Short Strangle

Short Strangle richtig nutzen: Erklärung, Beispiele & Tipps

Der Short Strangle ist eine lukrative Einkommensstrategie, eignet sich aber vor allem für fortgeschrittene Händler. In dieser Anleitung zeigen wir dir, wie ein Short Strangle funktioniert, wie du ihn richtig einsetzt und wie sich sein Risiko begrenzen lässt. 

Das Wichtigste in Kürze:
  • Der Short Strangle besteht aus einem Short Call und einem Short Put mit gleichem Basiswert und Laufzeit. 
  • Er ist bei geringen Kursveränderungen erfolgreich und bietet dir die Einnahmen aus den Prämien. 
  • Unbeaufsichtigt hat ein Short Strangle ein unendlich hohes Risiko. 
  • Ein gutes Risikomanagement ist unerlässlich und macht diese Strategie eher für fortgeschrittene Händler geeignet.

Was ist ein Short Strangle?

Short Strangle
MarkterwartungNeutral
ZielPrämie
AuszahlungDirekt
Möglicher GewinnSumme der Prämien
Möglicher VerlustUnbegrenzt
Bestandteile1 x Short Call, 1 x Short Put
BasiswerteAlle

Unter dem Begriff Strangle fasst man Optionsstrategien zusammen, die jeweils auf steigende und fallende Kurse gleichermaßen reagieren. Je nachdem, welche Kontrakte zum Einsatz kommen, spricht man von einem Long Strangle oder Short Strangle. 

Der Short Strangle ist aufgebaut aus: 

  1. Einem Short Call, out of the money, oberhalb des Basiswerts
  2. Einem Short Put, out of the money, unterhalb des Basiswerts

Beide Optionen verwenden den gleichen Basiswert und die gleiche Laufzeit. 

  • Bewegen sich die Kurse des Basiswerts nicht, verfallen beide Kontrakte wertlos. Unser Short Strangle war erfolgreich. 
  • Fallende oder steigende Preise sind hingegen ungünstig: einer der beiden Optionskontrakte erzeugt dann einen Verlust. 
  • Übersteigt der Verlust einer der beiden Optionen unsere erhaltenen Prämien, wird unser Gesamtergebnis negativ.  

Es handelt sich dabei um eine neutrale Einkommensstrategie. Das bedeutet: Wir setzen auf eine gleichbleibende Kursentwicklung und erhalten sofort eine Prämie für unseren Short Strangle. 

Short Strangle

Der Short Strangle erscheint zunächst sehr negativ: Unser Verlustrisiko ist theoretisch unbegrenzt, der maximale Gewinn aber nur auf die erhaltene Optionsprämie begrenzt. Als überzeugte Stillhalter schätzen wir jedoch die doppelte Prämie und setzen den Short Strangle auch selbst ein.

Gut zu wissen:
Ein Strangle, bei dem die beiden Optionen at the money sind, wird als Straddle bezeichnet. Er treibt die Eigenschaften und Risiken des Strangles auf die Spitze.

Wann lohnt sich ein Short Strangle?

Die Antwort auf die Frage “Wann lohnt sich ein Short Strangle?” ist sehr simpel: Sofort, denn wir erhalten direkt beim Verkauf der Optionen unsere Prämien! Natürlich ist es in der Praxis nicht ganz so einfach. 

Der Short Strangle lohnt sich immer dann, wenn unser Basiswert keine größeren Bewegungen macht und zwischen unserem Call und Put bleibt. 

  • Unser maximaler Gewinn besteht aus den Prämien, die wir für den Verkauf der beiden Optionen erhalten. 
  • Dieser Gewinn wird dann realisiert, wenn sich der Kurs des Basiswerts nur wenig bewegt und beide Optionen wertlos verfallen. 
  • Wir können den Strike-Preis selbst wählen und dadurch unsere Prämie, aber auch das Risiko beeinflussen. 
  • Kommt es zu einer größeren Kursbewegung, wird einer unserer beiden Kontrakte ausgelöst und wir verlieren Geld. 
  • Bei größeren Bewegungen können die Einbußen unsere erhaltenen Prämien übersteigen – wir erzielen dann einen Verlust durch unseren Short Strangle. 
Short Strangle Misserfolg

Gerade Anfänger schrecken vor dem Short Strangle zurück, da sein Verlustpotenzial theoretisch unbegrenzt hoch ist. Auch die oft erheblichen Margin-Anforderungen machen den Einstieg nicht gerade einfach. 

Passendes Risikomangement vorausgesetzt, können wir mit dem Short Strangle aber ansprechende Renditen erzielen. Ob er sich lohnt, hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab: 

  • Wir profitieren vom Zeitwert: Je mehr Zeit verstreicht, desto geringer ist die Gefahr von Kursbewegungen, die einen Verlust für uns bedeuten würden. 
  • Eine sinkende Volatilität ist ideal: Weniger starke Preisschwankungen kommen uns bei diesem Strangle zugute. Eine abnehmende Volatilität ist daher wünschenswert.

Wie kann ich das Risiko des Short Strangle begrenzen?

Sollte unser Short Strangle in den Verlust laufen, müssen wir nicht einfach tatenlos zusehen. Wir können den Teil unserer Strategie, der negativ verläuft (Put oder Call) schließen oder rollen

Dabei ist zu beachten: 

  1. Prämien im Auge behalten: Ein Short Strangle kann trotz ausgeübter Option erfolgreich verlaufen. Erst, wenn die Kosten die eingenommenen Prämien übersteigen, liegt ein Verlust vor. Ob und wann eine Position geschlossen wird, bleibt dem Trader überlassen. 
  2. Stop Orders setzen: Verschiedene Orderformen sind geeignet, Verluste rechtzeitig zu begrenzen. Sie sind für Short Strangles unbedingt erforderlich, um potenziell katastrophale Schäden zu verhindern. 
  3. Richtiges Umfeld nutzen: Ein Short Strangle profitiert von fallender Volatilität. Er eignet sich also sehr gut in einem Umfeld sehr hoher Vola, die gerade einen Abwärtstrend beginnt. 
  4. Richtiges Money Management: Wir können die Prämien, Risiko und nötige Margin durch die Wahl des passenden Deltas und Strikes flexibel anpassen. 

Das Risiko eines Short Strangles kann zunächst einschüchternd wirken. Ein wichtiger Vorteil ist jedoch die Tatsache, dass unser Basiswert immer nur eine Option auslösen kann. Der Kurs kann sich nicht in beide Richtungen gleichzeitig entwickeln. Wir müssen also immer nur einen Kontrakt anpassen oder schließen, was diese Strategie deutlich weniger hektisch macht. 

Short Strangle Beispiel: Wie funktioniert ein Short Strangle in der Praxis?

Der Short Strangle ist eine Einkommensstrategie, bei der wir zwei Optionsprämien erhalten und auf den Verfall der beiden Kontrakte hoffen. Der S&P 500 Index ist, je nach aktueller Marktlage, sehr gut für eine solche Optionsstrategie geeignet. 

  • Der S&P 500-ETF steht in unserem Beispiel bei $ 530
  • Wir erwarten keine größeren Veränderungen. Anhand des VIX können wir erkennen, dass die Volatilität hoch ist, sich aber gerade in einem Abwärtstrend befindet. 
  • Wir entscheiden uns daher, einen Short Strangle zu handeln.

Für die beiden Short-Optionen wählen wir einen Strike von jeweils $ 510 (Put) und $ 545 (Call), sowie eine Laufzeit von 24 Tagen. Dafür wird uns sofort eine Prämie von insgesamt $1.550 gutgeschrieben. Sie stellt auch gleichzeitig unseren maximalen Gewinn dar. 

Unser Beispiel kann nun zwei mögliche Resultate haben: 

  1. In den nächsten 24 Tagen bleibt der Kurs des S&P 500 ungefähr gleich, sodass weder unser Short Put, noch unser Short Call ausgeübt werden. Wir dürfen die Prämie von $1.550 als Gewinn verbuchen. 
  2. Der S&P 500 macht eine größere Aufwärtsbewegung und notiert am Ende der Laufzeit bei $ 580. Unser Short Call wird in diesem Szenario ausgeübt und verursacht einen Verlust von $ 3.500 (Wir verlieren 100 x $35, da der Strike unserer Option bei $ 545 lag). Von diesem Betrag können wir die erhaltene Prämie von $1.550 abziehen, sodass ein realer Verlust von $1.950 zurückbleibt. 

Auch bei einer starken Abwärtsbewegung wäre es zu Verlusten gekommen. 

Short Strangle Beispiel

In der Praxis hätten wir diese Verluste natürlich rechtzeitig durch ein Schließen der Positionen verhindert. 

So baust du einen Short Strangle in der Trader Workstation

Du hast Lust bekommen, dich auch am Short Strangle zu versuchen? Wie du die Optionsstrategie in der Trader Workstation manuell oder automatisch aufbaust, zeigen wir dir in unserer Videoanleitung: 

Alternativen zum Strangle

Der Short Strangle ist eine äußerst lukrative Einkommensstrategie, kommt allerdings auch mit erheblichen Nachteilen daher. Händler, die keine Lust auf das hohe Risiko haben oder mehr Prämien wünschen, haben einige Alternativen zur Verfügung: 

1. Iron Condor

Der Iron Condor stellt eine gute Möglichkeit dar, das enorme Verlustpotenzial eines Short Strangles zu begrenzen. Dabei ist der Aufbau zunächst ähnlich (Short Put und Short Call), wird aber um einen jeweils weit aus dem Geld liegenden Long Call und Long Put ergänzt. 

So werden große Verluste vermieden. Gleichzeitig verändern sich auch die Vor- und Nachteile. Ein Iron Condor weist zum Beispiel einen anderen Zeitwertverfall auf und wird mit weniger Einnahmen belohnt, da zwei Long-Optionen bezahlt werden müssen. 

Mehr zu dieser spannenden Optionsstragie erfährst du in unserem Beitrag zum Iron Condor

2. Short Straddle

Beim Straddle handelt es sich um eine extremere Form des Strangles: Wir wählen für beide Optionen einen Strike am Geld. Schon kleinste Bewegungen können hierbei ausreichen, um einen Verlust zu erzeugen. 

Ein Short Straddle glänzt im Gegenzug aber auch mit sehr hohen Prämien, die uns gutgeschrieben werden.

Unsere Tipps zum Strangle

Wir handeln Short Strangles gerne und regelmäßig, um einen attraktiven Cashflow zu erzeugen. Die besten Tipps aus unserer jahrelangen Handelserfahrung lauten: 

  • Höhere Deltas: Wir bevorzugen höhere Deltas, da wir so nicht nur unsere erzielte Prämie erhöhen, sondern auch den Einfluss des Zeitwerts verringern können. 
  • Nur Indizes: Für uns kommen ausschließlich große Indizes als Underlyings infrage. Der Einsatz solcher nackten Short-Optionen mit Einzelaktien ist in unseren Augen viel zu gefährlich. 
  • Gutes Risikomanagement: Das Risikomanagement ist das A und O für einen erfolgreichen Short Strangle. Verluste müssen schnell begrenzt werden. In diesem Zusammenhang solltest du immer auch die erzielte Prämie im Blick haben!
  • Nicht übertreiben: Wer mehrere erfolgreiche Strangles gehandelt hat, neigt oft dazu, immer höhere Prämien anzustreben. Die Gefahr eines plötzlichen Volatilitätsanstiegs ist jedoch nicht zu unterschätzen!

Fazit: Attraktives Zusatzeinkommen für Fortgeschrittene mit dem Strangle 

Der Short Strangle entsteht durch den Verkauf von jeweils einer aus dem Geld liegenden Put-Option und Call-Option, mit jeweils gleichem Basiswert und gleicher Laufzeit. Sollten sich die Kurse nicht zu weit bewegen, können wir die Prämien als Gewinn verbuchen. Bei größeren Preisveränderungen (egal in welche Richtung) drohen jedoch hohe Verluste! 

Dann ist gutes Risikomangement erforderlich. Der Short Strangle eignet sich daher nicht für Anfänger im Optionshandel. Es handelt sich aber aufgrund der doppelten Prämie um eine attraktive Einkommensstrategie, die wir gerne und regelmäßig einsetzen. 

Wir empfehlen dabei auf hohe Deltas zu setzen und ausschließlich Indizes als Basiswerte zu nutzen. Händler, die das hohe Risiko nicht tragen wollen, können zum Beispiel auf einen Iron Condor ausweichen. 

FAQ – Häufig gestellte Fragen:

Über den Autor

Alexander Eichhorn

Alexander Eichhorn ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist Gründer von Eichhorn Coaching und Hauptautor des Optionsbriefs.

Seine Ausbildungstätigkeiten haben den Schwerpunkt auf der optimalen Betreuung von Kunden mit großen Konten.

Außerdem zeigt er Optionshändlern durch zahlreiche Blogartikel den schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel und veröffentlicht regelmäßig Analysen und Tipps auf dem Eichhorn Coaching YouTube-Kanal.