Mehr als nur ein Volatilitätsindex – Den VIX als Indikator nutzen

Der CBOE Volatility Index VIX wird oft als „Angstbarometer“ bezeichnet, da der Index die erwartete Schwankungsbreite des Aktienindex S&P 500 ausdrückt. Der VIX ist aber nicht nur ein Volatilitätsindex, denn mit Futures und Optionen auf diesen Index steht Händlern auch ein Profiwerkzeug zur Verfügung. Und selbst ohne Positionen lässt sich die Anlageklasse Volatilität erfolgreich für den Handel nutzen. Wie Händler den VIX als Indikator nutzen können, erfahrt ihr im Folgenden.

Funktionsweise des VIX

Der Volatilitätsindex des S&P 500 (VIX) gibt die vom Markt erwartete Schwankungsintensität für den S&P 500 an. Der VIX wird anhand von Optionspreisen mit 30 Tagen Restlaufzeit auf den S&P 500 berechnet. Ein hoher Wert weist oft auf einen unruhigen (fallenden) Markt hin, während niedrigere Werte auf einen gesunden Bullenmarkt schließen lassen.

VIX als Indikator: Divergenzen erkennen

„Steigt der S&P 500, fällt die Volatilität (VIX) – fällt der S&P 500 steigt, die Volatilität (VIX)“, so der Merksatz vieler Händler. Normalerweise ist dies auch der Fall, da die meisten Marktteilnehmer Aktien long halten, sichern sie sich während Kursrückgängen ab, was einen steigenden VIX zur Folge hätte. Steigt dagegen der S&P 500 an, fällt das Verlangen nach Absicherung und der VIX fällt. Was passiert aber, wenn sich beide Indizes in die gleiche Richtung bewegen?

Volatilitätsanstieg bei steigendem S&P 500

Steigt der VIX bei gleichzeitig steigendem S&P 500 so ist dies ein Warnkriterium für eine mögliche baldige Korrektur im Aktienmarkt, da eine größere Schwankungsbreite in den Optionen eingepreist wird. Treten die Signale stark und mehrfach auf, ist dies für uns ein wichtiger Indikator in der Tagesanalyse. Die ausführliche Analyse dazu findet ihr in diesem Blogbeitrag: Volatilitätsanstieg bei steigendem S&P 500.

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Volatilitätseinbruch bei fallendem S&P 500

Fällt der VIX bei gleichzeitig fallendem S&P 500 so ist dies ein Zeichen für eine mögliche Erholung im Aktienmarkt, da eine niedrigere Schwankungsbreite in den Optionen eingepreist wird. Hier gilt ebenfalls: Je stärker und häufiger dieses Signal auftritt, desto besser ist die Aussagekraft. Die ausführliche Analyse dazu findet ihr in diesem Blogbeitrag: Volatilitätseinbruch bei fallendem S&P 500. Übrigens wurde das Corona-Tief im März 2020 ebenfalls durch diese Korrelation zwischen VIX und S&P 500 angedeutet:

VIX als Indikator: Mit VIX-Futures Crashs rechtzeitig erkennen

Im Bereich der Futures achten professionelle Trader besonders auf die sogenannte Terminstrukturkurve. Diese zeigt die Preise aufeinanderfolgender Kontrakte. Im Normalfall ist der Folgekontrakt immer teurer als der aktuelle Frontkontrakt, aufgrund eines Aufschlags (Lagerkosten, Zinsen, Prognoseunsicherheit) des späteren Liefertermins. Eine solche Terminstrukturkurve nennt sich „Contango“.

Contango-Kurve der VIX-Futures am 01.10.2018:

VIX-Futures 01.10.2018

Daneben gibt es die eher außergewöhnliche Situation der „Backwardation“- Terminstrukturkurve, hier ist der Frontkontrakt der teuerste. Im folgenden Beispiel sind die VIX-Futures in einer Backwardation-Situation während der Finanzkrise 2008:

VIX-Futures 2008

Während stärkeren Kursrückgängen beim S&P 500 bewegen sich die VIX-Futures von einer Contango in eine Backwardation-Terminstrukturkurve. Anhand dieser Veränderung kann man Hochpunkte frühzeitig erkennen.

Mehr Informationen zu diesem Indikator findet ihr im folgenden YouTube-Video:

VIX als Indikator: VVIX nutzen

Gibt es Optionen für ein Underlying, dann gibt es auch eine implizite Volatilität (IV). Die implizite Volatilität spiegelt die Nachfrage nach Absicherungen, also Optionen, wider. Steigt das Absicherungsverhalten an, dann steigt auch die implizite Volatilität an. Für den Volatilitätsindex des S&P 500 (VIX) gibt es ebenfalls Optionen, somit haben diese Optionen auch eine implizite Volatilität, also sozusagen die Volatilität der Volatilität (VVIX). Die Börse CBOE hat einen Volatilitätsindex für die VIX-Optionen entwickelt, denn VVIX-Index. Steigt der VVIX an, dann steigt das Nachfrageverhalten für VIX-Optionen ebenfalls.

Der VVIX lässt sich nicht handeln, durch die richtige Interpretation lässt sich der Index jedoch für die Tagesanalyse nutzen. Niedrige Werte des VVIX haben dabei keine Aussagekraft. Tiefpunkte im S&P 500 kann man damit aber sehr gut erkennen.

VVIX Chart - VIX Indikator

Weekly-Chart des VVIX

Korrigiert der S&P 500, steigt meist die Volatilität des S&P 500 (VIX) an. Ebenfalls steigt dabei die Volatilität des VIX, also der VVIX, an. Hier sind die Extremwerte für uns interessant. Der VVIX hat eine natürliche Grenze von ungefähr 200. Bei einem so hohen Wert ist die Volatilität so am Kochen, dass es im Prinzip nicht viel höher gehen kann. Der Extremwert von 200 wurde auch nur im August 2015, Februar 2018 und in der Corona-Krise 2020 erreicht. Bei anderen Korrekturen waren die Höchststände bei 130-150.

Fazit

Der VIX ist mehr als nur ein Volatilitätsindex. Für uns ist der VIX ein wichtiger Indikator und lässt sich durch verschiedene Interpretationen vielseitig einsetzen. Mit weiteren Produkten auf den VIX, wie die Terminkontrakte oder den Volatilitätsindex auf den VIX, der VVIX, lassen sich weitere Volatilitätsindikatoren nutzen. Für uns ist der VIX ein absolutes Muss für jeden Börsianer.

Mehr dazu im Video:


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Alexander Eichhorn

Alexander Eichhorn

Alexander Eichhorn ist hauptberuflicher Händler und Investor. Er ist Gründer von Eichhorn Coaching und Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Bothe & Eichhorn Capital. Seine Ausbildungstätigkeiten haben den Schwerpunkt auf der optimalen Betreuung von Kunden mit großen Konten. Außerdem zeigt er Optionshändlern durch zahlreiche Blogartikel den schnellen Einstieg in den profitablen Optionshandel und veröffentlicht regelmäßig Analysen und Tipps auf dem Eichhorn Coaching YouTube-Kanal. Du kannst dich auf Twitter mit ihm verbinden.