Am 15.02.2018 war der letzte Handelstag und damit der Todestag des XIV, einer der großen ETNs (Exchange-Traded-Note) auf die Volatilität. Und im Gegensatz zum Ende des VXX war es kein natürlicher Tod. Vielmehr ist das Ende dem extremen Volatilitätsanstieg in den Aktienmärkten am 05.02.2018 geschuldet. Der 1-jährige Todestag ist Anlass für uns die Funktionsweise dieses Volatilitätsproduktes, die Ursachen für das unrühmliche Ende und was wir daraus lernen können genauer zu betrachten.
Was ist der XIV?
Im Grundprinzip funktioniert der von der Credit Suisse emittierte XIV ähnlich dem VXX – nur umgedreht. Der VXX geht die ersten beiden VIX-Futures immer long und hat dabei eine gemittelte Restlaufzeit der beiden Futures von 30 Tagen. Aufgrund des Contangos der VIX-Terminkurve ist die Idee, von den permanenten Rollverlusten zu profitieren und in der Regel Short-Positionen einzugehen. Bei einem Anstieg der Volatilität steigt der VXX an, langfristig fällt der Kurs aber:
Der XIV trackt hingegen den inversen S&P 500 Short Volatility Index. Ähnlich dem VXX enthält dieser Index ein Long Portfolio der ersten beiden VIX Futures. Der XIV bildet diesen Index nun invers ab. Kurzum: Steigt die Volatilität, steigen die VIX-Futures und damit fällt der XIV. Im Gegensatz zum VXX hat der XIV Rollgewinne und steigt somit auf längere Sicht:
Man könnte nun denken, hierbei handelt es sich um ein Free Lunch, denn schließlich muss man nur kurzfristige Rücksetzer aushalten und kann langfristig von den steigenden Preisen des XIV profitieren. In Volatilitätsdips bzw. Kursrückgängen im XIV könnte man sogar noch nachkaufen um die Position aufzustocken.
Beeindruckende Kursperformance des XIV
Ein Blick auf den Chart bestätigt diesen Eindruck, denn der XIV hat in knapp 2,5 Jahren über 500 % Kursperformance erzielt. Nutzt man Rücksetzer für Nachkäufe, würde sich das Ergebnis zusätzlich verbessern.
Soweit zur Theorie. Optionen gibt es auf den XIV keine, jedoch auf den SVXY, der im Grundprinzip ähnlich funktioniert. Ansonsten kann man bei dieser tollen historischen Kursperformance auch den XIV direkt kaufen, denn ein Underlying, das langfristig nur steigt, ist eine ziemlich sichere Sache. Und sowohl der XIV als auch der SVXY können ja im Vergleich zum VXX „nur“ auf 0 fallen. Oder?
Der Todestag rückt näher
Und dann kam der 05.02.2018. An diesem Tag ist der Volatilitätsindex VIX um über 100% angestiegen:
Durch den extremen Anstieg der Volatilität wurden viele Händler, die beispielsweise den ersten VIX-Future short waren, gezwungen ihre Positionen zu liquidieren. Definierte Verlustschwellen von institutionellen Händlern oder auch Margin Calls könnten sie dazu gezwungen haben. Wenn man aus einem Short-Trade heraus möchte, muss man die Short-Positionen mit Käufen glattstellen. Was passiert aber, wenn das eine sehr große Anzahl an Händlern machen muss? Die Nachfrage steigt extrem an und damit der Preis. Durch diesen extremen Preisanstieg in den ersten VIX-Futures ist auch der XIV, der die VIX-Futures short ist, massiv unter Druck gekommen.
Das hat letztendlich dazu geführt, dass der XIV an diesem Tag um über 80% eingebrochen ist:
Volatility Tsunami
Unter Händlern wurde dieser extreme Volatilitätsanstieg übrigens Volatility Tsunami, oder auch Volpocalypse oder Volmageddon bezeichnet.
Da dieses Produkt mit den tatsächlichen VIX-Futures handelt, wäre es bei einem noch größeren „Volatilitäts Tsunami“ sogar möglich, dass der XIV negativ wird und Händler eventuell sogar eine Nachschusspflicht haben.
Um diesen Fall auszuschließen, ist in den Bedingungen des XIV definiert, dass er bei einem 80 % Tagesverlust zwangsliquidiert werden kann und so ist es letztendlich auch gekommen:
As discussed in more detail under “Specific Terms of the ETNs—Acceleration at Our Option or Upon an Acceleration Event” in this pricing supplement, an Acceleration Event includes any event that adversely affects our ability to hedge or our rights in connection with the ETNs, including, but not limited to, if the Intraday Indicative Value is equal to or less than 20% of the prior day’s Closing Indicative Value.
Was können wir daraus lernen?
Wir sind ehrlich: Wir haben diese extreme Entwicklung nicht vorgesehen und kannten auch die Klausel zur Zwangsliquidierung nicht. Unsere Depots hat es auch leicht betroffen, denn wir hatten Bull Put Spreads auf den SVXY gehandelt, die natürlich zum Totalverlust wurden.
Wichtig ist aber die Erkenntnis: Rechne immer mit dem absoluten Worst-Case und halte deine Positionsgröße klein. Im Optionshandel sollte man auch bevorzugt Spreads handeln, denn hier haben wir ein definiertes Risiko, so dass unsere Depots auf jeden Fall überleben werden.
Die Volatilität ist aber richtig angewendet ein super Handelsinstrument und im Anschluss von derartigen „Volatiliäts Tsunamis“ könnten wir überproportional profitieren.
Quelle: https://steadyoptions.com/articles/the-astonishing-story-behind-xiv-debacle-r328/
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