Mit einem Long Strangle können wir von Kursveränderungen profitieren – egal, ob diese positiv oder negativ verlaufen. Was wie eine ideale Optionsstrategie für Preisspekulation aussieht, ist in der Praxis nur selten wirklich sinnvoll.
Wir zeigen dir, wann ein Long Strangle Sinn ergibt, wie du ihn richtig anlegst und geben dir praktische Beispiele mit an die Hand.
- Der Long Strangle besteht aus einem Long Call und einem Long Put mit gleichem Basiswert und Laufzeit. Beide Optionen notieren aus dem Geld, ober- bzw. unterhalb des Basiswerts.
- Du profitierst bei starken Kursveränderungen (egal in welche Richtung), musst aber zwei Prämien zahlen.
- Aufgrund der doppelten Kosten ist der Long Strangle nur selten sinnvoll.
- Der Einsatz könnte sich bei speziellen Marktkonstellationen und steigender Volatilität lohnen.
Was ist ein Long Strangle?
Long Strangle | |
Markterwartung | Große Bewegungen (positiv oder negativ) |
Ziel | Spekulation |
Auszahlung | Bei Erfolg |
Möglicher Gewinn | Unbegrenzt |
Möglicher Verlust | Gezahlte Prämien |
Bestandteile | 1 x Long Call, 1 x Long Put |
Basiswerte | Alle |
Die Optionsstrategie Long Strangle, besteht aus zwei Optionen:
- Ein Long Call mit einem Strike-Preis oberhalb des Basiswerts
- Ein Long Put mit einem Strike unterhalb des Basiswerts.
Beide Kontrakte habe die gleiche Laufzeit und den gleichen Basiswert.
- Sollten sich die Kurse stark nach oben bewegen, erzeugt unser Long Call einen Gewinn.
- Bei stark fallenden Kursen verdienen wir hingegen am Long Put.
- Nur bei gleichbleibenden Kursen erzielen wir keinen Gewinn und bleiben auf unseren Kosten sitzen.

Der Long Strangle ist also ideal, wenn wir mit starken Kursschwankungen rechnen, aber nicht wissen, in welche Richtung sich die Preise bewegen werden. Unser maximaler Gewinn ist unbegrenzt. Dadurch wirkt diese Optionsstrategie auf den ersten Blick sehr attraktiv.
Diese Vorteile werden aber durch die hohen Kosten schnell aufgefressen: Da wir zwei Optionen kaufen müssen, kommen erhebliche Ausgaben auf uns zu. Bei Misserfolg ist der Long Strangle ein teures Vergnügen, dessen Einsatz wohlüberlegt sein sollte!
Nutzen wir für die Ausführung Short Optionen, also Short Call und Short Put, handelt es sich um einen Short Strangle. Er bietet uns hohe Prämieneinnahmen, geht aber mit einem erheblichen Verlustrisiko einher.
Wann lohnt sich ein Long Strangle?
Der Long Strangle ist eine spekulative Strategie, die sich bei steigenden oder fallenden Kursen lohnt. Dabei ist zu bedenken:
- Das Ausmaß der Preisschwankung, nicht aber die Richtung, ist für unseren Erfolg entscheidend.
- Eine hohe und weiter ansteigende Volatilität (=Schwankungsbreite) ist ideal, da sie unsere Erfolgschancen erhöht.
- Der Zeitwert der Optionen arbeitet gegen uns: Die Wahrscheinlichkeit einer Option in the money sinkt mit jedem verstrichenen Tag. Der Wert unserer Kontrakte nimmt daher kontinuierlich ab.
Ein Long Strangle eignet sich also für ein volatiles Marktumfeld. Steigt der VIX immer weiter und alle Zeichen stehen auf große Veränderungen, könnte sich diese Strategie lohnen.
Wann kommt es zum Misserfolg?
Sobald wir einen Long Strangle anlegen, müssen wir zwei Optionsprämien zahlen. Diese Ausgaben stellen unseren maximalen Verlust dar.
- Die Kosten für Long Put und Long Call hängen maßgeblich von der gewählten Laufzeit, Delta und Strike ab.
- Bei starken Kursbewegungen läuft eine unserer Optionen ins Geld und kann diese Kosten ausgleichen.
- Der Break-Even-Point ist erreicht, wenn eine der beiden Optionen mehr Profit erzeugt hat, als wir für die Prämien ausgeben mussten.
- Jede weitere Steigerung stellt unseren Nettogewinn dar.
- Sollten die erhofften Preisveränderungen nicht eintreffen, bleiben wir auf unseren Ausgaben sitzen.
Auch eine plötzlich sinkende Volatilität kann für einen Misserfolg sorgen: Wir profitieren von einer hohen Schwankungsbreite und haben weniger Erfolgschancen bei einem Rückgang.
Sollte unser Long Strangle fehlschlagen, ist der finanzielle Verlust oft erheblich. Die doppelten Prämien-Kosten können, je nach Basiswert und gewählten Kontrakten, schnell mehrere tausend Dollar ausmachen!
Erfahrene Trader wissen: Diese Ausgaben summieren sich schnell und belasten unsere Rendite. Während sich aber beispielsweise der Bull Call Spread als kostengünstige Alternative zum Long Call etabliert hat, gibt es beim Long Strangle keine solche “Spar-Variante”.
Long Strangle Beispiel: So könnte die Umsetzung aussehen
Ein Long Strangle lässt sich mit verschiedenen Basiswerten realisieren. Einzelaktien sind aufgrund ihrer oft höheren Schwankungen beliebt, aber auch ein Index ist grundsätzlich geeignet. Wir wollen uns die Strategie am Beispiel des S&P 500 ansehen:
- Der Index-ETF steht in unserem Beispiel bei $ 510.
- Aktuell sehen wir eine steigende Volatilität, die sich unter anderem in einer Zunahme des VIX und VVIX zeigt.
- Aufgrund dieser Informationen entscheiden wir uns für eine spekulative Optionsstrategie.
- Da nicht klar ist, in welche Richtung sich die Kurse bewegen, legen wir einen Long Strangle an.
Als Strike für den Long Call nutzen wir $ 520, für den Long Put $ 500. Wir entscheiden uns für eine Laufzeit von einem Monat. Für diesen Aufbau müssen wir eine Prämie $ 1.450 zahlen. Am Ende des Zeitraums gibt es zwei mögliche Ergebnisse:

- Der Index hat einen starken Kursgewinn und steht nun bei $ 570. Wir haben durch unseren Long Call einen Gewinn von 100 x $ 50, also $ 5.000, erzielt. Davon müssen wir die gezahlten Prämien abziehen, sodass uns ein Endergebnis von + $ 3.550 bleibt.
Auch bei einem Kurseinbruch wären wir erfolgreich gewesen, da wir durch den Long Put auch bei fallenden Preisen profitieren. - Der S&P 500 bleibt auf einem nahezu gleichen Wert. Die Volatilität geht wieder zurück und der Index schließt am Ende der Laufzeit wieder bei $ 510. Wir erzielen keinen Gewinn und müssen die gezahlten Prämien in Höhe von $ 1.450 als Verlust verbuchen.
So baust du einen Strangle in der Trader Workstation
Du hast Lust bekommen, dich auch am Strangle zu versuchen? Wie du die Optionsstrategie in der Trader Workstation manuell oder automatisch aufbaust, zeigen wir dir in unserer Videoanleitung:
Alternativen zum Long Strangle
Der Long Strangle hat ein spezielles Chance-Risiko-Profil, das nicht für alle Händler geeignet ist. Es gibt jedoch eine begrenzte Anzahl von Alternativen, die ähnliche Vorzüge bieten:
1. Long Put / Long Call
Das Hauptproblem des Long Strangle sind die hohen Kosten, die für die beiden Optionen anfallen. Eine einfache Möglichkeit, die Prämien (und damit auch das Risiko) zu begrenzen, ist der Einsatz nur einer Option.
In den meisten Fällen lässt sich abschätzen, ob es zu einer negativen oder positiven Preisentwicklung kommen wird. Mit einem Long Put können wir von fallenden, mit einem Long Call von steigenden Preisen profitieren. Da wir nicht zwei Optionen handeln müssen, ist diese Variante einfacher und günstiger.
Mit einer einzelnen Long-Option setzen wir zwar nur auf eine Richtung, reduzieren aber unsere Ausgaben erheblich.
2. Long Straddle
Der Long Straddle is eine extremere Variante des Long Strangles: Durch die Verwendung von Optionen at the money profitieren wir schon von kleinsten Bewegungen. Im Gegenzug müssen wir allerdings auch noch deutlich höhere Prämien zahlen!
Diese Optionsstrategie ist also nichts für schwache Nerven und kleinen Konten.
Unsere Tipps zum Long Strangle
Der Long Strangle kommt bei uns selten zum Einsatz, da wir überwiegend als Stillhalter auftreten. Dennoch haben wir einige praktische Tipps, die dir bei der erfolgreichen Verwendung helfen können:
- Für niedrige Volatilität geeignet: Ein Long Strangle profitiert von einer ansteigenden Volatilität. Daher solltest du ihn vor allem dann anlegen, wenn die Volatilität gerade niedrig ist und ein Anstieg wahrscheinlich ist.
- Alternativen in Betracht ziehen: Der Long Strangle wird von den meisten Händlern äußerst selten eingesetzt, da es deutlich bessere Alternativen gibt. Einzelne Long-Optionen sind deutlich kostengünstiger und haben eine ähnlich hohe Erfolgswahrscheinlichkeit.
- Kosten im Auge behalten: Um die hohen Kosten zu kompensieren, muss ein solcher Trade sehr erfolgreich sein. Achte daher schon bei der Anlage besonders auf die zu zahlenden Prämien und das Marktumfeld und prüfe genau, ob sich der Long Strangle wirklich lohnt.
Fazit: Mit dem Long Strangle von starken Veränderungen profitieren – mit hohen Kosten!
Beim Long Strangle nutzen wir einen aus dem Geld liegenden Long Put und Long Call. Sie verfügen über die jeweils gleiche Laufzeit und Basiswert. Kommt es zu Kursveränderungen, egal in welche Richtung, profitiert einer der beiden Kontrakte und kann einen attraktiven Gewinn für uns erzeugen.
Das ist auch bitter nötig, denn der Long Strangle ist sehr teuer. Der Einkauf von zwei Optionen kann unser Konto stark belasten und der Einsatz daher wohlüberlegt sein! Eine steigende Volatilität und generell große Unsicherheit an den Märkten wären ein ideales Szenario.
Es ist kein Geheimnis, dass wir generell Stillhalter-Strategien bevorzugen. Der Short Strangle ist daher ein wichtiges Werkzeug für unsere Optionsstrategien. Der Long Strangle kann sich in besonderen Situationen lohnen; in den meisten Fällen ist jedoch ein einfacher Long Put oder Long Call eine bessere Alternative.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Ein Long Strangle ist eine Optionsstrategie, mit der wir von steigenden oder fallenden Kursen profitieren. Sie besteht aus einem Long Call und Long Put. Wir müssen eine hohe Prämie zahlen, können aber bei starken Kursveränderungen hohe Gewinne erzielen.
Der Long Strangle ist bei hoher Volatilität vorteilhaft, da jede Art von Kursbewegung zu Gewinnen führt. Unser Verdienst hängt lediglich von der Intensität der Bewegung, nicht aber von der Richtung, ab.
Long Strangles sind ideal, wenn Kursveränderungen erwartet werden, aber unklar ist, in welche Richtung. Diese Strategie eignet sich bei steigender Volatilität und nervösen Märkten, da große Preisschwankungen dann wahrscheinlicher sind.
Der Long Strangle ist nur in wenigen Fällen wirklich sinnvoll. Er kann zwar bei steigenden und fallen Kursen Gewinne erzielen, ist aber mit sehr hohen Kosten verbunden. Ein einzelner Long Put oder Long Call ist meist die bessere Alternative.