Die Volatilität der Volatilität (VVIX) notierte Anfang Februar dieses Jahres mit Werten über 200 historisch hoch. Was der VVIX aussagt und wie man diesen Index nutzen kann, erfahrt ihr heute in diesem Blogbeitrag.
- Der VIX bildet die Volatilität des S&P500 Aktienindizes ab; der VVIX wiederum erfasst die Volatilität des VIX
- Zur Berechnung kommt die Anzahl gehandelter Optionen auf den VIX zum Einsatz
- Er lässt erahnen, wie schnell sich der VIX verändern könnte
- Du kannst den doppelten Vola-Index auch nutzen, um Tiefpunkte am Aktienmarkt zu erkennen
Volatilität der Volatilität, was ist das?
Gibt es Optionen für ein Underlying, dann gibt es auch eine implizite Volatilität (IV). Die implizite Volatilität spiegelt die Nachfrage nach Absicherungen, also Optionen wider. Steigt das Absicherungsverhalten an, dann steigt somit auch die implizite Volatilität an. Für den Volatilitätsindex des S&P 500 (VIX) gibt es ebenfalls Optionen, somit haben diese Optionen auch eine implizite Volatilität, also sozusagen die Volatilität der Volatilität (VVIX). Die Börse CBOE hat einen Volatilitätsindex für die VIX-Optionen entwickelt, denn VVIX-Index. Steigt der VVIX an, dann steigt das Nachfrageverhalten für VIX-Optionen somit ebenfalls.
VVIX historisch betrachtet
Der Volatilitäts-Index des VIX hat einen Durchschnitt von ungefähr 85. Außer bei hohen Werten gibt es wenig Korrelation zwischen VIX und VVIX.
Korrigiert der S&P 500 aber, was meist mit einem ansteigenden VIX einhergeht, dann steigt der VVIX sehr stark an. In kleineren Korrekturen können dies Werte um die 120 sein. Bei Flashcrashs hat der VVIX sogar Intraday auf über 200 notiert. In einem gesunden Bullenmarkt notiert der Index aber meist bei Werten zwischen 75-95.
Indikator für die Tagesanalyse
Der VVIX lässt sich nicht handeln, durch die richtige Interpretation lässt sich der Index jedoch für die Tagesanalyse nutzen. Niedrige Werte des VVIX haben dabei keine Aussagekraft. Tiefpunkte im S&P 500 kann man damit aber sehr gut erkennen.
Korrigiert der S&P 500, steigt meist die Volatilität des S&P 500 (VIX) an. Ebenfalls steigt dabei die Volatilität des VIX, also der VVIX. Hier sind die Extremwerte für uns interessant. Der VVIX hat eine natürliche Grenze von ungefähr 200. Bei einem so hohen Wert ist die Volatilität so am Kochen, dass es im Prinzip nicht viel höher gehen kann. Der Extremwert von 200 wurde auch nur im August 2015 und im Februar 2018 erreicht. Bei anderen Korrekturen waren die Höchststände bei 130-150.
In diesem Beispiel der Mini-Korrektur vom August 2017 stieg der VVIX über 130, was gleichzeitig den Hochpunkt im VIX (unterer Chart) signalisierte. Man weiß natürlich nicht, ob der VVIX nicht am nächsten Tag noch höher steigen kann. Der Indikator für sich allein zeigt Hochpunkte im VIX sehr gut, in Verbindung mit anderen Indikatoren der Tagesanalyse lassen sich Tiefpunkte im S&P 500 ebenfalls erkennen.
Hoher VVIX und nun?
Einen hohen VVIX erkennt man nun. Wenn man aber natürlich nicht weiß, wie man diesen nutzen kann, bringt der beste Indikator der Welt nichts. Nochmals kurz zusammengefasst: Ein hoher VVIX deutet auf Hochpunkte im VIX, bzw. Tiefpunkte im S&P 500 hin. Hier bieten sich einige Trademöglichkeiten:
- Short-Puts auf Aktien: Da ein hoher VVIX Tiefpunkte im S&P 500 signalisiert, lassen sich nun Short-Puts auf Aktien wieder verkaufen. Diese Optionen sind aufgrund des hohen VIX-Standes dann auch meist recht teuer. Welche Aktien hier für den Verkauf von Optionen als Underlying gewählt werden, muss genauer analysiert werden.
- Short-Puts auf den ES (E-Mini-Future des S&P 500): Im Prinzip die gleiche Trade-Idee wie die erste. Man verkauft hier bloß auf den Index, nicht auf die Einzelaktien. Da die Volatilität des S&P 500 (VIX) bei Eintritt des Indikators zurückgehen sollte, dürften die verkauften Optionen recht schnell an Wert verlieren.
- Short-Calls auf den VIX-Index: Bei einem hohen VVIX sind die Optionen des VIX sehr teuer, da hier eine große Nachfrage an Optionen besteht. Hier könnte man von dem VIX Rückgang durch den Verkauf von Calls auf den VIX profitieren. Die Optionen dürften zusätzlich an Wert verlieren, da die implizite Volatilität des VIX (VVIX) zurückgeht.
Daneben gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten das Signal des VVIX zu nutzen. Beispielweise lassen sich nun Aktien günstiger einkaufen, Short-Trades werden geschlossen oder Daytrader wechseln nun auf die Long-Seite.
Fazit
Der VVIX ist ein Teil meiner Tagesanalyse. Gerade in Zeiten einer Korrektur ist der Index einer meiner wichtigsten Indikatoren. Ich möchte hier jedoch keine Blaupause geben, wie „Ab einem Wert von 120 heißt es Puts zu verkaufen“. Die Historie hat gezeigt, dass der Index mit Werten von 120-130 bereits gut Tiefpunkte signalisiert hat. In Flashcrashs kann der Wert auch über 200 sein. Deswegen sollte man den Indikator immer mit anderen Faktoren der Tagesanalyse kombinieren und den Markt dauerhaft beobachten und versuchen zu verstehen. Den vorgestellten Indikator kann man beispielsweise sehr gut durch die vorgestellten Trade-Ideen nutzen.
Eine kleine Warnung noch zum Schluss: selbst ein Wert von über 200 deutet nicht 100%ig auf einen Tiefpunkt hin. Wer weiß, ob der VVIX nicht auch auf 300, 400 oder sogar 1.000 gehen kann. An den Märkten ist nur eins sicher und zwar, dass nichts sicher ist. Deshalb unbedingt auf das Risikomanagement achten. Im Zweifel lieber eine Option mit einem niedrigen Delta wählen oder Spreads handeln, damit habt ihr ein klar definiertes Risiko.
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