erscheinen, ist der richtige Einstieg eine schwierige Aufgabe. Als langfristiges Investment sollten die Zukunftsaussichten der Unternehmen entsprechend positiv sein – wir müssen daher eine umfassende Analyse durchführen.
Denn defensive Wertpapiere sind nicht automatisch lukrativ, nur weil sie sich nicht zyklisch bewegen – es gibt auch unter diesen Firmen schwarze Schafe. Die umfassende Aktienanalyse ist eines der nützlichsten und gefragtesten Angebote in unserer Mastermind-Gruppe. Antizyklische Unternehmensanteile spielen dabei eine wichtige Rolle.
Hier liefern wir den Teilnehmern tagesaktuelle, von Profi-Tradern zusammengestellte Einblicke in die lohnendsten Märkte. Zusammen mit der persönlichen Betreuung und Vorlagen zur Umsetzung der Trades sowie Bildungsangeboten und Austausch mit anderen Investoren entsteht ein herausragendes Gesamtpaket.
Antizyklische Konsumgüter
Das Paradebeispiel für defensive Aktien sind die antizyklischen Konsumgüter. Firmen aus diesem Segment produzieren Alltagsprodukte wie Lebensmittel und Getränke, Körperpflegeprodukte, Reinigungsmittel, Tabakwaren und mehr.
Warum sie Krisen so gut widerstehen, ist einfach: Ihre Produkte werden auch in Krisenzeiten nahezu unvermindert nachgefragt. Die Konsumenten benötigen auch mitten in einer Rezession oder einem Börsencrash Lebensmittel oder Toilettenpapier.
Gerade in diesem Sektor zeigt sich auch eine hohe Kundentreue, die den Firmen zugutekommt. Eine Person, die zum Beispiel regelmäßig Coca-Cola trinkt, steigt nicht auf eine billigere Alternative vom Discounter um, nur weil die Wirtschaft schwächelt.
Der S&P 500 Aktienindex unterteilt sich in mehrere Segmente, die jeweils eine eigene Bezeichnung haben. Auch ETFs für einen ganzen Sektor stehen zur Verfügung. Für die antizyklischen Konsumgüter lautet das Kürzel “XLP” und folgende Titel sind enthalten:
PG | Procter & Gamble Company |
PEP | PepsiCo, Inc. |
KO | Coca-Cola Company |
WMT | Walmart Inc. |
COST | Costco Wholesale Corporation |
MDLZ | Mondelez International, Inc. Class A |
EL | Estée Lauder Companies Inc. Class A |
MO | Altria Group Inc |
PM | Philip Morris International Inc. |
CL | Colgate-Palmolive Company |
KMB | Kimberly-Clark Corporation |
GIS | General Mills, Inc. |
STZ | Constellation Brands, Inc. Class A |
SYY | Sysco Corporation |
ADM | Archer-Daniels-Midland Company |
Neben dem Blick in den Sektor-ETF eignen sich aber auch Börsenseiten. Wir benutzten besonders gerne finviz.com – einfach zu benutzen und sie bietet viele Filtermöglichkeiten.
Dort kannst du unter dem Menüpunkt “Screener” den “Sector” auswählen. “Consumer Defensive” bringt dich zu den antizyklischen Konsumgütern. Zudem kannst du noch weitere Parameter für die Suche einstellen, was die Seite besonders nützlich macht.
Antizyklische Konsumgüter sind bei weitem nicht die einzigen Bereiche, die Krisen gut trotzen; sie bilden jedoch eine besonders defensive Gruppe und kommen den meisten Anlegern daher zuerst in den Sinn. Sichere Aktien aus anderen Bereichen sind hingegen oft Ausnahmeerscheinungen in ansonsten nicht unbedingt krisensicheren Segmenten.
Dadurch kann die Suche etwas mehr Aufwand bereiten. Ein guter Startpunkt sind Filter für niedrige Volatilität und minimalen Drawdown. In einer Liste von Wertpapieren mit niedriger Schwankungsbreite findest du viele interessante Titel, die dein Portfolio stabilisieren können.
Optimale Einstiege für defensive Aktien finden
Antizyklische Aktien bereiten uns viel Freude in Krisenzeiten: wenn andere Anleger beim Blick ins eigene Portfolio die Hände überm Kopf zusammenschlagen, bleiben wir dank nur geringen Verlusten gelassen.
Im Gegenzug können wir aber auch nur ein eher gemächliches Kurswachstum in Hochzeiten erwarten. Dieses besondere Verhalten der Wertpapiere sorgt auch beim Kauf für gewisse Unterschiede im Vergleich zu “normalen”, zyklischen Titeln.
Wir müssen in der Regel keine Angst davor haben, dass eine antizyklische Aktie “davonrennt”, also zu schnell zu teuer wird und wir nicht mehr günstig einsteigen können. Ein schnelles Wachstum wäre bei den behäbigen, defensiven Titeln sehr ungewöhnlich.
Gleichzeitig ist jedoch ein ungünstiger Kaufzeitpunkt besonders schmerzhaft, da ein defensives Wertpapier sehr lange brauchen kann, um Rücksetzer wieder auszugleichen. Schon ein geringfügiger Einbruch nach dem Einkauf kann also für jahrelange Defizite im Portfolio sorgen.
Das Problem zeigt sich zum Beispiel an der antizyklischen Aktie von Hormel Foods (HRL). Der Nahrungsmittelkonzern hat nach einem jahrelangen Kursanstieg 2019 einen Hochpunkt von $ 45 erreicht, auf den eine längere Durststrecke folgte. Wer zu diesem Zeitpunkt kaufte, musste jahrelang warten, bis die Aktienposition wieder im Plus war.
Bei volatilen Titeln ergibt sich ein solches Problem kaum: Wertpapiere, die große Sprünge in kurzer Zeit erleben, gleichen auch einen Kurseinbruch direkt nach dem Kauf oft schnell wieder aus. Investoren leiden dafür an anderer Stelle (höheres Risiko, emotionale Belastung durch Achterbahnfahrt, oft schlechtere Gesamtrendite …).
Wie findet man nun aber einen passenden Einstieg in solche sicheren Titel? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Technische Analyse: Gute Einstiegspunkte finden wir oft während Kursschwächen, wenn sich der Preis auf einem vergangenen Tiefpunkt befindet. Das gilt insbesondere, wenn der Kurs in den vergangenen Monaten mehrmals bis zu einem Widerstandslevel, aber nicht weiter gesunken ist. Sollte der Aktienwert erneut diese Marke erreichen, kann der Kauf sinnvoll sein.
- Ein Aktien-Sparplan hilft uns, einen guten durchschnittlichen Kaufpreis zu erzielen. Dabei führt unser Broker wiederkehrende Käufe zu einem festgelegten Betrag und Zeitpunkt (zum Beispiel monatlich) aus. Wir erwischen dabei naturgemäß manchmal gute, manchmal eher schlechte Preise. Über einen längeren Zeitraum wirkt der Cost-Average-Effect und sorgt für einen attraktiven Durchschnitt.
Diese Methode eignet sich für Anleger, die regelmäßig kleinere Beträge investieren möchten. Wer eine große Summe auf einmal anlegen will, ist mit einem Sparplan eher schlecht beraten. Das Kapital läge lange Zeit ungenutzt herum, da wir es nur Stück für Stück investieren. Dieser “Cash Drag” greift die Rendite stark an.
- Auch bei defensiven Wertpapieren ist der Einsatz von Cash Secured Puts möglich. Die beliebte Optionsstrategie erlaubt uns den Einkauf zum Wunschpreis und/oder ein nettes Zusatzeinkommen. Dazu verkaufen wir eine Put-Option zum für uns passenden Strike-Preis und halten das nötige Kapital bereit.
Sollte der Kurs unter den Strike sinken, müssen wir die Aktien zum vereinbarten Preis kaufen – ein Vorgang, den wir ohnehin geplant hatten. Bleibt der Kurs hingegen über dem Strike, verfällt die Option, wir können die Prämie als Gewinn verbuchen und den Vorgang beliebig oft wiederholen.
Wie die Methode genau funktioniert, kannst du in unserem Guide zum Cash Secured Put nachlesen.
Da sich die Kurse der sicheren Aktien in der Regel nur geringfügig bewegen, fallen auch die Prämien für Put-Optionen eher bescheiden aus. Wir rechnen bei solchen Investments aber ohnehin mit eher überschaubarem, aber zuverlässigem Wachstum; ein Cash Secured Put passt perfekt in diese Strategie.
Einstieg an Tiefpunkten – Beispiele
Wir wollen genauer erläutern, wie wir potenzielle Einstiegspunkte anhand von historischen Tiefpunkten entdecken können. Dazu betrachten wir die Charts von zwei klassischen, antizyklischen Unternehmen:
Colgate Palmolive (CL)
Das Unternehmen Colgate-Palmolive ist weltweit für Haushaltsprodukte, Mund- und Körperpflege bekannt und gilt als typisches, sicheres Wertpapier. Wir möchten einige Anteile zu unserem Portfolio hinzufügen und versuchen, durch technische Analyse einen guten Einstiegszeitpunkt zu entdecken.
Der Aktienkurs hat vor der Corona-Krise 2020 Hochpunkte zwischen $ 76 und $ 77 erreicht. Im Herbst desselben Jahres war dieser Bereich zweimal der Tiefpunkt vor einer anschließenden, teils erheblichen Aufwärtsbewegung. Der Blick auf die Chartentwicklung zeigt dadurch sehr gut, dass sich ein Preis um die $ 76 als Einstieg eignet.
Colgate-Palmolive hat diesen Punkt zweimal in 2021 erreicht und damit mögliche Einstiegspunkte markiert. Ein Kauf zu diesen Phasen wäre sinnvoll und vergleichsweise günstig gewesen: Das Wertpapier hat sich seither positiv entwickelt.
Erst ein Jahr später wäre vorübergehend ein etwas günstigerer Preis möglich gewesen.
Kimberly-Clark (KMB)
Der Hygieneartikelhersteller Kimberly-Clark zeigte zwischen 2019 und 2021 ebenfalls ein interessantes, technisches Niveau: Die Marke von $ 128 hat mehrmals den Tiefpunkt einer Korrektur dargestellt. Sie bildet damit einen sehr guten Einstiegspunkt für ein Aktieninvestment.
Auch hier hätte sich der Kauf gelohnt – zumindest auf das folgende Jahr betrachtet. Erst im Juli 2022 wäre ein noch besserer Einstieg möglich gewesen. Hätten wir uns entschieden, bis dahin zu warten, wäre uns jedoch die Dividende von immerhin 3,8 % entgangen …
Das Beispiel Kimberly-Clark zeigt uns aber auch, dass es auf mehr ankommt, als nur den günstigen Kaufpreis: Das Wertpapier hat seither einige tiefe Rücksetzer verzeichnet und rangiert zum Verfassungszeitpunkt dieses Artikels bei nur $ 122. Obwohl wir bei defensiven Titeln keine dramatischen Gewinne erwarten, war das Ergebnis also eher enttäuschend.
Fazit: Solide Rendite durch antizyklische Aktien
Antizyklische Aktien folgen den Auf- und Abbewegungen der Märkte nur in verringerter Form. Kommt es zu einem Börsencrash, Rezession oder einem Bärenmarkt, verzeichnen wir mit solchen Titeln deutlich weniger Verluste. Im Gegenzug können wir aber auch in Hochzeiten nur ein überschaubares Wachstum erwarten.
In Summe führt dies zu einem sehr attraktiven Anlageprodukt: Antizyklische Unternehmensanteile bieten durch kontinuierliches Wachstum und Krisenresistenz hervorragende Gesamtergebnisse.
Sie illustrieren wie kaum ein anderes Investment die Funktionsweise des Risiko-Paradoxons: Mehr Risiko führt zu mehr Rendite – aber nicht unbegrenzt! Antizyklische Unternehmen zeigen, dass überschaubares Risiko am Ende des Tages besser performt als hochriskante Investments.
Wir finden solche defensiven, antizyklischen Aktien vor allem im Bereich der antizyklischen Konsumgüter. Unternehmen, die Lebensmittel, Hygieneprodukte und ähnliches herstellen, erleben auch in schweren wirtschaftlichen Zeiten eine hohe Nachfrage: Konsumenten hören nicht auf zu essen, zu trinken oder sich zu waschen, wenn das Wirtschaftswachstum stagniert.
Sie bilden eine ideale Basis für ein Portfolio, das du anschließend nach Belieben durch riskantere Investments, Optionsgeschäfte und weitere Finanzprodukte ergänzen kannst. Antizyklische Wertpapiere gelten generell als langweilig, da sie kaum große Sprünge machen – genau dies ist ein ideales Fundament für den Vermögensaufbau!
Trotz der positiven Qualitäten solltest du vor dem Kauf immer eine umfassende Analyse durchführen. Nicht alle antizyklischen Aktien lohnen sich langfristig!
Aufgrund des gemächlichen Wachstums solltest du versuchen, antizyklische Titel besonders günstig einzukaufen. Es kann ansonsten sehr lange dauern, bis ein ungünstiger Kaufpreis wieder durch Gewinne ausgeglichen wird. Dazu bietet sich zum Beispiel die technische Analyse an: Anhand bisheriger Tiefpunkte lassen sich gute Einstiegsmöglichkeiten entdecken.
Auch ein Sparplan oder Cash Secured Puts sind hervorragende Möglichkeiten, günstig und mit Zusatzrendite in antizyklische Aktien zu investieren. So kommt Stabilität und Krisenfestigkeit in deine Finanzen!
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Firmen, die die Auf- und Abbewegungen an der Börse nur vermindert oder gar nicht mitmachen, bezeichnet man als antizyklisch. Sie leiden während eines Crashs oder Rezession weniger stark, verzeichnen aber auch in Hochphasen weniger Gewinn. Insgesamt kann so eine sehr gute Rendite entstehen.
Zyklische Wertpapiere erleben tiefe Crashs und ausgeprägte Hochphasen, während antizyklische Titel solche Bewegungen nur verringert mitmachen. Antizyklische Aktien verzeichnen in Krisenzeiten weniger Verluste als andere Firmen. In deinem Portfolio sorgt dies für Stabilität und eine positive Rendite.
Unter einer zyklischen Aktie versteht man Anteile an Firmen, die besonders empfindlich auf Krisen, Crashs und Rezessionen reagieren. Oft sind solche Titel aber auch in Hochphasen besonders lukrativ. Klassische Beispiele sind Öl- oder Finanzaktien – kracht es an der Börse, können sie bis zu 80 % ihres Wertes verlieren!
Krisensichere Wertpapiere verzeichnen während eines Börsencrashs weniger Verluste als der Gesamtmarkt. Solche Titel findest du vor allem unter den “Antizyklischen-Konsumgütern” (Lebensmittel, Reinigungsmittel …), denn hier besteht auch in Krisenzeiten eine fast ungebrochene Nachfrage.
Zyklische Unternehmen sind in Bereichen aktiv, in denen die Nachfrage während einer Krise stark einbricht. Dazu zählen zum Beispiel Autos, Reisen, Konsumgüter und andere Anschaffungen, auf die man notfalls verzichten kann. Sie stehen damit im Gegensatz zu den antizyklischen Aktien.