Börsenpsychologie: Optionshandel muss langweilig sein

In unserem Blog geht es normalerweise um Strategien, Analysen und Handelsideen rund um den Optionshandel. Heute liegt der Schwerpunkt aber woanders: Börsenpsychologie. Der Inhalt kann auch auf viele andere Bereiche im Leben übertragen werden.

Denn erfolgreicher Börsenhandel ist vor allem meist eines: sterbenslangweilig! Warum das so ist und auch nicht anders sein sollte, erfahrt ihr im heutigen Blogbeitrag.

1. Jeden Tag die gleichen Abläufe

Im Laufe der Zeit hat jeder Händler eine gewisse Menge an Informationen im Portfolio, die er für seine Analyse an der Börse benötigt. Seien es die CoT-Daten, gewisse Aktienindizes oder Volatilitäten. Passen zum Beispiel im Handel mit Future-Optionen alle notwendigen Kriterien zusammen, schreiben wir Optionen wie beispielsweise in Lean Hogs (Blogartikel: Magere Schweine fette Profite).

Allerdings darf es kein Zufall sein, diese Setups zu entdecken. Vielmehr muss der Börsenhandel wie in einem produzierenden Gewerbe oder einem Flugzeugtower ablaufen. Nach den immer gleichen Prozessen. Und das vollständig und regelmäßig. Denn es nützt nichts, wenn man mal eine Woche jeden Tag fleißig die Volatilitäten checkt, dann aber einen Monat Pause macht und hofft, man wird die guten Gelegenheiten schon sehen. Das wird in den meisten Fällen nicht funktionieren.

Vielmehr müssen diese Prozesse vollständig standardisiert sein. Man kann das auf einem Blatt Papier machen, praktischerweise kann man das aber auch mit einer Excel-Vorlage erledigen.

Erstmalig die Märkte durchzugehen ist aufregend und spannend. Auch die Vorlagen zu erstellen macht den meisten Händlern am Anfang viel Spaß. Wir können euch versichern, wenn ihr so eine Analyse auch jeden Tag und jede Woche durchzieht, wird es zur positiven Gewohnheit. Und jede positive Gewohnheit ist zwar essentiell notwendig zum Erreichen der eigenen Ziele, meist ist sie aber auch langweilig.

Ein Beispiel aus dem Alltag wäre eine ausgewogene Ernährung. Angenommen ihr habt euch lange Zeit nur von Fast-Food ernährt und stellt nun eure Essensgewohnheiten um. Am Anfang ist alles aufregend, neue Rezepte werden probiert und ganz andere Lebensmittel eingekauft. Alles ist neu und spannend. Wenn ihr die Angewohnheit aber beibehaltet, wird das zu Anfang Neue zur Routine und damit langweilig. Hilft sie euch jedoch euer langfristiges Ziel eines gesunden Lebens zu erreichen? Auf jeden Fall, aber mit Langeweile!

2. Ein Handelsjournal ist Fleißarbeit

Jeder professionelle Börsenhändler führt außerdem ein Handelsjournal. Jeder. Das ist essentiell wichtig um Fehler zu analysieren und vor allem in Zukunft zu vermeiden. Ehrlicherweise dokumentieren wir selbst aber kaum die Gewinner, außer wenn wir festgestellt haben, dass es „Glücks-Gewinner“ waren. Damit meinen wir Positionen, die nicht regelkonform aufgesetzt wurden, durch den statistischen Vorteil der Option oder vielleicht auch nur durch Glück trotzdem Geld gebracht haben.

Diese Dinge schreiben wir genau auf, denn eigentlich ist es sehr einfach. Die Gewinner kümmern sich um sich selbst, die Verlierer müssen wir dokumentieren, analysieren und das nächste Mal vermeiden. Unser Freund und Investorenmentor Nils Gajowiy pflegt zu sagen, wenn man seine größten 6 Fehler des Jahres analysiert und abstellt, dann ist langfristiger und dauerhafter Erfolg fast unausweichlich.

Aber: Macht es Spaß so ein Journal zu pflegen? Die ersten Male sicherlich. Aber dann wird auch das sehr eintönig, man schreibt vielleicht nur die Hälfte auf, lässt den ein oder anderen Screenshot dann doch weg usw. Aber auch hier ist es extrem wichtig diesen Prozess eiskalt und stur durchzuziehen. In der Langeweile liegt der Erfolg.

3. Die Zeit ist auf unserer Seite

Und natürlich ist unser Börsenhandel selbst extrem langweilig. Sehr oft verkaufen wir Optionen und haben dann erst einmal 1-2 Wochen in diesem Markt nichts zu tun. Idealerweise bricht nach Positionseröffnung die Volatilität zusammen und der Preis läuft zumindest nicht gegen uns – denn eine Seitwärtsbewegung genügt. Zwar können wir die Volatilität und den Preis einigermaßen im Griff haben indem wir unsere oben beschriebenen (langweiligen) Hausaufgaben in der Analyse machen, 100 % können wir die Entwicklung aber nie voraussehen.

Der Zeitwertverfall ist aber in jedem Fall auf unserer Seite. Denn dieser wirkt Tag für Tag, egal was die anderen Komponenten machen. Und auch hier ist wieder Langeweile angesagt, denn im Vergleich zum vielleicht aufregenden Tag eines Daytraders haben wir manchmal tagelang gar nichts zu tun. Die Zeit spielt aber trotzdem für uns.


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Maximilian Bothe

Maximilian Bothe ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist CO-Founder der Optionsseite Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Schwerpunkte liegen in der Entwicklung und dem Backtesting von Handelsstrategien. In seinem Buch „Kaufst du noch oder schreibst du schon?“ hilft er Optionshändlern beim schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel. Außerdem veröffentlicht er regelmäßig Analysen und YouTube-Videos auf dem Eichhorn Coaching Kanal.